: Sicht im toten Winkel
Neuer Lkw-Spiegel könnte Radfahrerleben vor rechts abbiegenden Brummis retten
BERLIN taz ■ In den Niederlanden ist er schon seit Anfang 2003 Pflicht – gestern präsentierte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) ihn auch in Berlin: Ein so genannter Toter-Winkel-Spiegel soll Radfahrer besser vor rechtsabbiegenden Fahrzeugen schützen. Der Landesvorsitzende des ADFC, Benno Koch, forderte Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) auf, sofort zu handeln und den Spiegel auch in Deutschland gesetzlich vorzuschreiben. Er solle nicht auf die EU-Regelung warten, die erst ab 2006 einen weiteren Spiegel vorschreibt.
2002 starben in Deutschland 538 Fahrradfahrer im Straßenverkehr. Nach Einschätzung des ADFC sind bis zu 50 Prozent dieser Fälle auf das Problem des toten Winkels zurückzuführen. Die EU-Regelung sei völlig unzureichend, so Koch. Danach sollen ab 2006 nur Lastwagen über 7,5 Tonnen mit einem weiteren Spiegel ausgerüstet werden. Und nur Neuzulassungen sind betroffen, so dass der ADFC mit einer Umstellungszeit von 15 Jahren rechnet.
Der nach EU-Recht vorgesehene Spiegel verbessere die Sicht des Fahrers nur um 19 Prozent, erklärte der Mitentwickler des vorgestellten Spiegels, Wilm van Waes. Sein Spiegel – ein weiterer rechter Außenspiegel, der an der Frontscheibe installiert wird – verbessere die Sicht stattdessen um 34 Prozent. Waes’ Sohn wurde 1997 in den Niederlanden von einem Lastwagen beim Rechtsabbiegen tödlich erfasst. Daraufhin setzte sich Waes für eine gesetzliche Vorschrift des Spiegels ein. Die niederländische Regierung reagierte. Koch vom ADFC betonte, dass der 150 Euro teure Spiegel nicht mehr koste, als der nach EU-Recht geplante.
CHRISTIAN VATTER