: real-Markt in St. Pauli soll schließen
Metro-Tochter betrachtet den Riesensupermarkt als unrentabel und will ihn deshalb verkaufen. 100 MitarbeiterInnen betroffen. Am Freitag Betriebsversammlung und Infostand vor dem Geschäft. Ver.di beklagt Verlust eines Treffpunkts
Die Warenhaus-Kette real will sich von ihrem riesigen Supermarkt neben dem Feldstraßenbunker in St. Pauli trennen. Das Unternehmen betrachtet den Markt als dauerhaft unwirtschaftlich. „Das oberste Ziel ist es, für den Standort einen neuen Betreiber aus dem Einzelhandel zu finden“, versicherte real. So könnten die Arbeitsplätze der rund 100 Mitarbeiter erhalten werden. „Mit der Schließung des SB-Warenhauses verschwindet nicht nur ein zentraler Einkaufsplatz im Stadtteil“, kritisierte die Gewerkschaft Ver.di, „es geht auch ein sozialer Treffpunkt verloren“.
Der Supermarkt in St. Pauli gehört zu den 85 Geschäften, die real Anfang 2007 von der amerikanischen Kette Wal-Mart übernommen hat. Real gehört zur Großhandelsgruppe Metro. Vor Steuern und Zinsen machte real in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres 93 Millionen Euro Verlust. Im Vorjahreszeitraum waren es 149 Millionen.
Das Unternehmen versucht sich aus dieser misslichen Lage zu befreien, indem es seine Supermarktpalette genau unter die Lupe nimmt. Mitte des Jahres gab es bekannt, 27 Märkte in Deutschland bis Ende 2009 abgeben zu wollen. Jetzt sind nocheinmal sechs ehemalige Wal-Mart-Filialen dazu gekommen. Neue Märkte eröffne das Unternehmen vor allem im Ausland, sagte real-Sprecher Albrecht von Truchseß – ungefähr 15 pro Jahr. Hierzulande ist das schwieriger: Die Supermarktketten treten sich gegenseitig auf die Füße. 2007 habe real Warenhäuser in Lübeck und Wolfsburg eröffnet, 2008 eines in Mühlheim, sagte Truchseß.
Er versicherte, sein Unternehmen habe sich die Entscheidung über den Markt in St. Pauli nicht leicht gemacht. „Die Standorte, die wir jetzt abgeben werden, sind definitiv Märkte, wo wir auf lange Sicht keine Chance sehen, dass wir die betriebswirtschaftlich führen können“, sagte er. Sollte sich kein Unternehmen finden, das den Markt übernimmt, würden die Mitarbeiter in einem ordentlichen Verfahren des Interessenausgleichs entlassen.
Nach Angaben der Gewerkschaft Ver.di ist für den Freitagvormittag zu einer Betriebsversammlung eingeladen worden. Anschließend, von elf bis 17 Uhr wollen die Beschäftigten ihre Kunden an einem Infostand über die drohende Schließung informieren.
Der Supermarkt am Feldstraßenbunker existiere seit 1974. Die Belegschaft kenne sich nicht nur untereinander, sondern sie wisse auch genau über die Bedürfnisse ihrer Kundschaft Bescheid, sagte Katharina Sehne von Ver.di. GERNOT KNÖDLER