berliner szenen Mobilitätsproblem

Die falsche Weiche

Ich habe ein Mobilitätsproblem. Ich meine, das hat Herr Mehdorn zwar auch. Aber ich saß letzte Woche in einem Zug, der sich verfahren hat. Das muss man sich mal vorstellen. Der Intercity aus Hannover: falsch abgebogen! Statt auf das Gleis Richtung Wolfsburg zu fahren, standen wir plötzlich auf dem Richtung Braunschweig. Ist das zu fassen? Da fährt man einmal im Jahr mit der Bahn, und dann so was!

Einen Monat vorher ist schon mein Fahrrad gestorben. Joschi hat es auf dem Gewissen. Weil er sich draufgesetzt hat. Joschi hat Schuhgröße fünfzig und ist zirka drei Meter groß und zwei Meter breit. Wir haben uns zufällig vor dem Kaffee Burger getroffen, und wir hatten beide Lust auf Tanzengehen. Warum, sagten wir uns, im Kaffee Burger einen Euro Eintritt zahlen für schlechte Musik, wenn man in der Alten Kantine keinen Euro Eintritt zahlen muss für schlechte Musik und wir es dann außerdem beide nicht so weit nach Hause haben? Es war ein Mittwoch, die U-Bahn fuhr nicht mehr, und dann hatte Joschi die Idee mit dem Fahrrad. Er vorne, ich hinten drauf. Einen halben Meter weit sind wir gekommen, dann saß ich zwanzig Zentimeter tiefer, weil die untere Hälfte des Hinterrads sich plötzlich im Neunzig-Grad-Winkel zur oberen befand. Einfach eingeknickt, Rahmen verbogen. Mein Fahrradhändler wollt es auch nicht glauben.

Und jetzt fängt es auch noch an zu schneien. Ich bin nicht besonders gut zu Fuß und bei Glatteis geh ich nicht auf die Straße, sonst pack ich mich sofort hin. Außerdem haben meine Schuhe ein Loch am linken großen Zeh und eins in der Sohle rechts. Und neue kann ich mir nicht leisten. Deshalb bleibe ich zu Hause und warte. Vielleicht kommt ja mal jemand zu Besuch. Oder Frühling. LEA STREISAND