: Immer weiter üben
Die deutschen Turnerinnen unterliegen beim Länderkampf in Köln den Niederlanden recht deutlich
KÖLN taz ■ Die Sportler der Welt proben für die Olympischen Spiele. Allein die deutschen Turnerinnen üben für die Europameisterschaften, die in zwei Wochen in Amsterdam beginnen. Für die Spiele hatten sie sich bei der letztjährigen Weltmeisterschaft gar nicht erst qualifiziert, zum dritten Mal in Folge. Auch beim Ländervergleich gegen die Niederlande in Köln, der gleichzeitig als interne Qualifikation für die Europameisterschaft zählte, mühten sich die Aktiven am Ostersamstag vergeblich: Die Nachbarinnen gewannen bei Juniorinnen und Seniorinnen die Teamwertung und stellten jeweils die beste Einzelturnerin. Doch der Optimismus bei den Verantwortlichen des Deutschen Turner-Bundes ist seit Jahren ungebrochen. „Das können wir in Amsterdam aber schaffen,“ hörte man aus dem Trainerstab um die verantwortliche Petra Nissinen und kann sich nur wundern.
Nissinen hatte als Bundestrainerin mit einem beachtlichen achten Platz bei der Weltmeisterschaft 2001 begonnen, nun rangieren ihre Schützlinge noch hinter den Niederlanden und die waren zuletzt 16. in der Welt. Dabei haben sich die individuellen Leistungen der Turnerinnen stetig verbessert. Die 19-jährige Lisa Brüggemann wusste am Samstag mit einem fehlerfreien Auftritt in eigener Halle durchaus zu beeindrucken. Nur: Die anderen Nationen sind besser.
Die promovierte Biomechanikerin Nissinen hatte im vergangenen Jahr alles daran gesetzt, die Übungsveranstaltungen der Turnerinnen in Köln zu konzentrieren. Unter der Führung des von ihr hoch verehrten Professors der Sporthochschule Köln Gert-Peter Brüggemann und der weißrussischen Trainerin Shanna Poljakova sollte das Projekt ‚Athen 2004‘ die Deutschen endlich wieder in den Kreis der zwölf besten Nationen bringen, die bei den Olympischen Spielen im Teamwettkampf antreten. Das Projekt scheiterte bei der Weltmeisterschaft im kalifornischen Anaheim. Zurück blieben frustrierte Heimtrainer und, viel schlimmer, enttäuschte junge Turnerinnen. Eine als ‘Auswertebericht‘ betitelte Rückschau von Nissinen entbehrt vor allem der Selbstkritik. Allem zum Trotz hält der Präsident des Deutschen Turner-Bundes Rainer Brechtken weiter an ihr fest und sie an ihrem Kölner Konzept. Nun gilt es, in Amsterdam zu glänzen und zu strahlen, nicht zuletzt damit sich das Nationale Olympische Komitee entschließt, die zwei Einzelstartplätze in Athen zu beschicken. Beste Aussichten darauf haben Lisa Brüggemann, Tochter des Kölner Professors, sowie Yvonne Musik und Birgit Schweigert aus Hoffnungsthal. Letztere musste wegen einer Viruserkrankung auf einen Start in Köln verzichten, wurde aber für die Europameisterschaft nominiert.
Wäre Präsident Brechtken am Ostersamstag nach Köln gereist, er hätte sich von recht ansprechenden Übungen überzeugen können. Aber auch davon, dass das ‚Kölner Projekt‘ der Bundestrainerin Nissinen wohl nicht ausreicht, um die deutschen Kunstturnerinnen auf olympische Höhenflüge vorzubereiten. Immerhin wurde für Amsterdam mit Ulla Koch eine Trainerin aus Hoffnungsthal nominiert. SANDRA SCHMIDT