: Ausgezeichnete Falten
Für die Imageförderung von älteren Menschen erhält Herten die Auszeichnung die „Goldene Falte 2004“. „Wir haben mehr 70- als 7-Jährige“, sagt der stolze Oberbürgermeister Bechtel (55 Jahre alt)
VON NATALIE WIESMANN
Die Stadt Herten tut viel für das Image von Senioren, befand das Büro gegen Alterskriminierung „Badis“ und überreichte Bürgermeister Klaus Bechtel (SPD) am Mittwoch Abend die „Goldene Falte“. Diesen Preis verleiht das bundesweit tätige Kölner Büro seit 2000 alle zwei Jahre für Handlungen oder Medienberichte, die ein differenziertes und positives Altersbild vermitteln. Herten gehöre zu den wenigen Kommunen in Deutschland, in der sich BürgerInnen, Rat und Verwaltung mit der Projektidee „Vital 50plus“ seit Jahren mit dem Älterwerden der Bevölkerung auseinander setzen, lautet die Begründung.
„Das Image von Menschen über 50 ist in Deutschland hundsmiserabel“, sagt Hanne Schweitzer, Vorsitzende von Badis. Keine andere Stadt sei so vernetzt und engagiert wie Herten, um das Bild zu verbessern. Und das tue sie trotz der Haushaltslage „freiwillig und ohne EU-Töpfe“, so Schweitzer.
Seit 1992 existiert in der Kleinstadt eine Sektion der Dortmunder Altenakademie und seit zehn Jahren finden in Herten jährlich auf RentnerInnen zugeschnittene Kultur- und Sportveranstaltungen statt. Gespräche mit Unternehmen wie dem Chemie-Institut Fresenius über die Beschäftigung älterer Menschen gehören ebenfalls zum Projekt: „Es liegt so viel Erfahrung und Wissen brach“, sagt Bechtel. Man wolle von den Älteren so lange wie möglich profitieren und sie nicht einfach mit Mitte 50 in Rente gehen lassen. „Wir haben mehr 70-Jährige als 7-Jährige“ in Herten, weiß er. Seine Stadt ist keine Ausnahme: Die Revierbewohner altern 10 Jahre schneller als der Rest der Republik, sagen Bevölkerungsprognosen voraus.
„Wir haben das Thema Alter positiv besetzt“, sagt das Stadtoberhaupt mit stolzer Stimme. Auf einer Veranstaltung im vergangenen Sommer zu „Senioren und Gesundheit“ in Bochum sei er den Mitgliedern von badis aufgefallen: „Alle haben über Krankheiten und altersgerechte Betreuung gesprochen, nur ich nicht“, sagt der Bürgermeister. Er habe statt dessen das Potential der fitten Senioren zum Thema gemacht, die sich nicht nur betreuen und „bespaßen“ lassen wollten. „Die Augen der Badis-VertreterInnen haben geleuchtet“, erinnert er sich gerne zurück. „Bechtel war ein Lichtblick auf der Veranstaltung in Bochum“, bestätigt Schweitzer. Deshalb habe sich ihr Büro schon im Sommer entschieden, den Preis an Herten zu vergeben.
Der Bürgermeister wird im Herbst nicht mehr kandidieren, sondern sich ganz seiner Softwarefirma widmen. „Davor will ich für die Emscher-Lippe-Region noch eine Internet-Jobbörse für Menschen ab 50“ , verspricht der 55-Jährige.