a última verdade : Plan erfüllt!
Das Wort aus Deutschland: „Drei Schwalben – ein Elfer“, das wäre doch mal eine sinnvolle Ergänzung des Reglements
Nach vier Jahren können wir Zuschauer endlich wieder ein Fußballturnier mit menschenwürdigen Anstoßzeiten verfolgen. Bis zum zweiten Spiel des Sonntags war die EM daher für meine Fußballguckgemeinschaft nach Plan gelaufen. Die Statistik verzeichnet bis zu diesem Zeitpunkt zwei gemeinsame Abendessen, eine Überraschung (Portugals Niederlage im Eröffnungsspiel), einen beherzt aufspielenden Außenseiter (Griechenland) und eine Routine: Die kroatischen Spieler fallen nicht nur durch bösartige Fouls auf, sondern bei jeder sich bietenden Gelegenheit um. „Drei Schwalben – ein Elfer“ wäre eine sinnvolle Ergänzung im EM-Reglement.
„Seht, Kroaten, so wird das gemacht!“, sangen wir denn auch, als England gegen Frankreich antrat. Hier wälzte sich keiner unnötig auf dem Rasen, es gab keine überflüssigen Diskussionen mit dem Schiedsrichter. Und genau darauf hatten wir uns gefreut, auf eine schöne, schnelle Partie ohne Unterbrechungen. Völlig unvorbereitet allerdings traf uns die Dramatik des Spiels. Wir waren doch noch am Anfang der Vorrunde, nach eineinhalb Spieltagen kaum warm gelaufen, aber schon verlangten uns die Ereignisse alles ab, jaulten und seufzten wir wie sonst nur ab dem Viertelfinale. Getränke ging auch längst keiner mehr holen.
„Werden wir noch einmal ein so spannendes Spiel sehen?“, fragte Herr Tomaczek später am Abend. Es klang ein bisschen traurig, so, als hätten wir just das Finale erlebt und damit auch den Abschluss der gemeinsamen Fußballzeit. Wir sahen uns an und überlegten. „Deutschland – Holland?“, schlug Herr Gester vor, „Spanien – Portugal?“ Alle schüttelten die Köpfe. „Ein abgewehrter Elfmeter bei der Chance zum Zweinull, ein geniales Freistoßtor, ein Riesenfehler in der vorletzten Minute, ein Elfmeter in der letzten Minute“, zählte Frau Awal an den Fingern ab, „dazu das Tempo … Mehr geht nicht.“ Das Telefon klingelte. Privatdozent Streiff jubilierte: Alles, alles habe er vorausgesehen, nicht nur das Ergebnis! Er hätte wetten sollen! Schon beim Vorbereitungsspiel Frankreichs gegen die Ukraine habe Zidane in letzter Sekunde alles klar gemacht, Beckham fange sich wieder, der sei inzwischen älter und erfahrener, kein Vergleich mit 1998 gegen Argentinien, der werde eine zu allem entschlossene englische Mannschaft ins Finale führen, die dort selbstverständlich erneut auf Frankreich träfe, und das gäbe dann den Knaller, ein Jahrhundertspiel, wie es die Welt noch nicht gesehen hat.
Dieser Plan wurde einstimmig angenommen.
CAROLA RÖNNEBURG