The new loud: Erlend Øye und Turner im Click : Das Bollern der Zitatenmaschine
Ups, auf dem Albumcover springt er ins Bild – der junge Mann mit der großen Brille, über den zur Zeit viel geredet wird. Sein Name ist Erlend Øye, er ist DJ, aber weil er weiß, das das heute nichts mehr zu bedeuten hat, ist er noch mehr als das: Er singt, schreibt Songs, ist ein Singer-Songwriter. Und weil man das komisch findet hat, man ihm ein Label gegeben, über das man stolpern kann: Er ist der Singing DJ.
Wir hören ein Singen im Raum – so tönt auch das erste Sample auf Øyes neuem Album in der DJ-Kicks-Reihe bei !K7-Records. Irgendwann setzt der Beat ein und dann die eigene Stimme. Ein wenig wie a-ha – ein norwegisches Goldkehlchen, dessen Stimmchen so schön klingt wie bei den Kings Of Convenience, mit denen er einst das neue Indiepop-Motto Quiet is the new loud in die Welt wisperte.
Weil Øye so herrlich durch die Szenen springt, könnte es im Click eng werden, denn das werden sich auch Techno- und Elektro-Skeptiker kaum entgehen lassen wollen – schließlich tritt der in Berlin lebende Øye gemeinsam mit dem Hamburger Autoren-DJ Turner im Singing-DJ- Doppelpack auf.
„Oft mischen DJs ja schon ein paar Takte des Stücks unter, das als nächstes kommt. Ich mache das auch, nur kündige ich den Track nicht an, indem ich ihn spiele, sondern indem ich eine Strophe des Textes singe“ erklärt Erlend Øye seine etwas andere Strategie. Dann bollert‘s in der Zitatmaschine – etwa wenn er eine Remixversion von Röyksopps „Poor Leno“ mit auf das Album nimmt, doch den (von ihm ehemals selbst gesungenen) Text durch „There Is A Light That Never Goes Out“ von den Smiths ersetzt. Ein gesungener Remix im Quadrat gewissermaßen, bei dem Fans und Kritiker in Verzückung geraten.
Und das wohl zurecht. Denn da ist endlich mal einer, der zwischen Pop und Elektronik keinen Unterschied macht und im Club genauso nett aussieht wie im Gitarrenschuppen um die Ecke. Der Gitarre spielen kann, singen, ganz ohne Scheuklappen. Großer Wurf von einem ziemlich unberechenbaren Elektronik- Freigeist. Ärgerlich dagegen weiterhin die Superspät-Termine im Click. Für Mitternacht angekündigt wird man Erlend Øye wohl kaum vor (schätzungsweise) zwei Uhr vor‘s Mikro bekommen.
Marc Peschke
Donnerstag, 24 Uhr, Click