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Archiv-Artikel

ottofado: 52 zeilen für deutschland

Von TOK

Klar war man für die Tschechen. Doch Trauer war nicht die erste Reaktion nach dem Silver Goal der Griechen. Es war eher eine Art Bestürzung. Der erste Gedanke nach dem Abpfiff: Um Gottes willen, das wird doch jetzt bloß nicht der Rehhagel! Doch, doch, kein böser Traum das alles, für den Boulevard ist er es schon. Die einschlägigen Boulevardzeitungen waren gestern Otto-Rallala und werden es vermutlich auch bleiben. „Jetzt muss Rehakles Deutschland retten“, titelte Bild. Die B. Z. aus Berlin schlagzeilte im gleichen Atemzug: „Otto für Deutschland!“ Ja, Deutschland retten! Gute Idee! Deutschland reformieren! Fit machen für den globalen Wettbewerb in zwei Jahren! In die Ausbildung talentierter Nachwuchskräfte investieren! Das marode System umkrempeln! Jaaa: Rehhagel soll Kanzler werden – und gefälligst die Finger vom Fußball lassen.

Okay, zugegeben, so hatten es Bild und Konsorten natürlich nicht gemeint. Aber retten, den deutschen Fußball? Allein wegen der Rehhagel-Kampagne muss man an deren Sachverstand zweifeln. Richtig bitter wird es allerdings, wenn – wie in der Bild – weitere Kandidaten ins Spiel gebracht werden. Klar, Breitner wird gefragt, ist ja schließlich Bild-Kolumnist. Der unvermeidliche Matthäus natürlich, ist ja immerhin Trainer von Ungarn. Und der nachweislich miserable Trainer Winfried Schäfer, ist ja schließlich, na ja, Trainer eben. Der darf dann auch noch so Sätze sagen wie: „Wenn der DFB etwas von mir will, kann er mich anrufen.“ Hey, wer sollte jemals was von Schäfer wollen? Aber momentan ist scheinbar jeder Trainer gefragt, der bei drei nicht auf den Bäumen ist. Fehlt eigentlich nur noch Beckenbauer. Deutschland, rette sich, wer kann! TOK