KUNSTRUNDGANG : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Früher oder später stolpert man derzeit über David Lynch. Etwa wenn sein Oeuvre die Basis für den Lynchmob bildet, der das .HBC, das ehemalige ungarische Kulturzentrum, mit seinem kühlen Beton und den wohligen Holzverkleidungen in ein unheimliches, esoterisch und sadomasochistisch aufgeladenes Gebäude verwandelt. Gleich einem nicht linearen Film wandelt man entlang Burleskem und anderen Psychosequenzen. Im Fenster liegt eine Frau in einem Haufen Sperrmüll, mit dem sie verwachsen scheint. Das Ich, das sich hier mit dem Alltäglichen zugemüllt hat, bleibt genauso anonym wie viele der TeilnehmerInnen. So auch der Mann mit Zwirbelbart, der an einem Schreibtisch vor einem Teller Doughnuts sitzt und düstere Polaroids von Wäldern sortiert. Nebenan wird derweil gebohrt, dass man Angst bekommt. Und auch der Kuckuck aus der silbernen Kuckucksuhr ward nicht mehr gesehen. Dann trifft man wieder ganz unvermittelt auf Lynch. Wie in „Out In The Light“, einem 17-minütigen Kurzfilm von Katja Eydel, Martin Ebner und Klaus Weber. Auch hier fordern nichtlineare Strukturen die Psyche und den schmalen Grat von Phantasmen und Realitäten. Während einer gemeinsamen Reise durch die Türkei sammelten die drei unabhängig voneinander Filmmaterial. Entstanden ist so ein verstörender wie spannender Film über das Erinnern: Nachdem ein Komet auf die Erde fällt, verschwinden zunächst die Tiere, dann die Menschen. Eine Gottesanbeterin, auf der Hand Gottes sitzend, spricht von einer riesigen Psychatrie unter der Erdoberfläche. Aus dem Loch, das der Komet gerissen hat, scheint dabei etwas zu strömen, das sich nicht benennen lässt. Es ist mehr als Magnetismus und weniger als Zeit. Ein magazinartiges Psychogramm menschlichen Kontrollverlusts, in dem die BetrachterInnen auch mit ihrer eigenen Erinnerung zu kämpfen haben.
Lynchmob: bis 21. Februar, Di–Sa 13–19 Uhr, HBC-Kollektiv, Karl-Liebknecht-Str. 9 Forum: Eydel, Ebner, Weber: Out In The Light: 11. 2., 16 Uhr,CinemaxX 6; 13. 2., 21.30 Uhr, Arsenal 2, Potsdamer Platz, www.berlinale.de