: Hamburger Nockerl
Der neue Schill heißt Dirk Nockemann und will einen anderen Stil als Behördenleiter pflegen. SPD und GAL befürchten eher, dass alles beim Alten bleibt. Staatsratsposten ist noch unbesetzt. Sondersitzung der Bürgerschaft abgelehnt
von PETER AHRENS
Wenn ein Innensenator im Rathaus dieser Tage eine Pressekonferenz mit dem Satz eröffnet: „Meine Damen und Herren, wie meine letzte Nacht war, können Sie sich vielleicht ausmalen“, dann zuckt das journalistische Corps erstmal zusammen. Doch der designierte Schill-Nachfolger Dirk Nockemann wollte gar keine Bettgeschichten ausbreiten, sondern nur mitteilen, dass er sich die Entscheidung gut überlegt habe. Nockemann heißt also der neue Schill, und er stellt selbst fest: „Die Kontinuität muss gewahrt bleiben.“ Genau das befürchtet die Opposition von SPD und GAL auch.
Nockemann habe sich als stellvertretender Fraktionschef in der Bürgerschaft als „rechter Eiferer hervorgetan“, sieht GAL-Fraktionsvorsitzende Christa Goetsch „die Fortsetzung von Schill mit anderen Mitteln“. Ihr SPD-Kollege Walter Zuckerer erinnert daran, dass Nockemann im Parlament „immer für einen Ordnungsruf gut“ gewesen sei. Als Schill seine ausländerfeindliche Rede im Bundestag gehalten hatte, verteidigte ihn Nockemann mit dem Satz, Zuwanderer seien „Brückenköpfe fremder Kulturen, gegen die wir unsere Kultur verteidigen müssen“.
Darauf angesprochen, gab sich der Senator in spe gestern so, als habe er Kreide gefressen: „Es ist etwas grundsätzlich anderes, eine Behörde zu führen, als ein Bürgerschaftsmandat wahrzunehmen.“ Er werde als Behördenchef einen Führungsstil pflegen, bei dem er auch offen für Kritik sei: „Das ist sicherlich ein etwas anderer Stil als bei meinem Vorgänger.“ Ebenso wie Fraktionschef Norbert Frühauf ist er überzeugt davon, dass Ronald Schill ihm keine Knüppel zwischen die Beine werfen werde: „Er will ja nicht sein eigenes Lebenswerk zerstören.“ Zudem sei es offiziell ja noch gar nicht sicher, ob Schill sein Bürgerschaftsmandat als Abgeordneter überhaupt annehmen werde.
Genauso offen ist auch noch dieStaatsratsfrage in der Behörde. Im Gespräch ist der Schill-Abgeordnete Reinhold Schaube, es gebe aber auch noch andere Kandidaten, mit denen er bereits gesprochen habe, sagte Nockemann. Mit der Entscheidung werde er sich Zeit lassen.
Der Senator könnte in der ersten Sitzung der Bürgerschaft nach der Sommerpause am 3. September gewählt werden. Über Bürgerschafts-Neuwahlen, wie von SPD und GAL gewünscht, wird dann aber noch nicht abgestimmt. Dazu müsste eine Sondersitzung einberufen werden. Einen entsprechenden Antrag der GAL lehnte der Senat ab.
Anders als Schill sieht Nockemann übrigens „keine Veranlassung, im Dienst eine Waffe zu tragen“. Und dass sein Verhältnis zu seinem Amtsvorgänger zuletzt zerrüttet gewesen sei, das sei „Schnee von gestern“. Immer diese Anspielungen.
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