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Archiv-Artikel

Hängen geblieben zwischen Himmel und Erde

Der Sky Trains am Düsseldorfer Flughafen funktioniert noch immer nicht richtig. Die zur Hälfte städtische Flughafengesellschaft will mit dem Hersteller Siemens über Schadensersatz verhandeln. Grüne fordern Konsequenzen

DÜSSELDORF taz ■ Fünfzehn Menschen hingen am Montag eine Dreiviertelstunde lang fest zwischen Himmel und Erde. Ein technischer Defekt hatte den so genannten Sky Train, die mittlerweile als „Pannen-Train“ verspottete supermoderne Magnetbahn am Düsseldorfer Flughafen, zum Stehen gebracht. Erst nach drei Stunden Pause konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden.

Seit der verspäteten Inbetriebnahme im Sommer 2002 reißt die Pannenserie des von der Firma Siemens gebauten Sky Trains nicht ab. Poröse Schweißnähte und defekte Datenleitungen zwangen die Bahn immer wieder zum Stillstand. Für die Düsseldorfer Flughafengesellschaft sind Fabrikationsfehler des Herstellers der Grund für die Ausfälle, deshalb fordert sie nun Schadensersatz von Siemens. „Es gibt Störungen, die im regulären Betrieb passieren können. Was hier passiert, ist unvorhersehbar“, sagt Flughafensprecher Torsten Hiermann. Nach Ende der Sommerferien soll ein Spitzengespräch zwischen Flughafenchef Rainer Schwarz und dem Vorstand der „Siemens Transportation Systems“ stattfinden. „Wir erwarten einen Zeitplan für ein Sanierungskonzept, und Geld für die Ausfälle“, sagt Hiermann. Von einer möglichen Kündigung des Vertrages wolle er zwar nichts wissen, dennoch gäbe es im Notfall einen „Plan B“, so Hiermann.

Welche Summe der Flughafen von Siemens fordern will, bleibt geheim, die Ausgangslage der Verhandlungen ist schwierig. Größter Vorteil des Flughafens: Er hat den vollen Kaufpreis für die 115 Millionen Euro teure Bahn noch nicht bezahlt. „Wir bezahlen erst, wenn die Bahn voll funktionstüchtig ist“, sagt Hiermann. Doch auch Siemens hat einen Trumpf in den Verhandlungen: Die komplizierte Technik für den fahrerlosen Sky Train kann nur schwer von einem anderen Unternehmen betrieben werden, eine Umstellung auf Handbetrieb dürfte nach Siemens-Angaben noch teurer werden. „Dafür ist die Bahn nicht ausgerichtet“, sagt Unternehmenssprecher Bernd Edelmann.

Der Sky Train ist nicht das einzige Siemens-Produkt, das einer Tochtergesellschaft der Stadt Düsseldorf Probleme bereitet. Seit Monaten liegen die Verkehrsbetriebe Rheinbahn mit Siemens im Clinch, weil das Unternehmen nach zahlreichen Defekten und Fabrikationsfehlern 51 Straßenbahnen vom Typ „Combino“ zurückrufen musste (taz berichtete). Zudem streitet man über die Übernahme von Reparaturkosten in Millionenhöhe. Ein ähnliches Desaster wie mit den Combinos erwartet Siemens beim Sky Train jedoch nicht: „Es gibt zwar Qualitätsprobleme, aber keinen Fehler im System. Das Gesamtkonzept müssen wir nicht überdenken“, sagt Sprecher Edelmann.

Genau das aber fordert die Düsseldorfer Opposition. Die Stadt, der 50 Prozent der Flughafengesellschaft gehören, müsse den Druck auf Siemens erhöhen, sagt Norbert Czerwinski, grüner Ratskandidat und Sprecher der grünen Landesarbeitsgemeinschaft Verkehr. „Langsam muss der Geduldsfaden reißen, der Imageschaden für den Flughafen ist enorm“, sagt er. Er fordert den Bau einer Stadtbahnlinie vom Flughafenbahnhof zum Terminal: „Dann könnte man den Sky Train still legen.“

Eine Trennung von Siemens, immerhin einer der größten Industriearbeitgeber der Stadt, wird mit der regierenden CDU aber kaum zu machen zu sein. „Natürlich ist das alles keine befriedigende Angelegenheit“, sagt ein Stadt-Sprecher. Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) habe aber nicht vor, direkt in die Verhandlungen einzugreifen.KLAUS JANSEN