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Archiv-Artikel

Betr.: kinotaz nord

A

Australia Australien/USA 2008, R: Baz Luhrmann, D: Nicole Kidman, Hugh Jackman

„Nach ‚Moulin Rouge‘ hat der australische Regisseur Baz Luhrmann nun ein opernhaftes Epos über die Vergangenheit seiner Heimat gedreht. Es geht um die englische Aristokratin Sarah Ashley (Nicole Kidman), die im Jahr 1939 in Australien den vom Ruin bedrohten Besitz ihres ermordeten Mannes retten muss. Gemeinsam mit einem Viehtreiber (Hugh Jackman) und einem Mischlingsjungen lässt sie 1500 Rinder durch die Wildnis zum Verkauf in die Hafenstadt Darwin treiben, die einem Bombenangriff der Japaner zum Opfer fällt. Western, Melodram und Kriegsfilm vereinen sich hier in drei Akten zu einem bildgewaltigen, aber in die Länge gezogenen Werk.“ (Rheinischer Merkur ) HB, HH

B

Bedtime Stories – Gute Nacht Geschichten USA 2008, R: Adam Shankman, D: Adam Sandler, Guy Pearce

„Sich für Kinder Gute-Nacht-Geschichten auszudenken, bietet talentierten Erzählern grenzenlose Möglichkeiten fantasievollen Austobens. In ‚Bedtime Stories‘ hockt sich nun Adam Sandler abermals als leicht entrückter Underdog ans Bett von Neffe und Nichte und merkt, dass er mit Hilfe seiner Geschichten die Wirklichkeit beeinflussen kann. Von Fabulierkunst ist das allerdings alles weit entfernt: Während bei den eingesprenkelten Märchenonkeleien die Ideenarmut mit Effekt-Trara übertüncht wird, bietet die Handlung kaum mehr als schematische, familienselige Hollywoodunterhaltung.“ (tip) H, HB, KI

Berlin Calling Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel

„Feines Porträt eines Technomusikers, gedreht an Original-Schauplätzen der Clubszene von Berlin. Drogen, Liebe, Wahnsinn – alles ist drin in dem dritten Film von Regisseur Hannes Stöhr (‚Berlin is in Germany‘, ‚One Day in Europe‘). Technomusiker Paul Kalkbrenner, der hier neben Filmgrößen wie Corinna Harfouch sein Schauspieldebüt gibt, spielt den Musiker Ickarus, der zwischen Albumproduktion und geschlossener Anstalt steht. Nicht nur ein Film für Clubgänger.“ (tip) H, HH

Bolt – Ein Hund für alle Fälle USA 2008, R: Byron Howard, Chris Williams

„Einen Hund, der als Superheld einer Fernsehserie ein Mädchen beschützt und diese Fiktion für Realität hält, verschlägt es in die raue Wirklichkeit, als sein Frauchen entführt wird. Zusammen mit einer Straßenkatze und einem Hamster, der sich als sein größter Fan entpuppt, macht sich der Vierbeiner quer durch Amerika auf die Suche nach dem Kind. Der erste auch für eine 3D-Auswertung konzipierte Animationsfilm aus dem Hause Disney unterhält dank liebevoll entworfener Charaktere, hübscher Wortwitze und frecher Persiflagen und erteilt nebenbei anrührende, nicht allzu kitschige Lektionen in Sachen Freundschaft und Zusammenhalt.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Bride Wars - Beste Feindinnen USA 2008, R: Gary Winick, D: Anne Hathaway, Kate Hudson

„Wie aus besten Freundinnen die ärgsten Feindinnen werden: Weil sie beide das Datum ihrer Hochzeit auf denselben Termin festgesetzt haben, machen sich eine Lehrerin und eine Rechtsanwältin in den drei Monaten davor das Leben gegenseitig zur Hölle. Weil sie dabei auch ihre Intelligenz und ihren gesunden Menschenverstand suspendieren, wird das Anschauen dieser witzlosen Komödie für den Zuschauer zur Qual - und nebenbei zu einem Argument gegen Hochzeiten der opulent-aufgeplusterten Art.“ (tip) HB, HH

Buddenbrooks Deutschland 2008, R: Dr. Heinrich Breloer, D: Armin Mueller-Stahl, Iris Berben

„Über drei Generationen hinweg schildert Thomas Mann in seinem Roman den Aufstieg und Fall einer Lübecker Kaufmannsfamilie im 19. Jahrhundert. Die schnelle Abfolge von Erfolg und Niederlage, von Glück und Tod stürzt die Familie in ein Wechselbad der Gefühle. Allzu oft werden diese Schicksalsschläge von schwerem Unwetter mit Blitz und Donner begleitet. Das ist pures Klischee, und doch gelingt es dem Film mit beeindruckender Souveränität, jeden Anflug von Pathos zu vermeiden. Keine großen Gefühle, sondern verhaltene Trauer - und am Ende ein Gefühl der Wehmut, das die Bilder lange nachwirken lässt.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KI, OL

C

Chihiros Reise ins Zauberland Japan 2002, R: Hayao Miyazaki

„Nach dem Goldenen Bären von Berlin ist das Werk des Schöpfers von ,Prinzessin Mononoke‘ 2002 auch noch mit dem Oscar für den besten Animationsfilm ausgezeichnet worden. Mit seiner Zeichenkunst, die Elemente aus der japanischen Kultur mit Zitaten aus westlichen Märchengeschichten verbindet, ist Hayao Miyazaki erneut ein Werk gelungen, das auf zauberhafte Weise und mit überwältigender Phantasie die Abenteuer der kleinen Chihiro in einem Zauberland zeigt, dessen fressende, kotzende und dann wieder ganz manierliche Spukbewohner sie sich mit einer hinreißenden Mischung aus Ängstlichkeit und Mut gefügig macht.“ (Neue Zürcher Zeitung) HH

Chiko Deutschland 2007, R: Özgür Yildirim, D: Denis Moschitto, Moritz Bleibtreu

„,Chiko‘, ein türkischer Kleinganove, und sein Kumpel Tibet träumen davon, eines Tages im weißen Mercedes über das harte Pflaster ihres Viertels zu gondeln und der Kiezgröße Brownie das Revier streitig zu machen. Mit viel Schmackes hat Özgür Yildirim diesen von Fatih Akin produzierten Hamburger Gangsterfilm inszeniert, rüde und ungestüm wie seine Helden. Auch ein wenig Protzgehabe ist dabei, wenn Yildirim dem Zuschauer in den Dialogen ständig Slangausdrücke um die Ohren haut, um zu beweisen, wie gut er die Straße kennt, oder wenn er bei Gewaltszenen das zeigt, was besonders weh tut. Doch mit genauem Blick, zupackender Inszenierung und viel Humor erschafft er schillernde Figuren, die ihre Herkunft aus anderen Filmen wie Martin Scorseses ,Hexenkessel‘ immer mehr vergessen lassen.“ (Der Spiegel) HH

E

Effi Briest Deutschland 2009, R: Hermine Huntgeburth, D: Julia Jentsch, Sebastian Koch

„Hermine Huntgeburths Neuinterpretation des klassischen Stoffes geradezu undogmatisch. Ihr Film hält sich eng an die literarische Vorlage und entwickelt doch ein erstaunliches Eigenleben. Trotz historischer Dekors wirkt die Geschichte alles andere als altmodisch. Im Gegenteil: In jeder Szene spürt man die Hingabe, die Begeisterung und die Souveränität, mit der sich die Regisseurin und ihr glänzendes Ensemble den Roman angeeignet haben. Hermine Huntgeburth (“Die weiße Massai“, „Bibi Blocksberg“) sieht in Effi nicht das Opfer einer gnadenlosen Gesellschaft, sondern eine freiheitsliebende Frau, die selbstbewusst ihren Weg geht. Das macht sie auch im Jahr 2009 zu einem Kind ihrer Zeit - und zu einem echten Vorbild für freche Mädchen und wilde Hühner.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KI, OL

Ein Leben für ein Leben – Adam Resurrected Deutschland/USA/Israel 2008, R: Paul Schrader, D: Jeff Goldblum, Willem Dafoe

„Verfilmung eines israelischen Romans um einen Holocaust-Überlebenden, der in einem Sanatorium mit den Traumata seiner KZ-Erfahrung ringt. In der Heilanstalt reißt die Begegnung mit einem Jungen, der sich für einen Hund hält, alte Wunden auf. Das virtuos entwickelte Drama verzahnt geschickt die verschiedenen Zeitebenen und macht die Verstörung der Hauptfigur bildästhetisch sicht- und nachfühlbar, wobei sich die Unfassbarkeit des thematisierten Grauens in bisweilen surreal anmutenden, bizarr-grotesken Motiven manifestiert. Einmal mehr stellt sich die Frage, wie nach Auschwitz Glaube - sei es an Gott, sei es an die Menschen - möglich sein kann.“ (filmdienst) HB, HH

Er steht einfach nicht auf Dich USA 2008, R: Ken Kwapis, D: Scarlett Johansson, Drew Barrymore

„Beziehungskomödie, die auf dem Bestseller der „Sex & The City“-Autoren Greg Behrendt und Liz Tucillo beruht. Hollywood-Frohnatur Drew Barrymore produzierte diesen oft vergnüglichen Episodenfim über drei verkorkste Paare in Baltimore. Das frisch aufspielende Ensemble besteht aus Stars und tollen Newcomern. Bloß, dass alles sehr fernsehhaft aussieht und am Ende ein Happy-End ums andere ausgemalt werden muss, nervt ein bisschen.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

F

Freitag der 13. USA 2009 D: Marcus Nispel, D: Jared Padalecki, Danielle Panabaker

„Das Erfolgsteam hinter dem „Texas Chainsaw Massacre“-Remake verabreicht einer weiteren Ikone des Slasher-Kinos eine Frischzellenkur. Seit Blockbuster-Garant Michael Bay (“Transformers“) 2003 mit einer durchgestylten Neuauflage vom „Texas Chainsaw Massacre“ für Furore sorgte, fabriziert seine Produktionsfirma Platinum Dunes Horrorklassiker-Remakes am laufenden Meter. Nach „Amityville Horror“ und „The Hitcher“ holt Bay jetzt mit „Massacre“-Regisseur Marcus Nispel die legendäre Slasher-Filmreihe „Freitag der 13.“ aus der Versenkung.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Der fremde Sohn USA 2008, R: Clint Eastwood, D: Angelina Jolie, John Malkovich

„Ihr Sohn verschwindet spurlos, Monate später bringt die Polizei ihr einen fremden Jungen: So beginnt der größte Albtraum für Angelina Jolie als Single-Mutter. Was sich Drehbuchautoren nicht dramatischer ausdenken können, hat sich tatsächlich zugetragen. Der Fall Christine und Walter Collins gilt als einer der größten Skandale seiner Art in der US-Geschichte. Und Clint Eastwoods Verfilmung steht dieser Größe in nichts nach. Stilistisch erinnert sein Porträt der Schattenseite von Los Angeles an die Klassiker ‚L. A. Confidential‘ und ‚Chinatown‘. Gradlinig und mit ruhigen Einstellungen erzählt der oscarverwöhnte Altmeister (‚Million Dollar Baby‘) die ergreifende Story und vertraut dabei ganz auf die schauspielerische Klasse seiner Hauptdarstellerin Angelina Jolie!“ (Cinema) H, HB, HH, KI, OL

Frost/Nixon USA/Großbritannien/Frankreich 2008 , R: Ron Howard, D: Michael Sheen, Frank Langella

„„Frost/Nixon“ rekonstruiert ein Marathon-Interview des britischen TV-Moderators David Frost mit dem früheren US-Präsidenten Richard Nixon im Jahr 1977. Das Interview schrieb Geschichte, weil Nixon darin seine Verstrickung in den Watergate-Skandal zugab. Hollywood-Regisseur Ron Howard (“Apollo 13“) inszeniert das Duell der beiden Männer als eine packende rhetorische Schlacht - und schafft es, das Kinopublikum mitten in diesen Waffengang mit Worten hineinzuziehen. Dabei ist der Dampfplauderer Frost dem gewieften Taktiker Nixonzunächst unterlegen. Mit einer Mischung aus Vergnügen und Verdruss verfolgt der Zuschauer, wie der Jetset-Journalist, der wenig Erfahrung mit Politiker-Interviews hatte, von seinem Gegenüber glatt über den Haufen schwadroniert wird. Howards Film legt nahe, dass Nixon im Laufe des Interviews erkannte, dass er durch ein Schuldgeständnis vielleicht verhindern könnte, als ewiger Lügner in die Geschichte einzugehen. Zwar vollzieht sich Frosts Wandlung zum harten investigativen Reporter im Film etwas abrupt - doch selten war Reden über Politik so mitreißend wie in diesem für fünf Oscars nominierten Film.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI

G

Glaubensfrage USA 2008, R: John Patrick Shanley, D: Meryl Streep, Philip Seymour Hoffman

„Als in einer katholischen Schule in der Bronx in den 1960er-Jahren erstmals ein schwarzer Schüler unterrichtet wird, prallen ein reformfreudiger Priester und die strenge Leiterin, eine Nonne, aufeinander. Diese schürt den Verdacht, der Geistliche würde seinen Schüler missbrauchen. Ein Drama über den schmalen Grat zwischen Überzeugung und der Ungewissheit, wie sich die Wahrnehmung im Schatten eines Verdachts verändert. In kammerspielartigen Dialog-Sequenzen entwickelt sich im Katz-und-Maus-Spiel zwischen Nonne und Priester unterschwellig eine Auseinandersetzung mit der kirchlichen Geschlechterhierarchie, die an überzogenen Klischeevorstellungen von Nonnen und Klostererziehung und mitunter allzu durchsichtiger Symbolik krankt. Trotz reizvoller Ansätze bleibt unterm Strich kaum mehr als ein konventionelles Kokettieren mit dem Sujet.“ (filmdienst) HH, HL

The Goddess of 1967 Australien 2000, R: Clara Law, D: Rose Byrne, Rikiya Kurokawa / Originafassung mit Untertiteln

„Die Göttin im Filmtitel ist ein Auto. Dem Citroen DS wird hier ein Loblied gesungen. Ein wunderschönes, rosafarbenes Exemplar dieses Kultobjektes hat der japanische Held diese Films per Internet-Recherche in den australischen Outbacks gefunden, doch dort angekommen trifft er auf ein blindes, rothaariges Mädchen, das sich als die eigentliche Besitzerin des Citroen entpuppt und den jungen Japaner zu einer Reise durch die australische Urlandschaft und damit auch ihre eigene Familientragödie überredet. So könnte man ,The Goddess of 1967‘ also als Roadmovie bezeichnen, aber er sieht nun überhaupt nicht wie eine Genreproduktion, sondern eher wie ein Experimentalfilm aus. Alle Landschaftsaufnahmen sind farblich verfremdet; wenn man die beiden im Auto fahren sieht, dann er erkennt man sofort, dass die Aufnahmen im Studio mit verfremdeten Rückprojektionen gemacht wurden, und die einzelnen Sequenzen wirken wie Tableaus, die eher den Stilstand als die Bewegung feiern. Man ist vom ersten Bild an fasziniert von dieser seltsamen, somnambulen Phantasmagorie. Clara Law ist eine hongkong-chinesische Regisseurin, die mit einem Japaner und einem französischen Auto in Australien einen Film gemacht hat, und der sieht aus wie vom Mars!“ (hip) HB

H

Heimspiel 57 - Ein weites Feld Deutschland 200, R: Gerburg Rohde-Dahl

„Von September 2003 bis Herbst 2007 begleite ich das Denkmal für die ermordeten Juden Europas im Zentrum von Berlin mit meiner Kamera, vom Setzen der ersten Stelen an bis 2 Jahre nach der Eröffnung des Mahnmals. In diesen vier Jahren setze ich mich mit dessen Architektur und mit der Bedeutung des Holocaust in meinem Leben auseinander und frage viele Besucher des Denkmals nach deren Haltungen und Gefühlen dazu. Ergänzend stehen Interviews mit Lea Rosh und mit Peter Eisenman, der Initiatorin und dem Architekten des Denkmals.“ (Gerburg Rohde-Dahl) HB

Hexe Lilli - Der Drache und das magische Buch Deutschland/Österreich 2008, R: Stefan Ruzowitzky, D: Alina Freund, Sami Herzog

„Verfilmung der beliebten Knister-Bücher, in denen ein kleines Mädchen mit Hilfe eines Drachens und eines Zauberbuches den Kampf gegen einen finsteren Zauberer aufnimmt. Regisseur Stefan Ruzowitzky, der schon fast jedes Genre bedient hat (“Die Siebtelbauern“, „Anatomie“, „Die Fälscher“), erweist sich auch im Bereich Kinderfilm/Fantasy als äußerst sattelfest. Die Effekte werden wohl dosiert eingesetzt. Neben Alina Freund, die der Titelheldin nicht nur optisch verblüffend ähnlich sieht, sondern deren Charakter förmlich absorbiert, sorgen Komiker Michael Mittermeier als originelle Stimme des Drachen Hektor und Ingo Naujoks als Hieronymus für Witz, Tempo und Spannung.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Der Himmel über Berlin Deutschland/Frankreich 1986, R: Wim Wenders, D: Bruno Ganz, Otto Sander

„Einer der Engel, die, unsichtbar für die Augen der Erwachsenen, die Menschen Berlins trösten und Anteil an ihrem Weg nehmen, verspürt das Verlangen, die Welt als Mensch zu erfahren, als er sich in eine Trapezkünstlerin verliebt. Er verläßt die Sphäre der Engel und wird sterblich, lernt aber dafür Welt und Menschen in neuen Farben, mit neuerworbener Sinnlichkeit kennen und lieben. Eine poesievolle Liebeserklärung an des Leben, an die Sinnlichkeit und Begrenztheit des irdischen Daseins. In teilweise berauschenden Bildern eingefangen, gerät der Film zwar in die Gefahr, seine Naivität zu sehr zu strapazieren; auf weiteren Ebenen ist er aber eine fantasievolle Hommage an die geteilte Stadt Berlin und eine Reflexion über die Sichtweise des Filmemachens.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

Das Hundehotel USA 2008, R: Thor Freudenthal, D: Emma Roberts, Jake T. Austin

„Nachdem die beiden Waisenkinder Andi und Bruce ein verlassenes Hotel zu einer Unterkunft für streunende Hunde hergerichtet haben, müssen sie sich allerhand einfallen lassen, um ihre exzentrischen Gäste bei Laune zu halten. Die Ideenvielfalt, mit der die rasant und liebevoll inszenierte Story aufwartet, ist erstaunlich - für eine Bulldogge mit manischem Kaubedürfnis etwa wird ein Schuhspende-Automat erfunden. Die Dreharbeiten mit Dutzenden von Hunden bedeuteten eine zusätzliche Herausforderung für Regiedebütant Thor Freudenthal, der seine vierbeinigen Darsteller aber trotzdem zu einer glaubwürdigen Performance führen konnte.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

I

The International Deutschland/Großbritannien 2008, R: Tom Tykwer , D: Clive Owen, Naomi Watts

„Raffinierter Verschwörungsthriller über einen Interpolagenten, der einflussreichen Banken ihre Beteiligung an einem internationalen Waffenhändlerring nachweisen will. Mit seinem ersten für ein amerikanisches Studio realisierten Projekt erfüllt sich Tom Tykwer den Traum eines lupenreinen Genrefilms. Inspiriert von klassischen Verschwörungsthrillern wie „Der Dialog“ und „Der Marathon-Mann“, spinnt Tykwer mit seinem in Europa und den USA entstandenen und hoher Präzision realisierten Stoff ein feines Netz aus Intrigen und falschen Fährten. Mit Clive Owen und Naomi Watts stehen dem gebürtigen Wuppertaler zwei hochkarätige Stars zur Seite.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

J

Der Ja-Sager USA 2008, R: Peyton Reed, D: Jim Carrey, Zooey Deschanel

„Spaßmacher Jim Carrey versinkt im Chaos, weil er es jedem recht machen will. Miesepeter Carl lässt sich von einem kalifornischen Guru zum Optimisten umpolen. Weil er fortan über alles begeistert sein muss, lernt er Koreanisch, um den Text eines Flugblatts zu verstehen, hält still, als die Nachbar-Omi ihm einen Blowjob verpasst. Über solche Gags kann man nur bedingt lachen. Dazu kommen zwei weitere Probleme: Der Film kupfert schamlos das Muster von Carreys Hit „Der Dummschwätzer“ ab, ohne dessen Niveau zu erreichen. Und mittlerweile ist der Comedian 47 Jahre alt. Durch die auffälligen Falten bekommen seine Grimassen, die er immer noch meisterlich beherrscht, einen peinlichen Beigeschmack. Das Benehmen eines Halbwüchsigen passt da nicht mehr.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Jerichow Deutschland 2008, R: Christian Petzold, D: Benno Fürmann, Nina Hoss

„Die Wege zweier Männer und einer Frau kreuzen sich im Nordosten Deutschlands. Sie könnten ihr Leben gegenseitig durchaus bereichern, finden jedoch keine tragfähige und loyale Haltung zueinander. Ein vielschichtiger, darstellerisch intensiver Film über Träume, Sehnsüchte und Leidenschaft, dessen Protagonisten ziellos durchs Leben driften und nur an Güter glauben, die mit den Händen greifbar sind. Auf der Grundlage eines Kriminalromans, den Luchino Visconti bereits 1942 verfilmte (“Ossessione“), entstand ein beeindruckender Film, der nicht nur deutsche Befindlichkeiten überzeugend spiegelt.“ (filmdienst) HB, HH, HL

K

Kadri‘nin götürdügü yere git (Folge Kadri, nicht deinem Herzen) Türkei 2009, R: Onur Tan, D: Safak Sezer, Ahmet Mumtaz Taylan / Originalfassung mit Untertiteln

„Kadri will seinem von Liebekummer geplagten Freund Cem auf andere Gedanken bringen, doch sein gut gemeinter Plan schlägt ins Gegenteil um.“ (Pressetext) BHV, H, HB

Der Knochenmann Österreich 2009, R: Wolfgang Murnberger., D: Josef Hader, Josef Bierbichler

„Der Knochenmann“ verarbeitet im Keller seines Gasthofs die Überreste seiner vielgerühmten Brathendl zu Tiermehl - und jagt nebenbei auch menschliche Gebeine durch das Mahlwerk. Josef Bierbichler spielt den steirischen Wirt als monströsen Phlegmatiker, dem der Privatdetektiv Simon Brenner (Josef Hader) auf die Spur kommt. Nach „Komm, süßer Tod“ und „Silentium“ gibt der österreichische Kabarettist Hader nun zum dritten Mal den melancholischen Ermittler, den Krimi-Autor Wolf Haas in bislang sechs Romanen zur Kultfigur machte. Hader, Haas und Regisseur Wolfgang Murnberger haben eine furiose Komödie geschaffen, in der Lachen und Grausen, romantische Liebe und blutiger Horror oft kaum zu trennen sind.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI

L

Let’s Make Money Österreich 2008, R: Erwin Wagenhofer

„Hochklassiger Report über das Wesen der internationalen Finanzindustrie: Regisseur Erwin Wagenhofer (‚We Feed the World‘) berichtet in eindringlichen Bildern von der unerschöpflichen Gier der Rendite-Söldner und der selbstzerstörerischen Eigen dynamik des Großkapitals. Wenn es einen Film gibt, der eine Revolution auslösen kann, dann ist es dieser!“ (tip) HB, HH, KI

Liebestoll im Abendrot Japan 2007, R: Shinji Imaoka, D: Masaru Taga, Yasuko Namikibashi / Originalfassung mit Untertiteln

„Japan hat in den sechziger Jahren eine Tradition des anspruchsvollen Sexfilms entwickelt, die auf den Namen „Pink Movie“ hört. Anspruchsvoll insofern, als dass zumindest versucht wird, eine halbwegs schlüssige Handlung zu erzählen, damit die Sex-Spielchen nicht allzu unmotiviert im Zehn-Minuten-Takt über die Leinwand rauschen. Einer der etablierteren Pink-Filmemacher ist Imaoka Shinji, der nun mit „Liebestoll im Abendrot“ ein erstes Werk regulär in die deutschen Kinos bringt. Wie im Pink-Genre üblich, ist es nur etwas länger als eine Stunde, doch darin wird viel miteinander geschlafen und tatsächlich auch viel erzählt. Es geht um den fünfundsechzigjährigen Stukkateur Funakichi, der kurz nach dem Krebstod seiner Frau eine Jugendliebe wieder trifft. Da jetzt auch Andreas Dresens neuer Film „Wolke 9“ das Thema Alterssexualität ins Kino bringt, ist Imaokas Werk eine spannende Ergänzung - allerdings eine, die sich der Sache leichter und damit auch seichter annimmt.“ (Frankfurter Allgemeine) H

Lost Highway USA 1997, R: David Lynch, D: Bill Pullman, Patricia Arquette

„Wer rationale Erklärungen für diese faszinierende Reise in die Tiefen des Unterbewussten erwartet, wird von Lynch enttäuscht. Denn der Kino-Visionär konfrontiert in seinem Film-Puzzle das Publikum mit einer anderen Welt, auf die sich jeder selbst seinen Reim machen muss. Zwischen Kafka und Hitchcock, Schizophrenie und Paranoia pendelnd, ist „Lost Highway“ ein kompomissloses, wenn auch nicht restlos überzeugendes Experiment, das sich als betörendes Beiwerk oder als bewusstseinserweiternde Kinodroge interpretieren lässt.“ (Bremer) HH

M

Mado Frankreich 1976, R: Claude Sautet, D: Michel Piccoli, Ottavia Piccolo, Romy Schneider

„,Die Dinge des Lebens‘ und ,Eine einfache Geschichte‘ waren bezeichnende Titel von Filmen, die Romy Schneider mit dem französischen Regisseur Claude Sautet drehte. Insgesamt fünfmal stand die Schauspielerin für Sautet vor der Kamera, durch dessen Filme sie in Frankreich zum unangefochtenen Star bei der Kritik und beim Publikum wurde. Die Übereinstimmung in künstlerischen Fragen und das gute Verhältnis zu Regisseur Sautet waren für Romy Schneider wohl Anlass genug, in ,Mado‘ eine kleine Nebenrolle zu übernehmen. Sie spielt die alkoholsüchtige Ex-Geliebte des Geschäftsmannes Simon Leotard (dargestellt von Schneiders mehrfachem Filmpartner Michel Piccoli), der nach enttäuschenden Erfahrungen in Beruf und Gefühlsleben zur ihr zurückkehrt; eine Neuauflage ihrer früheren Beziehung bleibt den beiden allerdings versagt.“ (taz) HH

Maria am Wasser Deutschland 2006, R: Thomas Wendrich, D: Alexander Beyer, Annika Blendl

„Als der Orgelbauer Marcus nach 22 Jahren in sein Heimatdorf zurückkehrt, scheint ihn niemand zu erkennen. Selbst seine hartherzige Mutter, die mit strenger Hand ein Waisenhaus leitet, glaubt fest daran, dass Marcus als kleiner Junge in der Elbe ertrunken ist. Die Geschichte klingt spannend, doch Thomas Wendrich hat sein versponnenes Spielfilmdebüt mit symbolischen Bildern und kryptischen Einfällen überfrachtet.“ (Cinema) HB

Menschen, Träume, Taten Deutschland 2007, R: Andreas Stiglmayr

„Was passiert, wenn man genau dahin geht, wo die Sehnsucht hin will? Andi Stiglmayr (“Der bayerische Rebell“) hat die Ökosiedlung Sieben Linden besucht und einige Bewohner zu ihren Alltagserfahrungen und Visionen befragt. Sein beeindrukkend ehrlicher Film zeigt die Glücksmomente und Widersprüche, die entstehen, wenn Menschen versuchen, im Einklang mit sich und der Natur zu leben.“ (Cinema) H, HH

Milk USA 2008, R: Gus Van Sant, D: Sean Penn, Emile Hirsch

„Spielfilm über das Leben und die politische Karriere von Harvey Milk, der in den 1970er-Jahren zum ersten offen bekennenden homosexuellen Stadtverordneten der USA wurde, wenige Jahre später aber einem Attentat zum Opfer fiel. Das geschickt mit den Zeitebenen spielende Bio-Pic über eine charismatische Persönlichkeit, die den Idealismus der Gay-Rights-Bewegung mit politischem Pragmatismus verband. Durch den wechselseitigen Bezug von Privatem und Politischem entsteht nicht nur ein eindrucksvolles Zeitbild, sondern auch ein überzeugendes Porträt, das Milk nicht auf ein Podest hebt, ihm und anderen mutigen Aktivisten der 1970er-Jahre aber ein würdiges Denkmal setzt.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL

Mord ist mein Geschäft, Liebling Deutschland 2008 , R: Sebastian Niemann, D: Rick Kavanian, Nora Tschirner

„Auftragskiller Toni hat sich beim letzten Job verliebt, hat jetzt aber erstmal die Mafia am Hals. Keinohrhäschen Nora Tschirner spielt wieder die Rolle, die wohl ihr Markenzeichen werden wird: verschusselte Unschuld plus kokette Kessheit. Sie schenkt einem Film, der durch die Genres (Klamotte, Screwball-Komödie, Krimiparodie) taumelt und nicht so genau weiß, wo er hin will, liebenswerten Charme. Hauptopfer dieser kruden Mixtur ist Rick Kavanian, der als Killer eine smarte Screwball-Figur verkörpern soll und gar nicht der fulminante Comedian sein darf, als den man ihn kennt.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

N

96 Hours Frankreich 2008, R: Pierre Morel, D: Liam Neeson, Maggie Grace

„Liam Neeson spielt einen US-Geheimagenten im Ruhestand, dessen 17-jährige Tochter von albanischen Menschenhändlern entführt, unter Drogen gesetzt und als Sexsklavin meistbietend versteigert wird. Im Alleingang, mit all seinen im Staatsdienst gelernten kampftechnischen Mitteln, macht der Vater rambo-mäßig alle Schurken nieder. Harter Stoff für Actionfans. Französischer Kino-Abklatsch der TV-Serie „24“.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

O

Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat USA 2008, R: Bryan Singer, D: Tom Cruise, Kenneth Branagh

„Solider Thriller rund um das spektakuläre Attentat auf Adolf Hitler, das Oberst Claus Graf von Stauffenberg und seine Mitverschwörer am 20. Juli 1944 verübten. Der Film zieht seine Spannung in der ersten Hälfte aus den Diskussionen im Widerstandskreis. In der zweiten Hälfte erzeugt Regisseur Bryan Singer den gesteigerten suspense, indem er minutiös erzählt, wie knapp Mordanschlag und Machtübernahme scheiterten. Getragen wird ‚Operation Walküre‘ von einem hervorragenden Ensemble britischer Schauspieler (Bill Nighy, Kenneth Branagh, Tom Wilkinson, Terence Stamp), in dem der zurückhaltend agierende Hollywoodstar Tom Cruise als Stauffenberg nur selten unangenehm auffällt.“ (tip) H, HB, HH, HL, OL

R

Red Road Großbritannien/Dänemark 2006, R: Andrea Arnold, D: Kate Dickie, Rony Curran / Originalfassung mit Untertiteln

„Eine Sicherheitsangestellte der Videoüberwachung in Glasgow erkennt auf einem ihrer Monitore jenen Mann, der den Tod ihres Mannes und ihrer kleinen Tochter verschuldet hat. Sie verlässt die Sicherheit ihres Beobachtungspostens und folgt dem Fremden in die Glasgower Vorstadt, wo sie mit der Verlorenheit und der trotzigen Hoffnung der Bewohner konfrontiert wird. Obwohl ihr Feindbild ins Wanken gerät, sinnt sie auf Rache. Der ruhig, nahezu lyrisch erzählte Debütfilm fängt die Szenerie der Stadt in spröder Schönheit ein und hält trotz eines dramaturgischen Bruchs am Ende seine Spannung und seinen Zauber.“ (filmdienst) HB

Reich mir deine Hand Frankreich/Deutschland 2008, R: Pascal-Alex Vincent, D: Katrin Saß, Viktor Carri

„Zwei 18jährige Zwillingsbrüder brechen aus dem Norden Frankreichs auf gen Spanien zur Beerdigung ihrer unbekannten Mutter. Sie beginnen den langen Weg zu Fuß, trampen, entern Güterzüge und fahren größtenteils durch herrliche Landschaften. Unterwegs haben sie Sex, lernen seltsame Menschen kennen, doch unterschwellig brodelt in ihnen ein permanenter Konkurrenzkampf. Im Zentrum des recht wortkargen Roadmovies steht die Suche nach der eigenen Identität, ein ziemlich zähes Ringen mit dem „Spiegelbild“ wurde daraus.“ (tip) HB

Rosemaries Baby USA 1968, R: Roman Polanski, D: Mia Farrow, John Casavetes, Ruth Gordon

„Der Teufel bedient sich der sektierischen Magie von Nachbarn, die einen jungen Mann in ihren Bann ziehen, damit seine Frau einen Nachkommen Satans zur Welt bringe. Roman Polanskis raffinierte Filmsatire spielt effektvoll mit traditionellem aberglauben und Wahnvorstellungen sowie modernen Formen von Hexenjagd, Psychoanalyse und Horrorliteratur. Ein exzellentes Kinovergnügen.“ (Lexikon des internationale Kinos) HH

S

Der seltsame Fall des Benjamin Button USA 2008, R: David Fincher, D: Brad Pitt, Cate Blanchett

„Ein langer Film über das Sterben im Gewande einer epischen Romanze, deren Titelheld (Brad Pitt) im Körper eines Greises zur Welt kommt und diese rückwärts alternd als Säugling wieder verlassen muss. Dazwischen liegen achtzig Jahre voller wunderlicher Expeditionen um den Globus, durch das Labyrinth des Schicksals und direkt in das menschliche Herz, die Regisseur David Fincher mit profunder Melancholie und unfassbar subtilen Spezialeffekten inszeniert. Ein modernes Märchen, unvergesslich und unverzichtbar.“ (tip) BHV, DEL , H, HB, HH, HL, KI, OL

Shopaholic - Die Schnäppchenjägerin USA 2009, R: P. J. Hogan, D: Isla Fisher, Hugh Dancy

„Starproduzent Jerry Bruckheimer und P.J. Hogan, Regisseur der Kultkomödie „Die Hochzeit meines besten Freundes“, adaptieren die ersten beiden Bände von Sophie Kinsellas Bestsellerreihe über Shopaholic Becky Bloomwood. Temperamentvoll zum Leben erweckt wird diese durch Isla Fisher (“Die Hochzeits-Crasher“), die in einer sonst vertrauten romantischen Komödie mit Timing, Charme und Situationskomik überrascht.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, KI, OL

Sieben Leben USA 2008,R: Gabriele Muccino, D: Will Smith, Rosario Dawson

„Will Smith hat in den letzten Monaten als Weltenretter in „I Am Legend“ und „Hancock“ so viele Kraftakte biblischer Größe vollbracht, dass man ihm glatt einen Erlöserkomplex unterstellen könnte. Auch sein neuer Film „Sieben Leben“ (Regie: Gabriele Muccino) erzählt eine reichlich absurde Passionsgeschichte. Darin geht es um Schuld und Sühne, einen tragischen Unfall und sieben Personen, denen Gutes widerfahren soll für all das Unheil, das der von Smith gespielte Held angerichtet hat. Dank seines lässigen Charmes, eines aufwühlenden Soundtracks und der wunderbaren Rosario Dawson an seiner Seite kann Smith zwar bisweilen übertünchen, was für ein messianischer Murks im Drehbuch steht. Dennoch fühlt sich der Zuschauer eher unangenehm berührt, wenn Smith immer wieder aus Leibeskräften auf die Tränendrüsen drückt.“ (Der Spiegel) HB

So finster die Nacht Schweden 2008, R: Tomas Alfredson, D: Lina Leandersson, Kare Hedebrant

„‚So finster die Nacht‘ , so groß ist die Liebe zwischen dem zwölfjährigen Außenseiter Oskar und der kleinen Vampirin Eli. In den klaren Bildern eines klirrend kalten schwedischen Winters schildert Regisseur Tomas Alfredson die Gewaltexzesse des Blutsaugens - aber auch die Traurigkeit eines Mädchens, das uralt ist und doch nie erwachsen werden kann. Die mit Spezialeffekten angenehm sparsam umgehende Verfilmung einer Erzählung von John Ajvide Lindqvist erinnert daran, wie gruselig die ersten sexuellen Erlebnisse und wie beglückend die Befreiungsschläge aus der Beklommenheit der späten Kindheit waren. Mit seiner naturalistischen Wucht ist dieser Vampirfilm ein Gegenentwurf zu der anämischen Verfilmung von Stephenie Meyers Blutsauger-Bestseller „Biss zum Morgengrauen“, die in den USA allein am Startwochenende 70 Millionen Zuschauer hatte. „So finster die Nacht“ hätte mindestens so viele Fans verdient, wird sie aber wohl nie finden.“ (Der Spiegel) HH, KI

The Spirit USA 2008, R: Frank Miller, D: Gabriel Macht, Eva Mendes

„Ein Bösewicht will die Metropole Central City unterwerfen, doch die mysteriöse Schattengestalt „The Spirit“ vermag dem Gangster Paroli zu bieten. Eine Reihe schöner Frauen mischt als Kontrahentinnen, aber als auch als Verbündete des Helden im Kampf um die Stadt mit. Die an eine Comic-Reihe der 1940er-Jahre anschließende Superhelden-Verfilmung versucht vergeblich, ihre Figuren in eine halbwegs plausible Geschichte einzubinden. Zudem gelingt es ihr nicht, der stilisierten Comic-Ästhetik aus scharfen Kontrasten, gezielten Überbelichtungen, flächiger Farbigkeit und obsessiven Schattenmalereien neue Facetten abzugewinnen.“ (filmdienst) H, HB, HH

Stranger than Paradise USA 1984, R: Jim Jarmusch, D: John Lurie, Eszter Balint, Richard Edson / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein Road-Movie, schwarz-weiß, mit langen Einstellungen und Schwarzschnitten, Ozu winkt vom Himmel, Wenders war begeistert, ,Screaming‘ Jay Hawkins singt ,I put a spell on you‘ aus Eszter Balints schäbigem tragbaren Recorder, John Lurie spielt TV-Dinner schaufelnd die einzige Rolle, die er drauf hat, den genervten Schönling, und wenn Richard Edson als verzweifelter Komiker nicht wäre, könnte man die Leere dieser Leben gar nicht mehr ertragen.“ (taz) HH

T

Terror 2000 - Intensivstation Deutschland Deutschland 1992, R: Christoph Schlingensief, D: Peter Kern, Margit Carstensen

„In einer ostdeutschen Stadt namens Rassau terrorisieren zwei ehemalige Geiselgangster Asylanten unter den Augen zweier unfähiger Kriminalbeamten, während Neonazis, eine Wunderheilerin und bürgerliche Politiker die Situation für sich auszunutzen versuchen. Eine tabulose, die Grenzen der Geschmacklosigkeit oft überschreitende Groteske, die aber hinter ihren „schmutzigen“ Bildern provokativ Wahrheiten äußert.“ (Lexikon des internationalen films) HH

The Times of Harvey Milk USA 1984, R: Robert Epstein, Richard Schmiechen / Originalfassung mit Untertiteln

„San Francisco 1977: der liberale Bürgermeister George Moscone setzt eine Reform des Wahlmodus durch. So wird der kämpferische Homosexuelle Harvey Milk gewählt - nicht obwohl, sondern gerade weil er schwul ist. Zwei Jahre später drücken Tausende mit Kerzen gewaltlos ihre Trauer über den Mord an Harvey Milk und George Moscone; und voller Wut entzünden Demonstranten Polizeiautos, nachdem bekannt wurde, mit wieviel richterlicher Milde der Mörder Milks und Moscones davongekommen ist. Der Film zeigt Harvey Milk als Mann voller Charme, Humor und Überzeugungskraft. In Interviews mit seinen Freunden oder MitarbeiterInnen ist heute noch zu spüren, was es bedeutet hat, sich so selbstbewußt zum Schwulsein zu bekennen. Die Schwulenhasser sind aggressiv, angstgebeutelt und verachtungsvoll, während die Schwulen selbst versuchen zu verstehen, woher die Angst vor Homosexuellen kommt.“ (Sybille Simon-Zülch) HB, HH

Tintenherz Deutschland/Großbritannien 2007, R: Iain Softley, D: Brendan Fraser, Paul Bettany

„Die 12-jährige Meggie staunt nicht schlecht, als sie im Haus ihrer exzentrischen Tante Elinor von den Schergen des Finsterlings Capricorn überfallen wird - und erstmals von der magischen Gabe ihres Vaters hört: Durchs Vorlesen kann Buchrestaurator Mo Romanfiguren in die reale Welt zaubern. Einst hatte er so Capricorn aus den Seiten des Fantasyromans „Tintenherz“ befreit. Jetzt will der Schurke Mo zwingen, auch den dunklen Herrscher des Buches Realität werden zu lassen. Dem Mitspracherecht der deutschen Erfolgsautorin ist es zu verdanken, dass auch der „Tintenherz“-Film liebenswert altmodische Märchenpoesie verströmt. Bis zum finalen Showdown wuchert Regisseur Iain Softley nicht mit CGI-Effekten, sondern stimuliert die Fantasie des Publikums lieber mit zauberhaft in Szene gesetzten Originalschauplätzen. Und dass sich die Hollywood-Starriege in lobenswert vielschichtigen Erwachsenenrollen ausleben darf, macht die kindgerechte Hymne auf die Wunderwelt der Literatur auch für Ältere sehenswert - trotz des zu dick aufgetragenen Happy Ends.“ (Cinema) HB, KI

Twilight – Biss zum Morgengrauen USA 2008, R: Catherine Hardwicke, D: Kristen Stewart, Robert Pattinson

„Twilight – Biss zum Morgengrauen“ zeigt eine Gruppe von Vampiren, die so mitleiderregend bleich aussehen, dass der Kinozuschauer sofort den Impuls verspürt, Blut für sie zu spenden. Catherine Hardwickes Adaption des Romanbestsellers von Stephenie Meyer ist ein völlig anämischer Film, in dem das Blut nicht mal in Wallung geraten darf. Der hübsche Vampir Edward (Robert Pattinson) verliebt sich in die Highschool-Schönheit Bella (Kristen Stewart), doch weil sexuelle Erregung im Nu seine Eckzähne erigieren lässt, bleiben die beiden keusch und werfen sich statt dessen in Zeitlupe schmachtende Blicke zu. Ein pubertäres Liebesdrama mit dem Biss der dritten Zähne.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

U

Übriggebliebene ausgereifte Haltungen Deutschland 2007, R: Peter Ott

„Filmisches Porträt der Hamburger Polit-Punk-und Avantgarde-Band „Die Goldenen Zitronen“, das sich den Musikern und ihrer ostentativen Verweigerungshaltung angemessen anzunähern versucht. Trotz des erstaunlich reichen Archivmaterials sowie der Aussagen von Ex-Band-Mitgliedern weist der Film erstaunliche Lücke auf und lässt viele Wünsche offen lässt.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Underworld: Aufstand der Lykaner USA 2009, R: Patrick Tatopoulos, D: Rhona Mitra, Bill Nighy

„Der Vampirfürst Viktor hält sich in seinem Schloss eine Horde von Lykan-Werwölfen als Sklaven - bis der Lykaner Lucian eine Rebellion entfacht. Ausgerechnet Viktors Tochter Sonja entpuppt sich als Komplizin und Geliebte von Lucian - und wird somit zur Todfeindin ihres Vaters. Da das Prequel zu „Underworld“ und „Underworld: Evolution“ die Anfänge der uralten Fehde schildert, musste Kate Beckinsale (Viktors spätere Adoptivtochter Selene) durch die neue Hauptdarstellerin Rhona Mitra ersetzt werden. Für die Fangemeinde dürfte der Reiz ohnehin vor allem darin bestehen, dass die Geschichte erstmals aus der Sicht der Lykaner erzählt wird. Dass gerade diese arg künstlich aussehen, ist schade - aber verzeihlich: Dank Bill Nighy gefriert einem trotzdem das Blut in den Adern.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

V

Vicky Cristina Barcelona USA 2008, R: Woody Allen, D: Scarlett Johansson, Penélope Cruz

„Es ist ein heiter-melancholisches Sommerstück des Meisters, das auf einem Mollakkord endet; ein von einem leicht mokanten, allwissenden Erzähler dirigiertes Konversationsstück über erotische Attraktionen von hinreissender Eleganz, das beiläufig mit den production values Barcelonas und Oviedos spielt; Nächte in spanischen Gärten, die die beiden jungen Amerikanerinnen des Titels begreiflicherweise um den Verstand bringen. In Woody Allens europäischer Variation auf ‚Husbands and Wives‘ könnte man (der Engländerin) Rebecca Hall und Scarlett Johansson nur immer weiter zusehen, wie sie auf Javier Bardem und Penélope Cruz treffen, die umwerfend das Klischee vom latin lover und der rabiaten dunklen Schönheit verkörpern. Den einzig auf Geld und Sicherheit bedachten Amerikanern hält der Autor in seiner jüngsten Liebeserklärung an die Alte Welt in einer Mischung aus Henry James und Tschechow die Europäer entgegen, die nach dem Sinn des Lebens fragen - und demjenigen der Kunst.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, KI

Vorbilder ?! USA 2008, R: David Wain, D: Paul Rudd, Seann William Scott

„Seann William Scott und Paul Rudd sind einmal mehr zwei dieser Typen, die nicht richtig erwachsen werden wollen. Ausgerechnet sie werden (wegen Fahrerflucht) zu 150 Stunden Sozialdienst verdonnert, die sie als Mentoren für entwicklungsgestörte Jugendliche abarbeiten sollen. Die ihnen anvertrauten Schützlinge, der frühreife Ronnie und Augie, der besessen ist von einem mittelalterlichen Rollenspiel, stellen sich als harte Nüsse heraus. Der Teenagerfilm begibt sich nur selten unter die Gürtellinie und überzeugt stattdessen als Geschichte vom gegenseitigen Lernen.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Der Vorleser USA 2008, R: Stephen Daldry, D: Kate Winslet, David Kross

„Oscarwürdig ist die Darstellerleistung der Winslet, die in „Der Vorleser“ den brüchigen Menschen hinter in Monstergestalt spielt. Aber auch der Rest des Ensembles braucht hinter der Leistung der weiblichen Hauptrolle nicht anstehen. Da ist vor allem David Kross („Krabat“), der den jugendlichen Liebhaber spielt. Wie selbstverständlich füllt er die anspruchsvolle Rolle an der Seite von Kate Winslet. Ganz beiläufig verliebt sich sein Charakter in die viel ältere Frau mit dem dunklen Geheimnis und lässt das ganze schwierige Konstrukt von Bernhard Schlinks Bestsellers vor allem eines erscheinen: glaubwürdig. Sensationell ist auch Lena Olin, die Mutter und Tochter in einer Doppelrolle spielt. Mit der gebrechlichen einzigen Überlebenden eines Massakers an Juden im Zweiten Weltkrieg einerseits und (Jahre später angesiedelt) ihrer inzwischen längst erwachsenen Tochter gibt sie eine kleine, aber feine Performance. Es sind vor allem die vielen Details, die an diesem Film von bleibendem Wert sind.“ (epd-film)BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

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Watchmen - Die WächterGroßbritannien/USA 2009, R: Zack Snyder, D: Carla Gugino, Jeffrey Dean Morgan

„Mit viel Mut zu akribischer Vorlagentreue wagt sich „300“-Regisseur Zack Snyder an das Superhelden-Meisterwerk des Kultautoren Alan Moore (“V wie Vendetta“) an das Superhelden-Meisterwerk des Kultautoren Alan Moore. Wie würde unsere Welt wohl aussehen, wenn Superhelden tatsächlich existierten? Diese nach Comicfreak-Philosophie klingende Frage steht im Zentrum der wohl anspruchsvollsten Graphic Novel aller Zeiten - und eines ambitionierten Filmprojekts, das jetzt nach fast 20 Jahren Entwicklungstohuwabohu einen glücklichen und höchst- wahrscheinlich atemberaubenden Abschluss findet.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Wattstax USA 1973, R: Mel Stuart / Originalfassung ohne Untertitel

„Zum Jahrestag der Watts-Unruhen, die 1965 Los Angeles erschütterten, fand 1972 das legendäre Wattstax-Konzert statt. Die Doku zeigt die Musik und das Lebensgefühl der schwarzen Bevölkerung in den USA der 70er-Jahre.“ (taz) HH

Der Wilde- The Wild One USA 1953, R: László Benedek, D: Marlon Brando, Lee Marvin / Originalfassung ohne Untertitel

„‚The Wild One‘ basiert auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 1947, als die kalifornische Stadt Hollister anlässlich des jährlich stattfindenden örtlichen Motorradrennens von marodierenden Bikern verwüstet wurde. Benedeks Film ist absolut bahnbrechend für seine Zeit und der erste harte, kompromisslose Rebellenfilm überhaupt.“ (Metropolis ) HH

Die wilden Hühner und das Leben Deutschland 2008, R: Vivian Naefe, D: Michelle von Treuberg, Lucie Hollmann

„Nach den Erfolgen mit den beiden Vorgängerfilmen um die jugendliche Mädchengang der „Wilden Hühner“ kommt ein abschließender dritter Teil im gleichen Stil. Am Beispiel der Begebenheiten einer Klassenfahrt wird erzählt wie Sprotte und ihre Kameradinnen dem Bandenleben nun langsam entwachsen und das Erbe der „Hühner“ in jüngere Hände legen. Da macht sich zwangsläufig auch ein wenig Melancholie breit. Dass die verschiedenen kleinen Geschichten wie gehabt eher offen und ohne abschließende Problemlösung enden, macht diesen wie die anderen „Hühner“-Filme sympathisch.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, KI, OL

Willkommen bei den Sch’tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad MDarsteller: erad, Dany Boon

„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch’tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Wonderful Town Thailand 2007, R: Aditya Assarat, D: Anchalee Saisoontorn, Supphasit Kansen / Originalfassung mit Untertiteln

„In einem einstigen Touristenort in Südthailand scheint das Leben nach der Tsunami-Katastrophe vom Dezember 2004 still zu stehen. In der geisterhaften Atmosphäre des Städtchens trifft ein junger Architekt aus der Hauptstadt, der den Bau einer Hotelanlage beaufsichtigt, auf die Besitzerin eines kleinen Hotels, mit der er eine scheue und verhaltene Liebesbeziehung eingeht. Doch das Glück ist für die beiden in sich abgekapselten Menschen nicht von Dauer. Atmosphärisch weitgehend stimmige Beschreibung eines bleiernen Stillstands, die mit den stilistischen Mitteln eines Geisterfilms die Stimmung einer Welt ohne Zukunft erzeugt.“ (Lexikon des internationalen Films) H

The Wrestler USA 2008, R: Darren Aronofsky, R: Mickey Rourke, Evan Rachel Wood

„Randy „The Ram“ Robinson (Mickey Rourke) legte in den 1980er-Jahren eine fabelhafte Karriere als Wrestler hin. Nun lebt er in einem abgehalfterten Wohnwagen, muss sich mit mies bezahlten Auftritten und Anabolika über Wasser halten. Er ist ein Wrack, seine Ohren und sein Herz funktionieren nicht mehr richtig, die Beziehung zur Tochter ist erkaltet – allein die Aufmerksamkeit der Stripperin Cassidy spendet ihm Trost. Schnörkellos dringt Regisseur Darren Aronofsky in das Leben seiner Figur ein, inspiziert ihre Aufbruchsversuche, das Leiden und das Scheitern. Dieses tragische Porträt mit seiner erzählerischen Wucht trifft tief in die Magengrube.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, KI

Z

Zeiten des Aufruhrs USA 2008, R: Sam Mendes, D: Kate Winslet, Leonardo DiCaprio

„‚American Beauty‘-Regisseur Sam Mendes kratzt wieder am amerikanischen Traum und führt dabei fort, was der Untergang der „Titanic“ beendete. Leonardo DiCaprio und Kate Winslet spielen die Eheleute Frank und April Wheeler, die in den 1950er-Jahren unkonventionell leben wollen, sich jedoch in der Tristesse ihres Alltags als Büroangestellter und Hausfrau verlieren. Eine Reise nach Paris soll den großen Aufbruch darstellen. Aus der 1961 erschienenen Romanvorlage von Richard Yates über die Resignation in der Ehe und den Druck der gesellschaftlichen Konvention hat Mendes einen kraftvollen Film geschaffen, der mit vier Golden Globes nominiert wurde.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH