: Arbeit wird immer häufiger zum Psychotrip
Laut AOK nehmen psychische Beschwerden dramatisch zu. Auch der Krankenstand in den Betrieben steigt wieder
BERLIN ap ■ Arbeitnehmer fehlen immer häufiger wegen psychischer Probleme. Die damit begründeten Krankheitszeiten haben seit 1995 um 80 Prozent zugenommen, wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (Wido) am Mittwoch mitteilte.
Auch der Krankenstand insgesamt steigt nach historischen Tiefständen seit zwei Jahren wieder – aber nur leicht. Nach Angaben der Wissenschaftler waren die 9,7 Millionen bei der AOK versicherten Arbeitnehmer im vergangenen Jahr durchschnittlich 17 Tage krankgeschrieben. Im Jahr davor waren es durchschnittlich 16,3 Tage. Damit nahmen die Ausfalltage um 3,2 Prozent zu.
Allerdings meldete sich fast jeder zweite AOK-versicherte Arbeitnehmer gar nicht erst krank. Die Ausfallzahlen sind zudem je nach Branche und Krankheit sehr unterschiedlich.
Besonders lange oder häufig krankgemeldet sind Müllmänner (23,8 Tage) und Metallarbeiter (21 Tage), während EDV-Experten (9,5 Tage) und Banker (11,6 Tage) deutlich weniger Krankheitstage haben.
Fast ein Viertel der Ausfalltage gehen auf das Konto von Muskel- und Skeletterkrankungen. Auch Verletzungen (12,6 Prozent) und Atemwegserkrankungen (12,5 Prozent) spielen eine erhebliche Rolle. Psychische Erkrankungen kommen zwar mit 8,3 Prozent erst an vierter Stelle. Besorgt sind Experten aber wegen des Trends.
„Während andere Erkrankungsarten in den letzten zehn Jahren stetig abgenommen haben, sind Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen seit 1995 um 80 Prozent gestiegen“, erklärten die Wido-Wissenschaftler. Auch seien psychische Erkrankungen besonders langwierig. Während etwa eine Erkrankung der Atemwege im Durchschnitt zu rund 6 Fehltagen führt, sind es bei psychischen Krankheiten 22 Tage.
Die Wissenschaftler appellierten auch an die Arbeitgeber. „Eine Stärkung der Mitarbeiter beim Umgang mit psychischen Belastungen wie zum Beispiel Stress ist eine Investition in die Zukunft eines jeden Einzelnen wie auch des Betriebes“, erklärte das Wido.