Polit-Onkels ködern Erstwähler

Erstmals werden Bedeutung und Wahlverhalten Junger bei Kommunalwahlen wissenschaftlich untersucht – von Studierenden der Universität Duisburg-Essen. Erste Trends gibt‘s Ende August

VON BORIS R. ROSENKRANZ

Sieben Wochen bleiben der Politik noch, um junge Wähler an die Urne zu locken. Am 26. September, dem Tag der NRW-Kommunalwahlen, entscheidet sich, wer in den Rathäusern des Landes regiert. Doch: Was bedeutet die Kommunalwahl eigentlich den Jung- und Erstwählern? Fühlen sie sich von den Polit-Onkels und -Tanten auf den Plakaten angesprochen? Und: Geht die Jugend überhaupt wählen? Diesen und anderen Fragen spürt seit kurzem eine umfangreiche Internet-Umfrage von Studierenden der Universität Essen-Duisburg nach. In der ersten Woche haben bereits etwa 500 Menschen teilgenommen – insgesamt sollen es rund 10.000 werden.

„Unser Projekt ist ein Geben und Nehmen“, sagt Thorsten Faas, wissenschaftlicher Mitarbeiter am politikwissenschaftlichen Institut der Uni Duisburg. So wird den Teilnehmern der Online-Studie nicht bloß die Beantwortung etlicher Fragen abverlangt, die Studierenden bedanken sich im Gegenzug mit Service. Auf www.nrwahl.de wird die Kommunalwahl auch erklärt, werden die häufigsten Fragen beantwortet und, ganz wichtig: Es wird exemplarisch gezeigt, wie der Urnengang funktioniert.

Eigentliches Ziel der Studierenden ist es aber, die Kommunalwahl wissenschaftlich zu bearbeiten: „Kommunalwahlen sind insgesamt nur wenig erforscht“, sagt Faas. Woran das liegt, ist auch ihm „rätselhaft“. Zumal man bei lokal und regional beschränkten Wahlen erste Trends ablesen und ein vorläufiges Partei-Ranking erstellen kann, dass auch den Status der Bundesparteien widerspiegelt. Offenbar waren den Wissenschaftlern Bundestagswahlen aber bisher wichtiger. Dem wirken die Studierenden der Fachrichtung Kommunikations- und Medienwissenschaften (Kommedia) nun entgegen.

Sich über das Internet an die jungen Leute zu richten, ist für Faas ganz einleuchtend: schließlich seien Menschen zwischen 16 und 29 heutzutage am besten über das Netz erreichbar. Geworben wird daher – und in Ermangelung finanzieller Mittel – ausschließlich über das Internet. Dort finden sich mittlerweile einige Seiten, die junge Wähler dazu motivieren, ihre Stimme einer Partei zu schenken: Zum Beispiel www.ich-geh-hin.de, eine Kampagne der Jugendverbände und Jugendringe in NRW, mit der Faas unter anderem kooperiert. Auch hier werden die wichtigsten demokratischen Schlagwörter erläutert.

Ende August wollen Faas und seine Kommilitonen die erste „Wasserstandsmeldung“, eine Art Zwischenstand, publizieren. Endgültig ausgewertet werden die Ergebnisse aber erst im Anschluss an die Wahlen. Dann wird sich auch zeigen, wie repräsentativ die Studie war – oder ob die Arbeit der Studierenden bloß ein vages Stimmungsbarometer bleibt.