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Archiv-Artikel

Wer Scherf traut, hat auf Sand gebaut

Der evangelische Kirchentag hat noch nicht entschieden, ob er 2009 nach Bremen kommen will. Doch der Bürgermeister glaubt ganz fest daran, die CDU-Fraktion widerspricht – und beide berufen sich auf die Generalsekretärin des Kirchentages

Bremen taz ■ Kommt der evangelische Kirchentag 2009 nun nach Bremen oder nicht? Sicher ist nur, dass noch nichts sicher ist. Zwar hat Bürgermeister Henning Scherf (SPD) am Dienstag klargestellt, er sei fest davon überzeugt, „dass Bremen den Kirchentag 2009 ausrichten wird“. Dabei beruft er sich auf eine mündliche Zusage von Friederike von Kirchbach, Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentages.

Dessen Präsidium wiederum hat aber noch gar nicht entschieden, wo die Veranstaltung in jenem Jahr stattfinden soll. Hat man doch gemeinsam mit der katholischen Kirche fest beschlossen, zwischen 2008 und 2010 einen ökumenischen Kirchentag abzuhalten. Dass man sich dann für Bremen entscheidet, gilt als ausgeschlossen. Das bestätigt auch der Pressesprecher des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Rüdiger Runge. Mit anderen Worten: Nur wenn es 2009 keinen gemeinsamen Kirchentag mit den Katholiken gibt, können die Protestanten den ihren nach Bremen vergeben. Eine entsprechende Einladung aus Bremen habe das Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages „prinzipiell“ angenommen, erklärte Runge. Er verwies aber darauf, dass man sich auf Seiten der Kirche keineswegs auf ein konkretes Jahr festgelegt habe. Wenn es 2009 also doch noch einen Evangelischer Kirchentag geben wird, dann genieße Bremen zwar „hohe Priorität“, so Runge. Schließlich habe man aus Bremen konkrete Finanzierungszusagen für den Event, dessen Kosten mit rund sieben Millionen Euro veranschlagt wird. Eine endgültige Entscheidung fällt jedoch erst im kommenden Jahr.

Das Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages, dem auch Henning Scherf angehört, bestätigt damit ausgerechnet CDU-Fraktionschef Jörg Kastendieck. Dieser hatte am Dienstag der Darstellung des Bürgermeisters widersprochen, 2009 werde der evangelische Kirchentag in Bremen stattfinden - und sich dabei ebenfalls auf Kirchbach berufen. Henning Scherf, so Kastendieck weiter, müsse diesen Widerspruch „unverzüglich aufklären“. Das Ergebnis, ließ CDU-Fraktionspressesprecher Ihly verlauten, „habe man mit Interesse zur Kenntnis genommen“. Henning Scherf will indes nicht nur den Kirchentag 2009 nach Bremen holen, sondern zudem das Deutsche Turnfest 2013 oder die Welt-Gymnaestrada 2011 ausrichten.

Am Montag kam der Senat deshalb schon zu einer von Sportsenator Thomas Röwekamp (CDU) einberufenen Sondersitzung zusammen und hat einen entsprechenden Beschluss gefällt. Dabei wurde gleichzeitig festgelegt, eine Investitionsreserve von einer Million Euro für die Sanierung der Sportinfrastruktur bereitzustellen. Angesichts der angespannten Haushaltssituation des Landes Bremen erscheint jedoch fraglich, ob sich beide Großereignisse auch wirklich realisieren lassen oder man sich für eines von beiden wird entscheiden müssen.

In der Koalition war denn auch ein heftiger Streit darüber entbrannt, ob und wie ein solches rund fünf Millionen teures Turnfest zu finanzieren sei. In einem Brief warf SPD-Fraktionschef Jens Böhrnsen Senator Röwekamp vor, er habe dazu bislang „noch kein erschöpfendes Konzept vorgelegt“ und durch seine Äußerungen Sportvereine wie Öffentlichkeit „verwirrt und verunsichert“. Röwekamp antwortete prompt und wüst: Der „rote Chefabgeordnete“ stelle „wider besseres Wissen falsche Behauptungen“ über „angebliche“ Löcher im Etat des Sportressorts auf. Damit wolle Böhrnsen jedoch nur von der Verantwortung der SPD-Fraktion ablenken. Schließlich habe diese sich „bereits frühzeitig“ vom Turnfest verabschiedet. Wenn Bremen sich nun nicht um das Deutsche Sportfest 2009 bewerben kann, kontert Röwekamp, sei das allein die Schuld der SPD-Fraktion.

Jan Zier