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GEFÄHRLICH IST BUSHS HOHES DEFIZIT, WEIL ES VOM AUSLAND GEDECKT WIRD Eine Schuldenkrise der anderen Art

Kein US-Präsident vor George W. Bush schaffte es, in so kurzer Zeit ein solches Haushaltsdefizit anzuhäufen: von einem ausgeglichenen Haushalt bei Amtsantritt auf den Rekordstand von 442 Milliarden Dollar in diesem Jahr. Aber die USA sind ja auch eine gigantische Volkswirtschaft. Das diesjährige Defizit macht nur 3,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus – und damit weniger als die 3,7 Prozent, die Hans Eichel in Deutschland hinlegt. Kein Problem also.

Wenn da nicht noch ein anderes Defizit wäre: das der Handelsbilanz. Vor allem die hohen Ölpreise haben auch dieses Defizit auf ein Rekordhoch steigen lassen. Und es gibt noch ein Problem: Amerikaner leben gerne auf Pump. Die nationalen Sparquoten sind so gering, dass die beiden Defizite durch Kapitalzufluss aus dem Ausland gedeckt werden müssen. Die Auslandsschulden von mehr als 2,5 Billionen Dollar machen bereits ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts des Landes aus.

Sogar beim IWF, der sich sonst eher um die Schulden der Entwicklungsländer sorgt, geht da ein rotes Licht an: Das Ausmaß der US-Schulden sei eine Bedrohung für die Weltwirtschaft. Wenn die USA irgendwo in Lateinamerika lägen, würden auch auf den Finanzmärkten sämtliche Warnlichter blinken. Doch die USA haben bei Investoren einen entscheidenden Bonus: eine Wirtschaft mit hohem Potenzial und eine Weltwährung. Folglich sind Anleger bereit, ihr Geld in Dollaranlagen zu stecken. Jedenfalls solange die Wirtschaft hohe Renditen verspricht und der US-Dollar seinen Wert behält. Genau dies aber ist nicht mehr der Fall.

Noch können sich die USA darauf stützen, dass vor allem asiatische Zentralbanken US-amerikanische Wertpapiere erwerben, um einen weiteren Dollarverfall aufzuhalten und so die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Exporte zu verteidigen. Doch niemand kann Herrn Bush garantieren, dass das so weitergehen wird. Gegen die Wirtschaftskrise, die dann durch einen abstürzenden Dollar und hochschießende Zinsen ausgelöst würde, erschiene die Rezession 2001–2002 wie eine etwas langweilige Gartenparty. NICOLA LIEBERT