: „Wenig fundierte Zahlenvielfalt“
Nachholende Debatte zu Turnfest und Kirchentags-Bewerbung. Grüne: Das waren Chaostage
Bremen taz ■ „Wie bewerbe ich mich richtig?“ Unter dieser Überschrift griff Matthias Güldner, Vizechef der grünen Bürgerschaftsfraktion in der gestrigen Parlamentsdebatte das Vorgehen des Senats in Sachen Turnfest/Kirchentag scharf an. „Um beim Thema Großveranstaltungen zu bleiben: Das waren in Bremen die reinsten Chaostage“, so der Sport- und Innenpolitiker.
Akribisch zeichnete Güldner den Entscheidungsweg nach, an dessen Ende nach dem Willen des Senats der Kirchentag im Jahr 2009 und ein Turnfest 2011 oder 2013 stattfinden soll. Eine Entscheidung mit diversen Unbekannten: „Wir wissen bis heute nicht, ob die Veranstaltungen wirklich stattfinden, und wie wir das alles finanzieren sollen, schon gar nicht.
Ähnlich wie sein Vorredner rüffelte auch der SPD-Abgeordnete Roland Pohlmann das Vorgehen des Senats: „Weder die Deputationen noch das Parlament wurden rechtzeitig informiert“, beklagte er. Auch von den Verwaltungen angestrengte Kostenermittlungen „haben nie den Weg in die Gremien gefunden“, so Pohlmann verärgert. Wie Güldner verwies er auf ein Gutachten des Bremer Ausschuss für Wirtschaftsforschung (BAW), das die Kosten für das Sportfest noch vor wenigen Jahren wesentlich höher veranschlagt hatte (nämlich auf 12,3 Millionen Euro), als die jetzigen Planungen aus dem Hause des CDU-Sportsenators Thomas Röwekamp (5,1 Millionen Euro). „Wir wären schlechte Politiker, wenn wir bei dieser nicht sonderlich fundierten Zahlenvielfalt nicht nachgefragt hätten.“ Er müsse sich „beim Sport in Bremen entschuldigen“ für das politische Debakel, als das man den Entscheidungsprozess bezeichnen müsse.
Nur einer hatte mit dem Procedere um die mehrfach umgeschmissenen und neuformulierten Bewerbungen zu Turnfest und Kirchentag keine Probleme: Bürgermeister Henning Scherf (SPD). „Wir haben all diese schönen Gebäude auf der Bürgerweide – die müssen doch auch gefüllt werden“, erstaunte er sich über den Unmut der Parlamentarier. Bremen sei endlich in der Liga der großen Veranstalter angekommen. Seiner Schätzung nach kläre sich im September, ob und wann die Veranstaltungen nun definitiv stattfänden. Was die parlamentarischen Rechte angeht verwies Scherf auf die geschlossenen Kreise, in denen so etwas diskutiert werde. „Da kommen sie gar nicht rein“, sagte er zur grünen Fraktionsspitze Karoline Linnert. Und nochmals an die Erboste gewandt: „Am Schluss singen wir beide zusammen auf dem Kirchentag.“ hey