: Am Trapez träumen
Das wahre Theater spielt immer hinter der Bühne: „Die Einzigartigen“ und ihr Applaus im Jugendtheater Strahl
Haya ist fett, Jan ist schüchtern, Marlene ist zickig, Linda schön, Roger verbittert und Micha allein. Zusammen sind sie die Einzigartigen, die titelgebende Artistengruppe in der neuen Produktion des Theater Strahl, und zusammen müssen sie ein neues Repertoire erarbeiten. Weil jeder von ihnen aber seine eigenen Wünsche und Ideen mit sich herumschleppt, wird aus den Proben ein Lehrstück über Träume und ihre Auswirkungen.
Das Theater Strahl hat schon früher Stücke entwickelt, die sich bewusst mit den Ängsten und Träumen von Jugendlichen auseinander setzen. Unter der Regie von Herman Vinck beschreitet die Truppe dabei jetzt neue Wege: „Die Einzigartigen“ verbindet realistisches Schauspiel mit Livemusik und Akrobatik; Artistinnen vom Cirque Gosh und der Musiker Jens-Uwe Bartholomäus verstärken deshalb die Truppe – und liefern einige spannende Trapeznummern und Rap-Einlagen, die die konfliktreiche Handlung immer wieder aufbrechen.
Wenn die sechs Einzigartigen ihr altes Programm beendet haben, dann treten sie immer wieder hinaus vor den Vorhang, um die Ovationen eines imaginären Publikums entgegenzunehmen, und sind so lange für uns Zuschauer im Theater unsichtbar. Die Diva Marlene rauscht mit ihrer Federboa hinaus, der Clown Haya stolpert hinterher, der lange Jan hat nur Augen für Linda …
Diese Szene, mit der das Stück seinen Anfang nimmt, eröffnet das Spiel mit der Frage, wo nun „auf der Bühne“ und wo „hinter der Bühne“ ist: Das Stück spielt hinter der Bühne, auf der Bühne findet in der Geschichte nur diese eine Applausszene statt, von der wir nichts als die Geräuschkulisse des Beifalls hören. Aber wenn dann, am Ende, das Stück selbst von uns beklatscht wird und die Artisten mit genau denselben Gesten unseren Applaus entgegennehmen wie vorher im Stück, dann ist hinter der Bühne natürlich doch auch wieder auf der Bühne. ANNA KRAUME
Theater Strahl, Weisse Rose, Martin-Luther-Str. 77, 21.–24., 28.–30. September, jeweils um 11 Uhr