christoph schultheis : Dieses kompakte, kugelige Ding
Man mag zu diesem Mann stehen, wie man will – er ist und bleibt in dieser schnelllebigen Zeit ein Fels in der Brandung. Nicht wahr? Muss doch mal gesagt werden, so ein Satz! So ein Satz kann womöglich gar nicht oft genug gesagt werden! Oder viel zu selten! Zumal in einer schnelllebigen Zeit wie dieser, wo so manches einfach an unserer Wahrnehmung vorbeiglitscht wie ein Fisch in vor sich hin dümpelnden Brackwassern oder so.
Jedenfalls war da am späten Donnerstagnachmittag dieser kompakte kleine Mann im Fernsehen. Oben in der Bildschirmecke stand „Sat.1“, untenrum stand „Georg Gafron – Bild-Kolumnist“ – und mittendrin sagte der kleine Mann mit dem Schnauzbart den Satz mit der Brandung.
Dabei dachte man doch eigentlich, dieser Gafron, der vor nicht allzu langer Zeit immerhin noch als Deutschlands kleinster (und erzkonservativster) Medienmogul galt, bis er kurz nach dem Bankrott der Kirch-Gruppe zunächst die Leitung seines Berliner Radiosenders und seiner Berliner TV-Station sowie kurz nach dieser Friedman-Sache überraschenderweise auch seine Chefredaktur beim Berliner Boulevardblättchen B.Z. abgab, dieser Gafron sei der Öffentlichkeit abhanden gekommen und dürfe allenthalben noch ein paar gelegentliche Zeilen für die Bild-Zeitung verfassen – und dann? Dann schaltet man, ganz zufällig, zur falschen Zeit den Fernsehapparat ein und trifft dort unvermittelt wieder auf den schnauzbärtigen Mann, wie er – so jedenfalls hat's die Moderatorin angekündigt – das 25-jährige Papstjubliläum kommentiert.
Und es mag schon sein, dass einem dabei zunächst bloß Gafrons Felsen-Gleichnis so alt erschien wie das Papsttum selbst (vgl. Matth. 16, 18). Doch je länger dieser Gafron da am späten Donnerstagnachmittag Satz für Satz für Satz hintereinanderreihte, um so mehr beschlich den überraschten Zuschauer das Gefühl, der kleine Mann dort spreche womöglich gar nicht über Johannes Paul II. oder Rom …
Kurzum: Man selbst mag zu Georg Gafron nicht stehen wie man will – doch ist's und bleibt's in unserer schnelllebigen Zeit ganz gut zu wissen, dass ein Sender wie Sat.1 beim Spagat zwischen Harald Schmidt und Ingo Lenßen mittendrin offenbar auch noch Platz hat für einen kleinen Fels in der Brandung – oder wie heißen noch diese kompakten, kugeligen Dinger, die, egal wie hart man sie angeht, partout nicht umkippen wollen?
Christoph Schultheis wird hier künftig zweimal wöchentlich schreiben