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Archiv-Artikel

Jukebox

Gretchen, wie hältst es du denn mit der Ewigkeit?

Pop. Will’s ewig jung. Es gilt die Kuhfladentheorie. Der neue Scheiß ist immer besser als der alte Scheiß. Einfach weil er neu ist. Was Sennerbuben bestätigen könnten. Sie wärmten im Winter ihre Füße in den frischen Hinterlassenschaften der Kühe. Andererseits gilt auch: alter Mist brennt besser.

Aber selbst die Postmoderne konnte alternden Popstars nicht wirkliche Heimat schaffen, und immer findet sich ein forscher Journalist, die sich hämisch erkundigt, wann bitte man denn als einst verdienstvoller Musikschaffender endlich gedenke, in die Grube zu steigen. Immer vermutet man in aufgeklärten Kreisen nur einen gemeinen Angriff der Vergangenheit auf die Gegenwart, und bei der dieswöchigen Offensive mit Jon Lord ( Deep-Purple-Kämpe am Samstag im RBB), Duran Duran (gelten nicht wirklich, ist nur ein Remake, am Sonntag in der Columbiahalle) und Fischer Z (in der Warteschlange zur Ewigkeitsliga, am Mittwoch im Columbia Club) sollen Status Quo (Dienstag in der Columbiahalle) ausgewählt sein. Auch um Karl Bruckmaier zitieren zu können, der bei deren Musik würdigte, wie die „Idee vom Blues zu Pappmaché-Attrappe wird, zum leeren Gefäß unerfüllter europäischer Bubenträume, zum Stein der Debilen, die einen Südstaatenzug mit der Schülermonatskarte benutzen wollen“. Was präzise das Schaffen der Band beschreibt, die den Beweis für die Existenz des Perpetuum mobile lieferten, mit ihrem ewigen, seit Äonen unveränderten Boogierock.

Dann lieber sterben, meinen da manche, und das muss man auch verstehen. Aber die Frage bleibt: Wieso sind sie noch da? Die Musiker? Klar. Haben halt nichts anderes gelernt. Doch wieso will man sie hören? Können nicht nur die sein, die schon bei deren ersten Konzerten dabei waren. Da muss mehr dahinter stecken: der warme Hauch der Gewissheit. Weil hier hat man Menschen, die 1.) noch direkt im Kontakt mit der Gründerzeit von Pop stehen (Status Quo veröffentlichten die erste Platte 1968), die 2.) weiter da sind. Die also die gewaltige Strecke vom Urknall durch die Evolutionen bis heute im lebendigen Fleische verkörpern. An solcher, ja, Überzeitlichkeit teilhaftig zu werden, können nur wenige bieten. Das ist noch nicht die Audienz mit dem Weltschöpfer, aber doch schon ein Gespräch in dessen Vorzimmer mit seinen Kronzeugen.

Es ist einfach so: Wenn die ewige Jugend nicht mehr geht, soll es wenigstens das ewige Leben sein. THOMAS MAUCH