Kommentar: Tag des Lehrers
: Verbände feiern krank

Was den LehrerInnenorganisationen in NRW zum heutigen Weltlehrertag einfiel, ist ein Alarmsignal. Denn eigentlich hätte man erwarten wollen, dass da ein selbstbewusster Berufsstand sich seinen Feiertag gönnt und die eigenen Leistungen würdigen lässt. Doch stattdessen befassen sich sowohl die Wissensgewerkschaft GEW wie der Verband Bildung und Erziehung (VBE) mit Berufskrankheiten.

Die GEW beklagt den Unterricht vor zu großen Klassen, das führe zum Burn-Out-Syndrom. Und auch der VBE legt keine Feierstunde ein, sondern lädt ein zum Gesundheitstag in Düsseldorf; Motto „Stress lass nach!“ – geladen ist auch ein Arzt einer medizinisch-psychosomatischen Klinik.

Ein Alarmsignal in zweifacher Hinsicht: Denn wenn sich LehrerInnen tatsächlich so überlastet fühlen, dass sie nicht mehr feiern mögen, dass sie vermehrt krank werden, weil sie mit den Belastungen in der Schule auch psychisch nicht klar kommen, dann leiden nicht nur sie. Dann leiden die SchülerInnen, es leiden die Eltern, es leidet Bildung: Und ein Ausweg kann nur darin bestehen, die angehenden PädagogInnen besser auf die Schule vorzubereiten und mehr von ihnen einzustellen.

Es mag aber auch sein, dass die LehrerInnenverbände – nicht das erste Mal – sich all zu sehr aufs Wehklagen verlegen. Und so gesehen, haben heute auch die eigenen Interessenvertreter eine Chance vertan, das durch idiotische Vorurteile wie internationale Lernvergleiche angeknackste Selbstvertrauen der KollegInnen zu stärken. CHRISTOPH SCHURIAN