Existenzialismus aus Ingolstadt: „Slut“ im Grünspan : Hart wie eine Messerklinge
Es klingt kalt und metallisch, es klingt betäubt und narkotisch, das neue Album von Slut: Düster drängt und irrlichtert die Musik; Rock, der mit dem Geist der Revolte gesegnet scheint. Dieser Existenzialistensound aus Ingolstadt hat Vorbilder, die frühen Cure, Suede, Radiohead, Placebo, vielleicht auch die Düsternis von Depeche Mode.
Wie auch immer, der Gesang von Chris Neuburger stößt hart wie eine Messerklinge in die Brust. Es ist eine Musik, die klingt wie der Moment vor dem Schuss, wie ein Gefühlsstau kurz vor der Explosion. So wachsen die Gefühle ins Riesenhafte, in gleichem Maße wie sich Slut aufs Wenigste beschränken: Keine Samples, keine Orgel, keine Keyboards, dafür Gitarren, Gitarren, Gitarren. Mit All We Need Is Silence schicken Slut die Rockmusik als Skelett in den Ring und schmeißen einen Brocken Angst in den Teich der Popgemütlichkeit.
Jetzt kann live mit der Angst gebadet werden, und allen, die noch zaudern und zögern, sei gesagt: Oft wird man keine Gelegenheit mehr haben, Slut zu sehen. All We Need Is Silence ist das Abschiedsalbum der 1995 gegründeten Band. Bald lösen sie sich auf, auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Besser geht eigentlich nicht. Wir brauchen mehr Ruhe? Ach was! Nur mehr solche flirrende Seelenmusik.
Marc Peschke
Donnerstag, 20.30 Uhr, Grünspan