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Archiv-Artikel

Betr.: kinotaz nord

A

Die Ausgebufften Frankreich1973, R: : Bertrand Blier, D: Gerard Depardieu, Miou-Miou

„Bertrand Bliers Film machte seine drei Hauptdarsteller Gerard Depardieu, Miou-Miou und Patrick Dewaere über Nacht zu Stars. Die drei ziehen in dem Streifen durch die Straßen, vergewaltigen Schülerinnen, plündern Friseursalons und glauben, für Spaß und Sex zu leben.“ (taz) HH

B

Bedingungslos Dänemark 2007, R: Ole Bornedal, D: Rebecka Hemse, Anders W. Berthelsen

„„Bedingungslos“ zeigt das Drama des biederen Familienvaters Jonas, von Beruf Polizeifotograf in Kopenhagen, der sich unglücklich verliebt: ausgerechnet in die schöne Julia, die bei einem von ihm mitverursachten Autounfall ihr Gedächtnis verloren hat. An Julias Krankenbett trifft Jonas deren Eltern, die ihn für den Freund ihrer Tochter halten. Jonas klärt den Irrtum nicht gleich auf, beginnt ein Doppelleben - und löst eine verhängnisvolle Kettenreaktion aus. Der elegante Thriller des dänischen Regisseurs Ole Bornedal (“Nightwatch“) variiert effektvoll Genre-Versatzstücke des Film noir - bis zum Schluss hoch spannend.“ (Der Spiegel) HB, HH

Der Beginn aller Schrecken ist Liebe Deutschland 1984, R: Helke Sander, D: Helke Sander, Lou Castel

„Zwei Freundinnen, durch berufliche und politische Arbeit verbunden, leiden an der Angst und Unentschiedenheit eines Mannes, der plötzlich ihr gemeinsamer Geliebter geworden ist. Ironisch-kritische, teilweise grotesk-distanzierte Inszenierung desolater Vernunfts- und Gefühlsmängel, die auf private und geschichtliche Fehlleistungen zurückgeführt werden.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Berlin Calling Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel

„Feines Porträt eines Technomusikers, gedreht an Original-Schauplätzen der Clubszene von Berlin. Drogen, Liebe, Wahnsinn – alles ist drin in dem dritten Film von Regisseur Hannes Stöhr (‚Berlin is in Germany‘, ‚One Day in Europe‘). Technomusiker Paul Kalkbrenner, der hier neben Filmgrößen wie Corinna Harfouch sein Schauspieldebüt gibt, spielt den Musiker Ickarus, der zwischen Albumproduktion und geschlossener Anstalt steht. Nicht nur ein Film für Clubgänger.“ (tip) HH

Bis später, Max! – Die Liebe kommt, die Liebe geht Deutschland 2009, R: Jan Schütte, D: Otto Tausig, Barbara Hershey

„Auf einer Lesereise durch die USA gerät der 80-jährige Autor Max Kohn in diverse amouröse Abenteuer, wobei die Grenzen zwischen literarischer Erfindung und tatsächlichen Ereignissen auf kunstvolle Weise verschwimmen. Jan Schüttes liebenswert kauziger Film, der auf drei Kurzgeschichten des Nobelpreisträgers Isaac B. Singer basiert und tief in der jüdischen Kultur Amerikas verwurzelt ist, erinnert in seinen besten Momenten an die augenzwinkernden Pointen eines Woody Allen.“ (Cinema) HB, HH

C

Captain Berlin Versus Hitler Deutschland 2008/2009, R: Jörg Buttgereit, D: Jürg Plüss, Claudia Steiger

„Captain Berlin versus Hitler“ – allein der Titel verspricht trashige Unterhaltung. 2007 adaptierte Jörg Buttgereit (Nekromantik, Der Todesking) sein fürs WDR produzierte Hörspiel „Captain Berlin vs. Dracula“ als Theater-Bühnenstück. Doch um seine Superhelden-Satire für die Nachwelt festzuhalten, filmte Thilo Gosejohann (Captain Cosmotic) das Bühnenstück mehrmals ab, woraus dann dieser Film entstand. Geboten wird ein 75-minütiges Feuerwerk mit durchgeknallten Charakteren wie der von Hitler besessenen Leibärztin Ilse von Blitzen, Hitlers sprechendes Gehirn, welches in einem Roboter verpflanzt wird, Captain Berlin, dem Superhelden im gelb-roten Superheldenanzug, Graf Dracula und einem Zwerg als Sprecher. Der Zuschauer kommt bei dem Film teilweise nicht mehr aus dem Lachen raus, denn neben viel Situationskomik und herrlichem Overacting gibt es zynische Gags auf Hitlers Kosten, der als sprechendes Gehirn immer rumgetragen und im Roboter eingebaut wird.“ (die-besten-horrorfilme.de) HH

Chanson d‘ Amour Frankreich 2006, R: Xavier Giannoli, Gerard Depardieu, Cecile De France / Originalfassung mit Untertiteln“Xavier Giannolis Film ist die emphatisch liebevolle Studie eines halbseidenen Berufes: Gérard Depardieu brilliert als Ballhaussänger, der in der französischen Provinz sein nostalgisches Publikum mit Schlagern aus deren Jugend umschmeichelt und sich in eine 30 Jahre jüngere Frau (Cécile de France) verliebt.“ (tip) HH

Chaostage - We are Punks! Deutschland 2008, R: Tarek Ehlail, Matthias Lange, D: Stipe Erceg, Ralf Richter

„“Chaostage - We are Punks!“ erzählt die beinahe wahre Geschichte der berüchtigten Chaostage von Hannover und widmet sich der Frage, wie es zu den Chaostagen kommen konnte. Wobei die Erklärung, die Tarek Ehlail und Matthias Lange geben, die wahrscheinlich verrückteste ist. Um es kurz zu machen: „Chaostage - We are Punks!“ ist kein guter Film - zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Und will es vermutlich auch nicht sein. Getreu der Punkdevise des Do it yourself, die den Dilettantismus zum Wirkprinzip erhob, sucht - und findet - der nobel besetzte Film den Trash und wird so seine Zielgruppe sicherlich erreichen.“ (kino-zeit) H, HH

Crank 2: High Voltage USA 2009, R: Mark Neveldine, Brian Taylor, D: Jason Statham, Amy Smart

„In der Forstsetzung des Turbo-Reißers von 2006 setzt sich Jason Statham unter Dauerstrom. Nachdem er am Ende von Teil 1 aus einem Helikopter gestürzt und unsanft auf dem Asphalt aufgeschlagen ist, wird Profikiller Chev (Jason Statham) von den chinesischen Triaden entführt und in einer verranzten OP seines Herzens beraubt. Stattdessen bekommt er eine künstliche Pumpe eingesetzt, die allerdings regelmäßig Starkstrom zum Schlagen braucht. Für den Adrenalinjunkie kein Problem. Schließlich sind die Straßen von Los Angeles voll von Strommasten, Elektroschockern und Überbrückungskabeln. Wer angesichts dieser anarchischen Zustände eine ausgefeilte Story, Logik oder schauspielerische Glanzleistungen erwartet, sollte lieber einen Kardiologen aufsuchen. Mit Herzrhythmusstörungen ist nicht zu spaßen.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

D

Dancing With Devils Deutschland 2008, R: Klaus Lemke, D: Saralisa Volm, Nina Schwabe

„“Dancing with Devils heißt der neue, fürs Fernsehen gedrehte Film des achtundsechzig Jahre alten, ebenso vielgeschmähten wie vielgepriesenen Regisseurs Klaus Lemke. Der Film zeigt die völlige Sinnleere seiner Figuren - einiger junger Frauen und Männer auf St. Pauli. Er zeigt, dass es aus der Sinnleere und aus der sozialen Depravierung kein Entkommen gibt außer in den Knast, den Tod oder den Mord. Er zeigt, wie seine Protagonisten an Drogen gelangen und wie sie sie konsumieren. Er zeigt Liebe als ein kurzes, vergebliches Aufflackern von Zärtlichkeit und Intimität, vor allem jedoch als promiske Sexsuche aus Verzweiflung und betäubende Rumvögelei aus Lebensnot. Der Film bebildert seinen Titel und tanzt selbst mit den Teufeln.“ (Frankfurter Allgemeinde) HH

Dorfpunks Deutschland 2008, R: Lars Jessen, D: Cecil von Renner, Ole Fischer

„“Am Tag als Bobby Ewing starb“-Regisseur Lars Jessen verfilmte Rocko Schamonis Kultroman über eine Jugend in den 80er Jahren, die vom Punk und der ländlichen Umgebung geprägt ist. In Sprache, Tonalität und Bild hat Jessen den Zeitgeist recht genau getroffen, seine junge Darstellertruppe macht ihre Sache gut. Insgesamt mag der Film vielleicht zu zahm und glatt sein. Komisches Highlight ist auf jeden Fall die Suche nach dem Bandname. Der Musik- und Coming-of-Age-Film ist auch eine Art nordischer Heimatfilm.“ (Blickpunkt:Film) HB, HH, HL, KI, OL

Die drei ??? – Das verfluchte Schloss Deutschland 2009, R: Florian Baxmeyer, D: Chancellor Miller, Nick Price

„Mit dem Geheimnis des verfluchten Schlosses will Ober-Fragezeichen Justus Jonas das Rätsel um den mysteriösen Tod seiner Eltern lösen. Seine besserwisserische Art ist auch im zweiten Teil nervtötend, die Slapstick-Einlagen bleiben krampfhaft. Ein deutscher Kinderfilm, der auf Hollywood macht, es aber nicht schafft.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

E

Eine Frau zum Verlieben -Une femme ou deux Frankreich 1985, R: Daniel Vigne, D: Gérard Depardieu, Sigourney Weaver / Originalfassung mit englischen Untertiteln

“Ein französischer Paläontologe entdeckt die versteinerten Überreste der „ersten Französin“, die vor zwei Millionen Jahren gelebt haben soll. Es kommt zu Verwicklungen, als er einer attraktiven jungen Amerikanerin begegnet, die irrtümlich für die Direktorin einer Gruppe gehalten wird, die den Fund vermarkten soll. Mit altbekannten Turbulenzen und Verwechslungen jonglierendes enttäuschendes Lustspiel ohne besonderen Einfallsreichtum, das weder Charme noch besonderen Witz, noch eine von den Stars ausgehende Ausstrahlung aufweist.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Eldorado Belgien/Frankreich 2008, R: Bouli Lanners, D: Bouli Lanners, Fabrice Adde / Originalfassung mit Untertiteln

„Belgien ist ein düsteres Land. In schummrigen Garagen am Landstraßenrand lauern durchgeknallte Serienmörder, unliebsam gewordene Haustiere werden in hohem Bogen über Brückengeländer geworfen und in der verregneten Wildnis kreuzen Nudisten umher. Warmherzigkeit ist der apathischen Bevölkerung ein Fremdwort. Bouli Lanners’ zweiter Spielfilm „Eldorado“ mutet wie ein Abgesang auf sein Heimatland an. Das Road Movie verzichtet auf größenwahnsinnige Conquistadores und begleitet stattdessen zwei einsame Seelen auf ihrer Suche nach Geborgenheit – einem Schatz, der in Lanners‘ desolaten Landschaften in ebenso mythischer Ferne wie das Aztekengold zu liegen scheint.Leichte Kost ist „Eldorado“ damit nicht, wohl aber ein mal humorvoller, mal lakonischer Trip ins belgische Herz der Finsternis.“ (filmstarts) H

F

Fast & Furious – Neues Modell. Originalteile USA 2009, R: Justin Lin, D: Vin Diesel, Paul Walker, Jordana Brewster

„Mit der vierten Ausgabe der Actionsaga um wahnwitzige Stunts mit hochgetunten Rennwagen schließt sich der Kreis zum ersten Film, die Beziehung zwischen dem Kriminellen und dem FBI-Mann rückt ins Zentrum zurück. Doch der alte Schwung ist irgendwie hin.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Forbidden Kingdom USA/VR China 2008, R: Rob Minkoff , D: Jackie Chan, Jet Li

„Mithilfe eines Zauberstabs reist Außenseiter Jason ins alte China, wo ihm der trinkfreudige Lu Yan (Jackie Chan) eine Legende erzählt: Jason sei der Einzige, der den bösen Jadekönig bezwingen könne. Nach einem Intensivtraining bricht der 14-Jährige mit Lu Yan (Jet Li), einem Mönch, und der Kriegerin Goldener Spatz zum Palast des Bösewichts auf. Kampf der Titanen? Von wegen. Jet Li und Jackie Chan lassen nur in einem einzigen ordentlich choreografierten, doch eher unspektakulären Fight die Fäuste fliegen. Der Rest ist solide Teenie-Unterhaltung ohne Überraschungen - dafür steht schon der Regisseur: Rob Minkoff drehte vorher Kinderfilme wie „Stuart Little“.“ (Cinema) H, HB, HH, KI, OL

Die Frau des Anarchisten Deutschland/Spanien 2008, R: Marie Noëlle, Peter Sehr , D: Juan Diego Botto, Nina Hoss

„Das Regie-Ehepaar Peter Sehr und Marie Noelle arbeitet in ihrem preisgekrönten Drama den spanischen Bürgerkrieg und den Franco-Faschismus auf. Zur Geschichte des Paares ließ sich Noelle von ihrer Familie inspirieren. In der um Authentizität bemühten Schilderung der entbehrungsreichen Jahre spielt ein starkes, internationales Ensemble auf.“ (Blickpunkt:Film) HB

G

Gran Torino USA/Australien 2008, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Christopher Carley

„Ein alter ehemaliger Fließbandarbeiter lebt voller Vorurteile in einer Vorstadtsiedlung, die in der Hand eingewanderter Hmong-Asiaten ist. Belastet durch Erinnerungen an den Korea-Krieg, wird er mit einer örtlichen Gang konfrontiert und erntet die Dankbarkeit einer Hmong-Familie, wobei ihn sein Sinn für Integrität und Gerechtigkeit in einen Verteidiger der Wehrlosen verkehrt. Clint Eastwood lässt die bittere Geschichte weder im Porträt eines verbiesterten, sich selbst läuternden Mannes noch in einer emotionalen Rachegeschichte versanden, findet vielmehr zahlreiche Zwischentöne bis zur Selbstparodie, die sowohl die Hauptfigur als auch das soziale Umfeld zum Anfassen glaubhaft machen.“ (filmdienst) H, HB, H,H HL, KI

Günesi Gördüm - Ich sah die Sonne Türkei 2009, R: Mahsun Kirmizigül, D: Sarp Apak, Altan Erkekli

„Günesi Gördüm - Ich sah die Sonne“ erzählt die Geschichte der kurdischen Familie Altun. Wie 2,5 Millionen anderer Familien musste auch sie ihre Heimat im Südosten der Türkei verlassen. Einige Angehörige verschlug es nach Istanbul, andere zogen gar bis nach Norwegen. Der nunmehr 25 Jahre andauernde Krieg trennte die Familie aber nicht nur räumlich voneinander. Mahsun Kirmizigüls (“Beyaz Melek - Weißer Engel“) Drama lief in der Türkei trotz des heiklen Themas sehr erfolgreich. Der Film behandelt die militärische Auseinandersetzung zwischen den Kurden und den Türken im Osten der Türkei, die Flüchtlingssituation sowie die Folgen der Umsiedlung. Dabei versucht der Regisseur, keine Partei zu ergreifen, sondern das Thema neutral zu betrachten.“ (filmreporter.de) H, HB, HH, KI

H

Die Herzogin USA 2008, R: Saul Dibb, D: Keira Knightley, Ralph Fiennes

„Saul Dibbs aufwändig gestaltetes Kostümdrama basiert auf Amanda Formans 1998 erschienener Bestseller-Biografie ‚Georgina, Duchess of Devonshire‘. Der Regisseur vermeidet Klischees und Kolportage, fühlt sich vielmehr der historischen Authentizität verpflichtet. Gyula Pados‘ wohlkomponierte Bilder funkeln erlesen, die Dialoge gleichen flinken Florettgefechten, während Rachel Portmans eleganter Score die Stimmungslagen der Herzogin treffend kommentiert. Als flamboyante, skandalumwitterte Titelheldin glänzt Keira Knightley.“ (Blickpunkt:Film) HH, HL

Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch Deutschland/Österreich 2008, R: Stefan Ruzowitzky, D: Alina Freund, Sami Herzog

„Verfilmung der beliebten Knister-Bücher, in denen ein kleines Mädchen mit Hilfe eines Drachens und eines Zauberbuches den Kampf gegen einen finsteren Zauberer aufnimmt. Regisseur Stefan Ruzowitzky, der schon fast jedes Genre bedient hat (‚Die Siebtelbauern‘, ‚Anatomie‘, ‚Die Fälscher‘), erweist sich auch im Bereich Kinderfilm/Fantasy als äußerst sattelfest. Die Effekte werden wohl dosiert eingesetzt. Neben Alina Freund, die der Titelheldin nicht nur optisch verblüffend ähnlich sieht, sondern deren Charakter förmlich absorbiert, sorgen Komiker Michael Mittermeier als originelle Stimme des Drachen Hektor und Ingo Naujoks als Hieronymus für Witz, Tempo und Spannung.“ (Blickpunkt:Film) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

Hilde Deutschland 2009, R: Kai Wessel, D: Heike Makatsch, Dan Stevens

„‚Hilde‘ beleuchtet die Zeitspanne zwischen 1943 und 1966 im Leben der Diva Hildegard Knef und zeigt die unterschiedlichen und wichtigsten Lebensstationen des Weltstars. Von Berlin über Hollywood, bis nach London und zurück nach Berlin, stets im Kontext des Zeitgeschehens, zeichnet Regisseur Kai Wessel (‚Die Flucht‘, ‚Martha Jellnek‘) ein authentisches Bild der Künstlerin. Schauspielerin Heike Makatsch überzeugt als ‚Hilde‘ und zeigt deren Allüren und Stärke, aber auch ihre Verletzlichkeit.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI

I

I Can’t Think Straight Großbritannien 2008, R: Shamim Sarif, D: Lisa Ray, Sheetal Sheth

„Auch in ihrem Regiedebüt, das drei Monate nach „Die verborgene Welt“ in unsere Kinos kommt, erzählt Shamim Sarif von einer „verbotenen“ lesbischen Beziehung: Bereits drei Hochzeiten hat die attraktive Jordanierin Tala platzen lassen, bevor sie sich in die indische Muslimin Leyla verliebt. Sarifs Engagement gegen sexuelle Tabus ist ehrenwert, doch die triviale Story und die sterilen TV-Bilder machen die guten Absichten zunichte.“ (Cinema) H

Il Divo Italien/Frankreich 2008, R: Paolo Sorrentino, D: Toni Servillo, Anna Bonaiuto

„Porträt des italienischen Politikers Giulio Andreotti, der zwischen 1972 und 1992 sieben Mal das Amt des Ministerpräsidenten innehatte, auch wenn er immer wieder in Verdacht geriet, Kontakte zum organisierten Verbrechen zu haben. Weniger an nachweisbaren Fakten orientiert, ist der klug komponierte Film eine von Abneigung wie auch Faszination geprägte Studie über einen Machtmenschen, wobei es ihm mehr um die Kritik an einem desolaten politischen System geht. Dabei schließt er ebenso an die Tradition des italienischen Polit-Thrillers wie an Shakespeares Königsdramen an.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI

The Iron Horse USA 1924, R: John Ford. D: George O’Brian, Madge Bellamy / Stummfilm mit Klavierbegleitung

„“The Iron Horse“ enthält schon all das, was an den späteren Western Fords berühmt wurde. Die Genauigkeit in den Details zum Beispiel: Im Amüsierzelt findet eine Prügelei statt; Ford zeigt, wie die neben den Kämpfenden Stehende ihre Laternen hochhalten müssen, damit man überhaupt etwas sieht. Und es ist schon fast ein historisches Dokument, wenn in „The Iron Horse“ noch tatsächlich Büffelherden über die Prärie traben. Die Treue zum Detail geht am Ende so weit, dass Ford den historischen Augenblick der Begegnung zwischen den Gleisbautrupps der Union Pacific und der Central Pacific krönt mit der Anfahrt der Original-Lokomotiven von damals. Ford hat sich offensichtlich von Anfang an zwar für historische Details interessiert, aber dann immer für die Menschen in ihrem Vordergrund.“ (Roloff/Seeßlen) HH

J

Die Jagd zum magischen Berg USA 2009, R: Andy Fickman, D: Dwayne Johnson, AnnaSophia Robb

„Ein Taxifahrer wird in Las Vegas zum Held wider Willen, als er mit einem Alien-Zwillingspaar nicht nur die Erde, sondern auch noch deren Heimatplaneten retten soll. Die lausig zusammengeschusterte Story mit oberflächlicher Öko-Message ist aber kaum mehr als eine Ausrede für Action mit Dwayne „The Rock“.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

John Rabe Deutschland/Frankreich/VR China 2009, R: Florian Gallenberger, D: Ulrich Tukur, Daniel Brühl

„Die authentische Geschichte des Hamburger Kaufmanns John Rabe (1882-1950), der als deutscher Firmenrepräsentant in China im Dezember 1937 mit anderen Ausländern in Nanking eine Sicherheitszone einrichtete und während des japanisch-chinesischen Kriegs einen Großteil der Zivilbevölkerung schützte. Aufwändig inszeniertes, gut gespieltes Biopic als überlebensgroße Geschichte und packendes Epos, das Rabe freilich als ungebrochenen, eindimensionalen Helden zeichnet. Eine melodramatische Liebesgeschichte soll abseits des politischen Hintergrunds Gefühle hervorrufen, erweist sich aber als unnötige Konzession ans Unterhaltungskino.“ (filmdienst) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

K

Der Kaufhaus Cop USA 2009, R: Steve Carr, D: Kevin James, Jayma Mays

„Als alleinerziehender, gutmütiger Einkaufszentrums-Securitymann darf sich US-Adipositaskönig Kevin ‚King of Queens‘ James an mageren Fettwitzen abarbeiten und während eines Mall-Überfall lebensverändernd über sich hinauswachsen. Eine überraschungsfreie formelhafte Komödie mit Anflügen von Drolligkeit.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Knowing USA 2008, R: Alex Proyas, D: Nicolas Cage, Rose Byrne

„Aufregend visualisierter Sci-Fi-Thriller um einen Zahlencode, der viele Katastrophen und dabei vielleicht auch die größte voraussagt. Alex Proyas, Spezialist für fantastisches Kino (‚I, Robot‘), inszeniert einen Sci-Fi-Thriller mit großen Stärken in der Form und einigen Schwächen im Inhalt. Aus einer cleveren Grundidee wird ein unheimliches Mysterium mit einem großen Versprechen entwickelt, das die Enträtselung nicht ganz einlösen kann. Auch einige schreckende Jump-Cuts hat dieser verblüffend plastisch fotografierte, bis zum Ende aufregende Film nicht nötig, der in Spannungs- und Zerstörungssequenzen seine visuellen und atmosphärischen Qualitäten ausspielt.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

L

Liebe auf den zweiten Blick USA 2008, R: Joel Hopkins, D: Dustin Hoffman, Emma Thompson

„Zwischen Witz und Ernst, zwischen Herz und Verstand pendelt die konventionelle, aber anrührende Romantic Comedy für Best Ager, die der britische Regisseur und Drehbuchautor Joel Hopkins ganz auf seine beiden Protagonisten zugeschnitten hat. Zum zweiten Mal nach ‚Schräger als Fiktion‘ arbeiten Emma Thompson und Dustin Hoffman hier zusammen, treiben sich gegenseitig zu Bestleistungen und sind sichtlich mit Spaß bei der Sache. Ein geistreicher, gut geschriebener und umgesetzter slowburner in Sachen Herzschmerz.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI, OL

Die Ludolfs - Der Film Deutschland 2009, R: Tobias Streck

„Seit der Männersender DMAX 2006 „Die Ludolfs - vier Brüder auf‘m Schrottplatz“ als Serie startete, sind die fülligen Originale aus Dernbach zu Kultfiguren mit beschränkter Öffentlichkeit avanciert. Im Kino geben sie Einblicke in ihren Alltag, ihre Lebensphilosophie und wie es dazu kam, dass sie gemeinsam nach Italien reisten. Ein Kuriosum.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI

Luise - Eine deutsche Muslima Bremen 2007, R: Beatrix Schwehm

In der 52 Minuten langen Dokumentation lernt man eine Familie kennen, in der die in unserer Gesellschaft aktuellen Spannungen zwischen verschiedenen Kulturen und Lebensentwürfen am Küchentisch ausgetragen werden. Luise, die Tochter der Bremer Eventmanagerin Rita F., hat mit 19 Jahren den algerischen Informatikstudenten Mohamed B. geheiratet und im Laufe der Zeit dessen islamischen Glauben in einer ziemlich strengen Ausprägung angenommen. Die 25-Jährige trägt inzwischen nicht nur ein Kopftuch, sondern auch den dunkelblauen Hijaab, der ihren ganzen Körper verhüllt. Mit ihrem Mann und einem kleinen Kind lebt sie zusammen mit ihrer emanzipierten Mutter und deren Lebenspartner, dem stadtbekannten Theatermacher Mateng P. Die Familienverhältnisse wirken wie eine Versuchsanordnung, bei der das Persönliche und das Politische verschmolzen scheinen. (hip) HB

M

Männersache Deutschland 2009, R: Gernot Roll, D: Mario Barth, Dieter Tappert

„Die klischeehaften Anekdoten in dem Film scheinen wie aus den Bühnenauftritten von Mario Barth recycelt: Männer pupsen und trinken bis zum Umfallen Alkohol, Frauen plappern und überlassen dem Begleiter stets die Rechnung. Und das Fremdwort Diarrhöe wird mit Diagnostik verwechselt. ‚Männersache‘ ist eine harmlose deutsche Komödie mit Berlin-Kolorit. Wahrscheinlich bliebe der Streifen mit seinem wenig originellen Drehbuch an der Kinokasse eher unbeachtet, wenn nicht Mario Barth mit von der Partie wäre.“ (Mainpost) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Der Mann in der Brandung Deutschland 2008, R: Wilhelm Rösing

„Bis heute beeindrucken uns die Fotografien Franz Schenskys (1871-1957) und prägen unser Bild vom brausenden und tobenden Meer. Für seine klassischen Schwarz-Weiß Aufnahmen erhielt der 1871 auf Helgoland geborene Fotograf international mehr als fünfzig Preise. Die stürmische See vor der Insel gehörte zu seinem Lieblingsmotiv, womit er sich nebenbei zum Chronisten seiner Heimat machte. 50 Jahre nach seinem Tod in Schleswig hat sich der Filmemacher Wilhelm Rösing auf eine dokumentarische Spurensuche gemacht. Er befragte Menschen, die den großen Fotografen kannten und mischt diese Erinnerungen mit Schenskys legendären Fotos.“ (Kino 46) HB

Marley & Ich USA 2008 R: David Frankel, D: Owen Wilson, Jennifer Aniston

„‚Marley & Ich‘ hat gleich drei blonde Stars zu bieten: einen Labrador sowie Jennifer Aniston und Owen Wilson. Die Schauwerte stimmen also; inhaltlich ist das Werk so komplex wie ein Hundefutter-Werbespot, allerdings deutlich länger (115 Minuten). Aniston und Wilson spielen ein Journalistenpaar in Florida, Hund Marley dient als Ersatzkind, das sich allen halbherzigen Erziehungsversuchen fröhlich widersetzt. Regelmäßig demoliert das sabbernde Monster die Wohnung und frisst auch schon mal eine teure Halskette oder den Anrufbeantworter. Das Chaos steigert sich noch, als die Familie wächst. Die rührselige Komödie von Regisseur David Frankel (‚Der Teufel trägt Prada‘) wirkt wie ein Märchen aus einer anderen Zeit: Floridas Wirtschaft boomt, Journalisten werden mit Gehaltsverdopplungen belohnt, Mutti bleibt brav zu Hause, und obwohl im Film 13 Jahre vergehen, altern die beiden menschlichen Hauptdarsteller überhaupt nicht. Wau!“ (Der Spiegel) H, HB, HL

Milk USA 2008, R: Gus Van Sant, D: Sean Penn, Emile Hirsch

„Spielfilm über das Leben und die politische Karriere von Harvey Milk, der in den 1970er-Jahren zum ersten offen bekennenden homosexuellen Stadtverordneten der USA wurde, wenige Jahre später aber einem Attentat zum Opfer fiel. Das geschickt mit den Zeitebenen spielende Bio-Pic über eine charismatische Persönlichkeit, die den Idealismus der Gay-Rights-Bewegung mit politischem Pragmatismus verband. Durch den wechselseitigen Bezug von Privatem und Politischem entsteht nicht nur ein eindrucksvolles Zeitbild, sondern auch ein überzeugendes Porträt, das Milk nicht auf ein Podest hebt, ihm und anderen mutigen Aktivisten der 1970er-Jahre aber ein würdiges Denkmal setzt.“ (filmdienst) H, HH, KI

Mit der Faust in der Tasche - (I Pugni in tasca) Italien, 1965, R: Marco Bellocchio, D: Lou Castel, Paola Ptagora / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Allessandro (Lou Castel) ein junger, paranoider Epileptiker lebt in einer wohlhabenden, bürgerlichen Familie, deren Mitglieder zum Großteil an diversen körperlichen und psychischen Krankheiten leiden. In der klaustrophobischen Atmosphäre eines ländlichen Anwesens entwickelt Allessandro den obsessiven Wunsch, seine Familie zu töten.“ (b-movie) HH

Monsters vs. Aliens USA 2009, R: Rob Letterman, Conrad Vernon

„‚Monsters vs. Aliens‘ ist die Zukunft des Kinos – jedenfalls wenn man dem Dreamworks-Studio glaubt, das große Hoffnungen auf das 3-D-Verfahren setzt, mit dem dieser Animationsfilm hergestellt wurde. Doch das Ergebnis enttäuscht. Die Geschichte um ein paar Monster, die von den Menschen in Labors gehalten werden und eines Tages gegen Außerirdische in den Kampf ziehen, ist weniger phantasievoll als etwa die ‚Shrek‘-Filme. Zwar machen die 3-D-Effekte Spaß und sind dezent eingesetzt, doch leider gehen dem Drehbuch, an dem auch die Regisseure Rob Letterman und Conrad Vernon mitgearbeitet haben, nach der Hälfte des Films die Ideen aus. 3-D hilft wenig, wenn Figuren und Story flach sind.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

N

96 Hours Frankreich 2008, R: Pierre Morel, D: Liam Neeson, Maggie Grace

„Liam Neeson spielt einen US-Geheimagenten im Ruhestand, dessen 17-jährige Tochter von albanischen Menschenhändlern entführt, unter Drogen gesetzt und als Sexsklavin meistbietend versteigert wird. Im Alleingang, mit all seinen im Staatsdienst gelernten kampftechnischen Mitteln, macht der Vater rambo-mäßig alle Schurken nieder. Harter Stoff für Actionfans. Französischer Kino-Abklatsch der TV-Serie ‚24‘.“ (tip) H, HB, HH

Nostalghia Italien1983, R: Andrej Tarkowski, D: Oleg Jankowski, Domiziana Giordano

„Der russische Schriftsteller Andrej reist durch Italien auf den Spuren eines russischen Komponisten des 19. Jahrhunderts, dessen Biografie er schreiben will. Das Erlebnis der fremden Landschaft und Kultur, die übermächtige Erinnerung an die Heimat und die Begegnung mit einem geisteskranken Sonderling treiben ihn in eine ausweglose Isolation und Schwermut mit tödlichem Ausgang. In seinem ersten im Ausland entstandenen Film meditiert Andrej Tarkowskij über das profunde Gefühl der „Nostalghia“: die Sehnsucht nach der verlorenen geografischen wie spirituellen Heimat, der Schmerz über die Kommunikationsunfähigkeit der technokratischen Welt, die verzweifelte Suche nach dem metaphysischen Sinngehalt alltäglicher Dinge und Wahrnehmungen. Eine mit vollendeter Meisterschaft inszenierte Traumreise durch die Bruchstellen der abendländischen Kultur - mit suggestiven Bildvisionen, die von einem dicht geflochtenen Netz religiöser und literarischer Querverweise kommentiert werden.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

Notorious B.I.G. USA 2009, R: George Tillman Jr., D: Jamal Woolard, Angela Bassett

„‚Notorious B.I.G.‘ erzählt von Leben und Tod des Rappers gleichen Namens. Produzent ist Sean Combs, weltbekannt unter seinen Künstlernamen Puff Daddy und P. Diddy. Er war es, der Anfang der Neunziger die Karriere von Notorious B.I.G. anstieß. Combs damaliger Geniestreich bestand darin, den Drogendealer Christopher Wallace öffentlichkeitswirksam in den Rapper Notorious B.I.G. zu verwandeln, der die alten Geschäfte zwar aufgegeben hat, aber nicht aufhören kann, von ihnen im Sprechgesang zu erzählen. Viele Millionen Platten verkauften die beiden mit dieser Erfolgsformel. Dass Wallace die Vergangenheit nicht hinter sich lassen kann und seine Geschichte ihn einholt, als er 1997 erschossen wird, gibt diesem Leben nun seine filmreife Tragik. Das Erstaunliche an der sonst recht konventionellen Filmbiografie ist die Detailgenauigkeit, mit der sich der Hauptdarsteller Jamal Woolard die Körpersprache und Mimik des Rappers bis ins letzte Zucken der Mundwinkel angeeignet hat.“ (Der Spiegel) H, HB, HH

O

On the Rumba River Kongo/Frankreich 2006, R: Jacques Sarasin / Originalfassung mit Untertiteln

“On the Rumba River“ porträtiert den Musiker Antoine Wendo Kolosoy, der als Vater der kongolesischen Rumbamusik gilt und deswegen meist auch nur „Papa Wendo“ genannt wird. Die Doku von Jacques Sarasin (“African Blues“) ist noch zu Lebzeiten des Musikers enstanden, der im Sommer des vergangenen Jahres im Alter von 83 Jahren in Kinshasa verstarb.“ (taz) HL

P

The Pervert‘s Guide to Cinema Großbritannien/Österreich 2006, R: Sophie Fiennes

“Die kinotheoretische Dokumentation von 150 Minuten wurde von Sophie Fiennes, der Schwester der Schauspieler Ralph und Joseph, inszeniert. Auf erfrischende, intelligente und oft lakonische Weise präsentiert Zizek, was das Kino mit dem Zuschauer macht, geht substanziell auf die Handlungen ein und spannt nebenbei auch noch einen Bogen über die Filmgeschichte. Zitiert werden Filme wie ,James Whales Frankenstein‘, ,Der Exorzist‘, ,Stanley Kubricks Dr. Seltsam und sein letztes Werk‘, ,Lost Highway‘, ,Blue Velvet‘ sowie ,Fight Club‘.“ (Blickpunkt:Film) H

Prinzessin Lillifee Deutschland 2009, R: Alan Simpson, Ansgar Niebuhr

„Nachdem die Bücher von Monika Finsterbusch um Prinzessin Lillifee und ihre Freunde die Mädchenherzen im Sturm erobert haben, erscheint jetzt der gleichnamige Film, jedoch mit einer ganz neuen Geschichte. Als animierter Zeichentrickfilm in klassischer Manier wird er der Bilderbuchaufmachung mit seinen Rosa- und Glitzereffekten gerecht. Ebenso nah an der Buchvorlage ist die Figur Lillifee in ihrem vielschichtigen Charakter gezeichnet: Es geht nicht nur um eine oberflächliche Welt, sondern auch um Ärger, Verzweiflung und Selbstbewusstsein.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

R

Rachels Hochzeit USA 2008, R: Jonathan Demme, D: Anne Hathaway, Rosemarie Dewitt

„Ein dreitägiges Hochzeitsfest wird zum Offenbarungsort existenzieller Abgründe, verdrängter Traumata und familiärer Konflikte. Demme knüpft an die experimentelle Frische seines Frühwerks an, und erinnert zugleich, stilistisch wie thematisch, an Dogma-Filme wie ‚Das Fest‘. Giftig, warmherzig, bitter, hippiesk.“ (tip) HB, HH, KI

Radio Rock Revolution Großbritannien 2009, R: Richard Curtis, D: Philip Seymour Hoffman, Bill Nighy

Dies ist einmal eine andere Art von Piratenfilm. Hier werden jene Piratensender besungen, die in den späten sechziger Jahren in guter britischer Tradition das Meer eroberten und für die meist jungen Hörer den ganzen Tag über jene Pop- und Rockmusik spielten, die die steife Tante BBC immer noch verpönte, obwohl sie längst zum britischen Exportartikel Nummer Eins geworden war. Regisseur Richard Curtis fächert seine Episoden zwar ein wenig zu breit, so dass sein Boot mit wenig dramaturgischer Strömung kreuzt, aber dafür bietet er einen grandiosen und oft sehr komischen Querschnitt der Moden, Lebensstile und Attitüden jener Jahre, in denen die wahre, hochkapitalistische Kulturrevolution stattfand. (hip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Die Reise zum Mittelpunkt der Erde USA 2008, R: Eric Brevig, D: Brendan Fraser, Josh Hutcherson

„Zwar hat Regisseur Eric Brevig, ein Spezialist für Spezialeffekte, die klassischen Illustrationen der Buchausgaben akribisch nachempfunden. Gleichwohl bleibt seine sehr freie Adaption des Abenteuerromans von Jules Verne ganz der Oberfläche verhaftet. Denn kein verschrobener Hamburger Gelehrter macht sich hier auf den Weg ins Erdinnere, um dort an die Grenzen menschlicher Erkenntnis zu stoßen. Statt dessen führt, als moderner Geologe im Muscle Shirt, der „Mumien“-Star BrendanFraser die unterirdische Rutschpartie mit dem Drive eines akademischen Drittmitteleinwerbers an.“ (tip) HB

Religulous USA 2008, R: Larry Charles

„Der wortgewandte amerikanische Komiker und Fernsehmoderator Bill Maher trifft Gläubige in der ganzen Welt um sie vor laufender Kamera lächerlich zu machen. Ein respektloser Schenkelklopfer mit blasphemischer Botschaft, der seinen Machern trotz einiger Oberflächlichkeiten einen Platz im Fegefeuer sichern sollte.“ (tip) KI

RocknRolla Großbritannien 2008, R: Guy Ritchie, D: Gerald Butler, Tom Wilkinson

„Ein Londoner Gangsterboss der alten Schule möchte ein fettes Immobiliengeschäft mit einem russischen Oligarchen machen, doch Randgestalten und Untergebene pfuschen dazwischen. In Guy Ritchies Gangsterkomödie werden coole Posen eingenommen und große Sprüche geklopft, bis ein uncooler Schrumpfungsprozess einsetzt.“ (tip) H, OL

Der rosarote Panther 2 USA 2009, R: Harald Zwart, D: Steve Martin, Jean Reno

„US-Komiker Steve Martin schlüpft zum zweiten Mal in die Rolle des legendären Inspektor Clouseau. Das Original aus den Sechzigern mit Peter Sellers bleibt weiter unerreicht, aber diesmal macht Steve Martin seine Sache schon wesentlich besser. Es gibt drei hochkomische Slapstick-Nummern (unter anderem im Schlafzimmer des Papstes), viele blöde Witze und einen großartigen John Cleese als Chefinspektor Dreyfus. Im letzten Drittel geht dem Film allerdings die Puste aus. Die Handlung (Clouseau jagt Diamantendieb) ist natürlich weitgehend überflüssig und nur Vorwand für Blödsinn in jeder Preisklasse.“ (tip) H, HB

S

Saint Jacques.... Pilgern auf französisch Frankreich 2005, R: Coline Serreau , D: Muriel Robin, Artus de Penguern

“Drei Geschwister - eine streitbare Lehrerin, ein strebsamer Unternehmer und ein stets alkoholisierter Tunichtgut - unternehmen gemeinsam eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela, weil sie nur so das Erbe ihrer Mutter antreten können. Im Lauf des beschwerlichen Fußmarschs kühlen sich ihre Gemüter ab, und am Grab des Apostels Jakobus stellt sich so etwas wie Familiengemeinschaft ein. Die Wallfahrt als Reise zu sich selbst in Form eines langsamen Road Movies. Die warmherzige Geschichte ist vorhersehbar, unterhält aber dennoch auf sanft-sympathische Weise.“ (Lexikon des internationalen Films) H

Secret Sunshine Südkorea 2007, R: Chang-dong Lee, D: Do-yeon Jeon, Kang-ho Song

„Eine junge Frau versucht nach dem Tod ihres Mannes einen Neuanfang, verfällt aber in tiefe Agonie, als ihr kleiner Sohn ermordet wird. In der Bekehrung zu einem evangelikalen Christentum schöpft sie neuen Lebensmut, wird jedoch auf eine harte Probe gestellt, als auch der Mörder gläubig wird. Ein komplexes, meisterlich inszeniertes Drama um Verlust, Trauer und die Suche nach Vergebung und Erlösung. Der dezidiert religionskritische Film ist weniger an einer ideologischen Debatte als am Schicksal seiner leidgeprüften Figur interessiert, die durch Humor und Mitmenschlichkeit aus ihrer Krise findet.“ (filmdienst) H, HH

Shopaholic – Die Schnäppchenjägerin USA 2009, R: P. J. Hogan, D: Isla Fisher, Hugh Dancy

„Es gibt Leute, für die der Kauf schöner Kleidung eine Art Hobby ist. Für Rebecca Bloomwood hingegen ist Shopping ein Muss. Deshalb hat sie neben Bergen von Kleidern auch Berge unbezahlter Rechnungen. Und auf denen sitzt sie erstmal fest - denn ihren Job ist sie auch gerade losgeworden. Aus den sieben Bergen dieses Schlamassels befreit sie aber schon bald ein gut aussehender Märchenprinz. Knallbuntes Modefest in the City ohne Sex – so bleibt‘s Walt-Disney – und kindgerecht. Dazu passend sehen auch die Darsteller aus wie charakteristisch überzeichnete Trickfiguren. Ein Film klebriger als Zuckerwatte.“ (tip) H, HB, HH

Slumdog Millionär Großbritannien/USA 2008, R: Danny Boyle, Loveleen Tandan, D: Dev Patel, Freida Pinto

„Danny Boyle ist mit seinem unter schwierigsten Umständen in Indien gedrehten Film über zwei Brüder, die der Armut in Mumbai entfliehen wollen, ein großer Wurf gelungen. Die Globalisierungsversion von Charles Dickens’ ‚Oliver Twist‘, in der ‚Wer wird Millionär?‘ clever als Rahmenhandlung dient, bietet einen beklemmenden Blick auf Mittellosigkeit und Elend, ist aber doch stets erfüllt vom nicht zu bändigenden Enthusiasmus der Hauptfigur, deren Leben in einem Rausch von Farben und Klängen vor dem Zuschauer vorüberzieht - Bollywood made in the West. Unwiderstehlich gut.“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

So glücklich war ich noch nie Deutschland 2009, R: Alexander Adolph, D: Devid Striesow, Nadja Uhl

„Der Versuch, die schöne Tanja (Nadja Uhl) zu beeindrucken, lenkt den Betrüger Frank (Devid Striesow) so von seinem „Handwerk“ ab, dass ihn die Polizei dingfest machen kann. Als er endlich auf Bewährung aus der Haft entlassen wird, soll eigentlich alles anders werden – doch dann begegnet Frank Tanja wieder und findet heraus, dass die junge Frau in mächtigen finanziellen Schwierigkeiten steckt. Um sie von ihren Schulden zu befreien, greift er doch wieder auf die alte Masche zurück. Alexander Adolph gelingt eine charmante kleine Tragikomödie über einen Hochstapler, die mit treffsicheren Dialogen und einem hervorragenden Hauptdarsteller punktet.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH

Stellet Licht - Stilles Licht Mexiko/Frankreich 2007, R: Carlos Reygadas, D: Cornelio Wall, Maria Pankratz

„Magische Bilder in unendlich langen Einstellungen entführen den Zuschauer in die Welt der Mennoniten: tiefreligiöse deutschstämmige Bauern in Mexiko. Vordergründig geht es um den inneren Konflikt eines siebenfachen Vaters, der zwei Frauen liebt. Aber eigentlich handelt die Geschichte vom Zauber der Langsamkeit.“ (Cinema) HH

T

Töte Amigo (“Quien Sabe?“) Italien 1966, R: Damiano Damiani, D: Gian Maria Volonte, Lou Castel

„Während der mexikanischen Revolution 1910-1920 schließt sich ein von Regierungstruppen gedungener Amerikaner einer Gruppe von Banditen an, um für eine hohe Prämie einen Rebellengeneral zu erschießen. Ein harter und kompromißloser Italowestern mit zynischen Grundtönen, der die Exzesse einer blindwütigen Revolution ebenso ungeschminkt darstellt wie die Erbarmungslosigkeit einer Gewaltherrschaft. Spannend inszeniert und gut gespielt“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Twilight – Biss zum Morgengrauen USA 2008, R: Catherine Hardwicke, D: Kristen Stewart, Robert Pattinson

„‚Twilight – Biss zum Morgengrauen‘ zeigt eine Gruppe von Vampiren, die so mitleiderregend bleich aussehen, dass der Kinozuschauer sofort den Impuls verspürt, Blut für sie zu spenden. Catherine Hardwickes Adaption des Romanbestsellers von Stephenie Meyer ist ein völlig anämischer Film, in dem das Blut nicht mal in Wallung geraten darf. Der hübsche Vampir Edward (Robert Pattinson) verliebt sich in die Highschool-Schönheit Bella (Kristen Stewart), doch weil sexuelle Erregung im Nu seine Eckzähne erigieren lässt, bleiben die beiden keusch und werfen sich statt dessen in Zeitlupe schmachtende Blicke zu. Ein pubertäres Liebesdrama mit dem Biss der dritten Zähne.“ (Der Spiegel) H, HH

U

The Unborn USA 2008, R: David S. Goyer, D: Odette Yustman, Gary Oldman

„Der renommierte Drehbuchautor David S. Goyer (‚Dark City‘, ‚The Dark Knight‘) will mit seiner Regiearbeit ein paranormales Puzzlespiel liefern, verfällt dabei aber typischen Teenhorrorthriller-Konventionen. So gelingt die Schilderung der düsteren Atmosphäre, doch der verworrene Plot benutzt zu viele Klischees. Als Popcorn-Unterhaltung funktioniert Goyers jüdische Antwort auf Friedkins Genreklassiker „Der Exorzist“ trotzdem.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, OL

Underworld: Aufstand der Lykaner USA 2009, R: Patrick Tatopoulos, D: Rhona Mitra, Bill Nighy

„Der Vampirfürst Viktor hält sich in seinem Schloss eine Horde von Lykan-Werwölfen als Sklaven – bis der Lykaner Lucian eine Rebellion entfacht. Ausgerechnet Viktors Tochter Sonja entpuppt sich als Komplizin und Geliebte von Lucian - und wird somit zur Todfeindin ihres Vaters. Da das Prequel zu ‚Underworld‘ und ‚Underworld: Evolution‘ die Anfänge der uralten Fehde schildert, musste Kate Beckinsale (Viktors spätere Adoptivtochter Selene) durch die neue Hauptdarstellerin Rhona Mitra ersetzt werden. Für die Fangemeinde dürfte der Reiz ohnehin vor allem darin bestehen, dass die Geschichte erstmals aus der Sicht der Lykaner erzählt wird. Dass gerade diese arg künstlich aussehen, ist schade – aber verzeihlich: Dank Bill Nighy gefriert einem trotzdem das Blut in den Adern.“ (Cinema) HB

V

Der Vorleser USA 2008, R: Stephen Daldry, D: Kate Winslet, David Kross

„Oscarwürdig ist die Darstellerleistung der Winslet, die in ‚Der Vorleser‘ den brüchigen Menschen hinter in Monstergestalt spielt. Aber auch der Rest des Ensembles braucht hinter der Leistung der weiblichen Hauptrolle nicht anstehen. Da ist vor allem David Kross (‘Krabat‘), der den jugendlichen Liebhaber spielt. Wie selbstverständlich füllt er die anspruchsvolle Rolle an der Seite von Kate Winslet. Ganz beiläufig verliebt sich sein Charakter in die viel ältere Frau mit dem dunklen Geheimnis und lässt das ganze schwierige Konstrukt von Bernhard Schlinks Bestsellers vor allem eines erscheinen: glaubwürdig. Sensationell ist auch Lena Olin, die Mutter und Tochter in einer Doppelrolle spielt. Mit der gebrechlichen einzigen Überlebenden eines Massakers an Juden im Zweiten Weltkrieg einerseits und (Jahre später angesiedelt) ihrer inzwischen längst erwachsenen Tochter gibt sie eine kleine, aber feine Performance. Es sind vor allem die vielen Details, die an diesem Film von bleibendem Wert sind.“ (epd-film) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

Vorstadtkrokodile Deutschland 2009, R: Wolfgang Becker, D: Manuel Steitz, Nora Tschirner

„Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuchklassikers um eine Kinderbande, die ein kriminelles Trio entlarvt. Der Film verlegt die Geschichte aus den Siebzigern in die Gegenwart, bietet aber noch ein Stück Ruhrgebietsflair. Die lakonische Erzählweise der Vorlage wird allerdings oft durch aufgebauschte Actiondramatik ersetzt.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

W

Watchmen – Die Wächter Großbritannien/USA 2009, R: Zack Snyder, D: Carla Gugino, Jeffrey Dean Morgan

„Die starfreie Verfilmung des Meta-Comic-Klassikers versucht sich in der Reduktion von Komplexität und rettet dennoch aus der monumentalen, multiperspektivischen Vorlage von Alan Moore und Dave Gibbons manchen schönen Moment ins Kino. Angesiedelt in einem alternativen 80er-Jahre-Universum am Rande des Atomkriegs erzählt „Watchmen“ von sehr menschlichen, selten sympathischen Kostümhelden, die in den USA für rechte Ordnung sorgen wollen und nun selbst das Opfer einer Verschwörung werden.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Die Widerständigen - Zeugen der Weißen Rose Deutschland 2008, R: Katrin Seybold

„Dokumentarfilm über die Münchner Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, der auf einer zehnjährigen, akribischen Recherche in Archiven und Gesprächen mit Zeitzeugen aus dem Umfeld der Widerstandsgruppe fußt. Lange, ungeschnittene Interviewpassagen, Schwarz-Weiß-Fotos, Zeitdokumente und ein Off-Kommentar zielen nicht auf emotionale Überwältigung, fesseln aber dank großer Lebendigkeit und perspektivisch aufgefächerter Rückblicke und eröffnen neue Blickwinkel auf das bekannte Sujet. Der Film lässt dabei auch Fragen nach der eigenen Zivilcourage aufkommen.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

Willi und die Wunder dieser Welt Deutschland 2008, R: Arne Sinnwell

„In der Kinofassung der ARD-Kindersendung „Willi wills wissen“ entdeckt TV-Reporter Willi Weitzel die Wunder der weiten Welt. Er reist nach Australien, Kanada, Japan und in die Sahara und kommt so hinter einige der großen Geheimnisse unseres Planeten - vom Alltag der Ameisen bis zu den Tricks der Sumoringer. TV-Sendung, die im Kino nur Fans erfreut.“ (tip) H, HB, HH, OL

Winnetoons - Die Legende vom Schatz im Silbersee Deutschland 2008, R: Gerd Ludewig

“Winnetoons - Die Legende vom Schatz im Silbersee“ ist das erste Kinoabenteuer der sehr frei nach Karl May entstandenen TV-Animationsserie, die seit Jahren erfolgreich auf dem ,Kinderkanal‘ läuft. Die Story hat mit dem alten Pierre Brice-Klassiker ,Der Schatz im Silbersee‘ außer dem Titel aber nicht mehr viel gemein. Für Kinder, die die TV-Serie mögen, ist die Kinokarte für ,Winnetoons - Die Legende vom Schatz im Silbersee‘ sicher Pflicht. Alle kleinen Kinofans, die spannende Abenteuergeschichten mögen, werden den Film ebenfalls toll finden.“ (Eltern) BHV, H, HB, HH, HL, KI

Z

Zeiten des Aufruhrs USA 2008, R: Sam Mendes, D: Kate Winslet, Leonardo DiCaprio

„‚American Beauty‘-Regisseur Sam Mendes kratzt wieder am amerikanischen Traum und führt dabei fort, was der Untergang der „Titanic“ beendete. Leonardo DiCaprio und Kate Winslet spielen die Eheleute Frank und April Wheeler, die in den 1950er-Jahren unkonventionell leben wollen, sich jedoch in der Tristesse ihres Alltags als Büroangestellter und Hausfrau verlieren. Eine Reise nach Paris soll den großen Aufbruch darstellen. Aus der 1961 erschienenen Romanvorlage von Richard Yates über die Resignation in der Ehe und den Druck der gesellschaftlichen Konvention hat Mendes einen kraftvollen Film geschaffen, der mit vier Golden Globes nominiert wurde.“ (Rheinischer Merkur) HB