kommentar: privatjungfunk : Mehr als ein 1Live
Ob ‚1Live‘ nun Konkurrenz bekommt oder nicht – wer freiwillig Kommentare in Tageszeitungen schreibt oder liest, den wird das kaum kratzen. Zu crossvermarktet, krachledern, teiglangweilig führt beim Teenie-WDR der Quotenrechner Regie und lässt Hits und Zoten rotieren. Spannend bleibt da nur, ob ein nachwuchsorientierter Privatsender das ökonomisch sinnhafte, sonst aber am untersten Rand der Geschmacksgruppe Jung herumfischende 1Live-Schema noch unterbieten kann.
Doch eigentlich geht es um etwas anderes: Ob nämlich der öffentlich-rechtliche und landesweit immer noch monopolistisch sendende WDR von Gesetzgebung und Politik weiterhin geschützt wird? Ob er mit 1Live weiter ganz allein vom lukrativen Radiowerbemarkt für Jugendprodukte profitiert, und zur Einnahmensteigerung auch noch ein produktaffines Umfeld abliefert? – Ihre öffentlich-rechtliche Existenzberechtigung hat die Station so längst verloren. Im Fernsehen wäre es undenkbar, dass eine Programmgemisch aus Viva und Giga-TV Rundfunkgebühren kassiert, nur weil es abends, wenn keiner mehr zuschaltet, etwas Platz für Arte macht.
Aber vielleicht können dabei auch die 2Lives, 3Lives helfen. Denn wenn erstmal Konkurrenz da ist, werden vielleicht auch Hörer und Medienpolitiker merken, dass ein öffentlich-rechtliches Jugendradio sich anders anhören muss als ein global justierter, geldgeiler Dudelfunk, den auch die Privatradiomacher sicherlich im Sinn haben. CHRISTOPH SCHURIAN