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Bloß keine Tränen

Weihnachtsgeschenke für Kinder sollten nicht zu vernünftig sein. Besser als Konsumverzicht ist ein spielerischer Umgang mit Barbie & Co

von Kaija Kutter

„Was kann man denn Kindern schenken, die schon alles haben?“, fragte neulich eine Bekannte. Der lustfeindliche Diskurs zum Thema Kinder und Spielzeug treibt also kurz vor Weihnachten mal wieder seine Blüten. Angeblich haben die heutigen Kinder viel zu viel Spielzeug, ja, sie drohen sogar im Erwachsenenalter süchtig zu werden, weil sie vormals im Spielzeugkonsum all ihre Empfindungen erstickten.

Tatsächlich ist es im Jahr neun oder zehn dieser Debatte, die mit euphorischen Berichten über den pädagogischen Erfolg spielzeugfreier Kindergärten begann, einmal Zeit, gegenzusteuern. Denn natürlich lasen dies wieder mal nur die Falschen. Insbesondere in Kreisen mit Bildungsanspruch gibt es die Tendenz, viel zu vernünftig zu schenken. Kinder werden erst wochenlang auf Weihnachten oder ihren Geburtstag neugierig gemacht und dann durch garstig unattraktive Präsente enttäuscht. Ein Wörterbuch, ein Pullover, ein Brettspiel vielleicht, irgendwas, was nach Pisa Intelligenz fördert, das war‘s. Wenn dann das Kind Wochen nach Weihnachten in Tränen ausbricht, weil es sich an das Auspacken der Geschenke erinnert, bei dem es sich ganz schön vorgeführt fühlte, ist es vielleicht angebracht, ganz schnell zur Spielzeugabteilung eines schwächelnden Warenhauses zu stürmen, das Barbie-Wohnzimmer im Angebot für 19 Euro 95 zu erstehen und dem Kind nachträglich zu schenken.

Natürlich steht auch das Barbie-Wohnzimmer dann bald nur herum und macht allein das Kind auf Dauer nicht glücklich. Aber das gilt auch für Erwachsenen-Geschenke, vom Waffeleisen bis zur Digital-Kamera. Nur: Wenn Freundinnen zu Besuch kommen, sehen sie, dass der Barbie-Park stattlich erweitert wurde. Kinder haben auch ein Recht auf Prestige.

Trotzdem ist es nicht von der Hand zu weisen, dass beispielsweise Barbie-Kram teuer ist und die bis ins winzigste Detail durchgestylte Nachbildung dieser Modellwelt die Kreativität ersticken kann. Wer wissen will, was der Markt an anspruchsvollerem Spielzeug hergibt, erhält im Katalog des „Jacko-o“-Versands (www.jacko-o.de) einen brauchbaren Überblick. Was Kinder aber durchaus mögen, ist ein spielerischer Umgang mit dem Konsum. Haben sie erstmal ihr Prestige-Geschenk, kann man nach dem Vorbild der Waldorfpädagogik Spielzeug auch selber herstellen. Warum nicht Pfeil und Bogen schnitzen oder für Barbies Body ein Kleidchen plus Sommerhut häkeln?

Kinder, die in der Großstadt aufwachsen, leiden vor allem an einem Mangel an Handlungsmöglichkeiten. Deshalb lieben sie alles, was Erwachsene ihnen zu tun anbieten, vom Kecksebacken bis zum Basteln von Weihnachtsdekoration aller Art. Und wenn dabei ein Überraschungs-Geschenk für Mama oder Oma herauskommt, macht das Kinder besonders glücklich. Schließlich wollen sie an Weihnachten großzügig sein.

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