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Archiv-Artikel

ZERSCHLAGUNG VON YUKOS: PUTIN RUINIERT MIT MACHT DIE WIRTSCHAFT Die verborgene Hand

Die Zerschlagung des Yukos-Konzerns ist ein wirklich spannender Krimi. Aus Twer, einer provinziellen russischen Großstadt, taucht eine Finanzierungsgesellschaft auf, die „Baikalfinansgrup“. Die Registrierungsbehörden in Twer verweigern jede Auskunft über die auch bei Experten unbekannte Gruppe. Die verborgene Hand greift noch weiter aus: Das legale Zahlungsziel wäre eigentlich der dritte Januar 2005. Aber diese Finanzgruppe muss erst am elften Januar zahlen, nach den orthodoxen Weihnachtsfeierlichkeiten.

Die Verbissenheit der russischen Regierung ist folgerichtig. Der ehemalige Haupteigner Michail Chodorkowski sitzt wegen Steuerhinterziehung und Betrug in Haft und wartet auf den Prozess. Die Unternehmensleitung hat Milliarden behaupteter Steuerschulden zurückgezahlt, aber die Behörden kamen mit immer neuen Nachforderungen. Inzwischen übersteigen die Steuern den Umsatz. Dass nun eine obskure Gesellschaft aus dem Nebel auftaucht, spricht dafür, dass die Behörden selbst das Geschäft machen wollen.

Die russische Regierung handelt macht-, nicht wirtschaftspolitisch. Der damals reiche Chodorkowski wurde verhaftet, als er gegen Putin in die russische Politik eingreifen wollte. Der damals geplante Verkauf eines wesentlichen Teils von Yukos an amerikanische Firmen hätte der amerikanischen Politik und ihrer Justiz einen erheblichen Einfluss mittelbar auch auf die russische Innenpolitik verschafft. Dass amerikanische Gerichte die Versteigerung in Russland untersagen wollten, musste dort Interventionsängste bestätigen. erichte in den USA die Versteigerung verhandelten, zeigt die Internationalität des Konflikts. Inzwischen ist die gesamte Führungsmannschaft von Yukos in London; ihre Führung bestand ohnehin aus ölerfahrenen Amerikanern. Die europäischen Firmen, die hinter dem russischen Mitbieter Gasprom standen, haben sich zurückgezogen.

Dass bei diesem Konflikt auch der russische Kuchen verteilt werden soll, macht die Sache nicht besser. Wirtschaftlich bleibt er verheerend. Und er zeigt, wie leicht die russischen Behörden in Justiz, Wirtschaft und öffentliches Informationswesen eingreifen können. ERHARD STÖLTING