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Archiv-Artikel

Wider den gefühlten Graben

STADTENTWICKLUNG Seit gestern reicht die Schlachte bis nach Walle. Nun, so hoffen die Bauträger, kann die Überseestadt schließlich zu einem Teil der City werden

„Der ganz kurze Steg hat eine ganz große Bedeutung“,

SENATSBAUDIREKTOR HÖING

VON CHRISTIAN JAKOB

Es soll nicht nur verbinden, nein, verschmelzen lassen soll das kurze Stück Pflasterstraße gleich zwei ganze Stadtteile miteinander. „Die Überseestadt wird jetzt erfahrbar als Teil der inneren Stadt“, sagte Senatsbaudirektor Franz-Josef Höing gestern zur Eröffnung des neuen, nordöstlichsten Teilstücks der Weserpromenade Schlachte.

Nach wie vor teilt ein gefühlter Graben die noch im werden begriffene Überseestadt vom Stadtkern. Und auch wenn der „Auf der Muggenburg“ genannte Durchbruch zwischen Doventor und Hansator die Verkehrsanbindung jüngst deutlich verbessert hat, so endet für die meisten Bremer die City an der Stephanibrücke. Der langfristige Erfolg des Großprojekts Überseestadt dürfte auch davon abhängen, inwieweit sich diese Wahrnehmung wandelt.

Dabei mithelfen soll seit gestern also die erweiterte Schlachte, 250 letzte Meter Fahrradweg, zwischen Lloydstraße und der Stephaniquartier. „Die gefühlte Distanz schrumpft“, befand Baudirektor Höing, „der ganz kurze Steg“ habe „eine ganz große Bedeutung“. Durch die Promenadenverlängerung ergäben sich „neue Perspektiven auf die Stadt“, die den „Weserraum auf ganz andere Weise erlebbar“ machten.

1.000 Tonnen Stahl hat die BIG in Höings Auftrag in den letzten 12 Monaten dafür verbauen lassen, pünktlich zum Kirchentag – der sich zum Teil in der Überseestadt abspielt – wurde der mit einer behindertengerechten Rampe im Stephanitorsbollwerk auslaufende Weg fertig. 8,5 Millionen Euro hat der Ausbau gekostet, 5 Millionen davon übernahm die EU, den Rest das Land Bremen. „Aus eigener Kraft hätten wir das nie bezahlen können“, sagte Wirtschaftssenator Ralf Nagel (SPD). Die öffentlichen Mittel seien gut angelegt, würden sie doch durch erkleckliche private Investitionen ergänzt: Der Projektentwickler Siedentopf, der direkt nebenan das „Weser Quartier“ erschließt und bis Ende des Jahres den 82 Meter hohen Weser-Tower fertig stellen will, investiere ganze 100 Millionen Euro in das Quartier – unter anderem in „Verkehrsinfrastruktur und öffentliche Grünflächen“, so Nagel. Durch das neue Teilstück „wachsen Überseestadt und Schlachte zusammen“, die Weser werde „zur Hauptstraße für die Stadtentwicklung“ – was auch das Weserkraftwerk oder das Belugagebäude auf dem Teerhof zeigten.

Im April 2008 wurde der erste Rammschlag für die Schlachteverlängerung unternommen und das Ufer abgesenkt. Anschließend wurde eine neue Spundwand und eine Hochwasserschutzwand errichtet. „Da war vorher ja nur eine einfache Mauer“, sagt Holger Bruns vom Wirtschaftsressort. „Hochwassertechnisch war das sehr ambitioniert“. Und weil man gerade dabei war, wurde auch die „Liegewanne“, der Grund des Ankerplatzes vor dem Schiffsanleger 13, ausgekratzt, so dass nun große Kreuzfahrtschiffe wie die 200 Meter lange „MS Europa“ im Weser-Quartier anlegen können.