: Abschied von der Süperliga
FUSSBALL Der Berliner Athletik-Klub beendet die einst gefeierte Kooperation mit dem türkischen Erstligisten Ankaraspor Kulübü
Geschmeidig schleicht der blau-weiße Panther, das Wappentier von Berlin Ankaraspor Kulübü, über die Homepage des Fußball-Oberligisten. Doch die Tage des anmutigen Tieres sind gezählt, der Panther steht vor dem Absprung. Beim Berliner Verband ist die Gilde aus dem Moabiter Poststadion für die Spielzeit 2009/2010 zwar noch unter ihrer aktuellen Bezeichnung angemeldet. „Aber spätestens zur Oberliga-Rückrunde heißen wir wieder Berliner Athletik-Klub“, sagt Teamleiter Siegfried Polke.
Aus dem Kulübü wird wieder ein Klub, Ankaras blau-weiße Vereinsfarben samt Panther werden ersetzt durch das traditionelle Rot-Weiß der „Athleten“ mit ihrem Logo, einem geflügelten Fußball. Damit endet auch visuell ein markantes Kapitel in der nunmehr 102 Jahre währenden Vereinsgeschichte des BAK, das vor drei Jahren für Aufsehen, später meist nur noch für Trubel und Kopfschütteln sorgte.
Rückblende ins WM-Jahr 2006: Wenige Tage bevor Jürgen Klinsmann mit der deutschen Mannschaft das Sommermärchen schrieb, luden die Verantwortlichen des Berliner Athletik-Klubs 1907 zu einer Pressekonferenz. Mit viel Pomp verkündeten sie, dass sich hinter „BAK“ fortan Berlin Ankaraspor Kulübü verbirgt. Der Grund der Umbenennung des Oberligisten war die besiegelte Kooperation mit dem Erstligisten Ankaraspor Kulübü aus der türkischen Hauptstadt.
Ziel des sportlichen Joint Ventures, so schilderten es beide Kulübü-Delegationen, sei die Ausbildung von Spielern in Berlin für den türkischen Hauptstadtclub. Dafür sollte die Filiale an der Spree mit einer namhaften Summe – Gerüchten zufolge bis zu 800.000 Euro pro Saison – unterstützen. Ankaras Bürgermeistersohn Ahmet Gökcek übernahm das Präsidentenamt im Berlin, um die Bedeutung des Projekts zu unterstreichen. Unter seiner Führung sollten den Preußen, die im Amateurlager jahrelang am Rande des Konkurses kickten, Profimanieren beigebracht werden.
Mit dem Panther als Wappentier war der BAK sein Underdog-Image los. Die Verpflegung im VIP-Raum wurde erstklassig. Die Mannschaft etablierte sich mit ansehnlichem Fußball im vorderen Oberliga-Mittelfeld. Doch schon gegen Ende der ersten Kooperationsjahres 2006/2007 kam es zum Eklat.
Sportlich sei nichts zu beanstanden, so damals der Bremer Politiker Önder Yurtgüven, der als designierter BAK-Geschäftsführer für das türkische Ankaraspor nach dem Rechten sehen sollte. Doch an den Leuten beim Berliner Ableger, die eine kooperationsfähige Organisation aufbauen sollten, ließ er kein gutes Haar: „Die Funktionäre leben in der Steinzeit und können nicht professionell arbeiten. Nur die Geldausgabe ist professionell.“
Zudem ortete er einen „Zweifrontenkrieg“ zwischen altgedienten BAK-Athleten und der Ankara-Fraktion. Wenig später versiegte die Geldquelle in der Türkei für die Berliner Filiale. „Wir wurden ein bisschen aufs Kreuz gelegt“, klagt BAK-Teamleiter Polke rückblickend über die turbulente Zeit mit dem türkischen „Süperligisten“ aus Ankara. Künftig will der Berliner Athletik-Klub verstärkt auf die Jugend bauen. Dem neuen Präsidenten Tuncay Akan, einem Bauunternehmer, trauen Szenekenner zu, den Klub aus dem Poststadion wieder in ruhigeres Fahrwasser zu führen.
JÜRGEN SCHULZ