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Archiv-Artikel

Chefin bleibt eine Rarität

Von COS

BERLIN taz ■ Wer lenkt und entscheidet in Europas Firmen, wollte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wissen. Unlängst hat es eine Studie veröffentlicht, die belegt: Nur auf jedem zehnten Chefsessel in den 50 größten deutschen Unternehmen sitzt eine Frau. Da liegen Lettland oder Slowenien besser. Dort wird knapp jeder fünfte Spitzenjob weiblich besetzt.

Europaweit liegen die deutschen Firmen im Mittelfeld. Dass sie es überhaupt dahin geschafft haben, verdanken sie der New Economy. Denn die Chefetagen der Old Economy – zu der die Forscher Traditionsbetriebe wie Siemens, Lufthansa oder die Deutsche Bank zählen – sind nach wie vor fast frauenfreies Terrain: Weibliche Talente erringen hier lediglich ein Prozent der Topjobs. Und nur auf acht von hundert Aufsichtsratsposten sitzt eine Sie. In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Chancen der Frau, einen Betrieb zu lenken, nicht wesentlich verbessert. Zwar arbeiten jetzt etwas mehr Frauen in verantwortungsvollen Positionen. In Spitzenjobs aber gelangen sie auch nicht häufiger als im Jahr 2000. Insofern hat die freiwillige Vereinbarung zur Frauenförderung, die Politik und Privatwirtschaft 2001 schlossen, bislang kaum messbare Wirkung gezeigt.

Familie und Firma, das ist für viele Chefinnen eine Frage von Entweder-oder. Sechs von zehn Chefinnen sind ledig. Anders ihre Kollegen: Hier sind sieben von zehn zugleich Chef und Ehemann. Sie sind auch häufiger Vater als ihre Kolleginnen Mutter. Ein Detail immerhin werten die Forscher als Indiz eines Wandels: Die deutsche Durchschnittschefin ist jünger als ihr Männerkollege. Wenigstens beim Nachwuchs schwindet die Männerübermacht – wenn auch nur im Promillebereich. COS