: Von einem Fan zum anderen
Ein Herz für Liedermacher und ein Faible für Bands mit komischen Namen: Ran Huber feierte den sechsten Geburtstag seiner Konzertreihe „am Start“ in der Maria mit Julia Hummer und dem Frauen-Wunder-Trio planningtorock
Es war ein ganz familiäres Konzert am Freitagabend in der Maria. Man feierte 6 Jahre „am Start“, die Konzertreihe von Ran Huber, und viele waren gekommen. Das letzte „am Start“-Jahr hatte die Gemeinde mal ins Union Filmtheater im fernen Friedrichshagen gelockt, dann wieder ins Flughafenrestaurant Tempelhof und in die „zentrale Randlage“ geführt.
Das gute alte Jeans Team war wieder „am Start“ gewesen, die „Fuck You Mitte Songwriternacht“ wurde eingeführt, Bands mit seltenen Namen wie „Rocket Freudenthal“, „Cowboy Kollektiv“ „Rumpeln“ und „Swearing at motorists“ hatten gespielt. Es war auch ein gesellschaftliches Ereignis am Freitag, ein Großes Hallo und Hin und Her. Sehr hoch war der Musiker- und DJ-Anteil im Publikum, aber schließlich ist es ja fast unmöglich, als Berliner Musikschaffender von Ran Huber nicht entdeckt und für ein Konzert engagiert zu werden.
Huber ließ es sich natürlich nicht nehmen, seine Gäste von der Bühne aus groß anzukündigen, zwischendurch stand er aber immer wieder, so ganz selber der größte Fan, begeistert in der ersten Reihe. Das Konzert von „Julia Hummer and to many boys“ war mit Spannung erwartet worden, enttäuschte dann aber ein wenig. Die eigentlich versierten Musiker spielten einen ganz ansehnlichen nordamerikanischen Countryfolk, aber alles klang recht verhalten, als sei man sich selber noch nicht so ganz einig. Die wahrlich bezaubernde Julia Hummer fand auch nicht richtig zur alten Form, der Gesang geriet leise und unbestimmt, das Ganze blieb ohne rechte Energie …
Dann war der Debütauftritt der Formation „Europa“ an der Reihe. Europa, das sind Almut Klotz – bekannt durch die „Lassie Singers“, „Maxi unter Menschen“ und den „Popchor“ – und daneben Reverend Ch. Gabler, seinerseits wiederum als früher Keyboarder der „Goldenen Zitronen“ bekannt. Man bot Casiomelodien zum Gitarrenspiel und lieblichen Gesang, der in interessantem Gegensatz zu recht unheilvollen Themen wie Paranoia stand, genauer konnte man die Texte leider nicht verstehen.
Der erste Höhepunkt des Abends war dann aber der Auftritt von planningtorock. Die britische Künstlerin Janine Roston, deren Musik gerne als Mischung aus Kate Bush und Laurie Anderson beschrieben wird, warf den Rechner an und vollführte schamanische Bewegungen zum expressiv-absurden Gesang. Auf der Videoleinwand sah man die Künstlerin dazu vervielfacht und wiederum symmetrisch aufgesplittert.
Dann kamen Heidi Mortensen und Catriona Shaw dazu, man griff zum Mikrofon, ließ den Laptop krachen und skandierte zum Thema „Jealousie“ drauf los. Diese One-Woman-Shows im Trio vereint auf der Bühne, die Musik zwischen dröhnenden dirty beats und Elektro-Folkrock war dann wirklich das Beste, was man seit langem auf Berliner Konzertbühnen gesehen hatte.
Zum Schluss spielten noch Locust Fudge ihren sehr beseelten Gitarrenpop, und so hatte Ran Huber an diesem Abend wieder einmal aufs Schönste zusammengeführt, was eigentlich nicht zusammenpasst.
CHRISTIANE RÖSINGER