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Archiv-Artikel

Gefundenes Fressen

Skandal um verdorbenes Supermarktfleisch zieht Kreise

Stefan Romberg, ernährungspolitischer Sprecher der FDP im Düsseldorfer Landtag, kann sich freuen: Der Skandal um abgelaufenes Supermarkt-Frischfleisch macht sich in Nordrhein-Westfalen breit. In der Mindener Filiale des Supermarktriesen „real“ sollen Mitarbeiter Fleisch einfach umetikettiert und wieder zum Verkauf angeboten haben. Bernard Südbeck, Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Oldenburg, bestätigte am Wochenende auch Hinweise auf andere Supermarktketten.

Der Liberale Romberg aber hatte Nordrhein-Westfalens grüner Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Bärbel Höhn, schon am 9. März „Fahrlässigkeit“ vorgeworfen – der Facharzt für Psychiatrie klagt bereits seit Monaten über zu lasche Lebensmittel-Kontrollen. Unterstützung bekommt Romberg seit dem „real“-Skandal ausgerechnet von der grünen Verbraucherschutzministerin im Bund, Renate Künast. Härtere Kontrollen müssten her, findet auch Künast: „Ich habe immer mehr den Eindruck, dass die Länder in diesem Kontrollbereich sparen.“

Künast dürfte Recht behalten. Viele Kunden und Angestellte hatten mit teilweise „sehr detaillierten“ Hinweisen reagiert, so Staatsanwaltschafts-Sprecher Südbeck. Kein Wunder: Das Umetikettieren von altem Fleisch scheint bei der Metro-Tochter System zu sein. Gegen „real“ gab es schon 1996 und 2000 Verfahren in Rheinland-Pfalz – und 2003 auch im nordrhein-westfälischen Paderborn.

Höhns Landesverbraucherministerium konterte mit einer „Schwerpunktaktion Hackfleisch in Supermärkten“, ließ ab Sommer 2003 noch einmal über 500 Betriebe kontrollieren. Ob das aber reicht, scheint selbst die Ministerin zu bezweifeln: Höhn spricht von „Betrug“, verspricht eine weitere Verstärkung „unserer intensiven Kontrollen“ – und appelliert an die Eigenverantwortung der Kunden: „Wir müssen aufpassen, dass die Methode billig, billig, billig nicht zu Lasten der Legalität und Qualität geht.“

Aufgeschreckt von drohenden Umsatzeinbußen hat hat mittlerweile sogar „real“ reagiert – zunächst hatte die Kette mit Sitz in Mönchengladbach mit dem Slogan “Besorg‘s Dir doch einfach. Mega-Frische zu Mini-Preisen“ weiter für ihr Frischfleisch geworben. Jetzt wurden Verantwortliche wie der Bereichsleiter Fleisch“ freigestellt, neue „Frische-Manager“ eingestellt. Weiter mit Romberg.

ANDREAS WYPUTTA