was macht eigentlich... … Noam Chomsky?
: Lange reden

Reden kann der weltweit angeblich meistzitierte US-Intellektuelle ja, und zu welchem Thema, ist schließlich auch egal. „Illegal but legitimate: A dubious doctrine for the times“ sollte das Thema des Mittwochabends sein, an dem der große Chomsky vor krachvollem Audimax an der guten alten FU sprach. Bevor der Meister erschien, rätselte man, was der Veranstaltungstitel eigentlich bedeute. Man einigte sich darauf, dass Chomsky wohl wieder einmal den Unilateralismus im Besonderen und im Allgemeinen geißeln werde – und fühlte sich behaglich. Chomsky, 76, kam in Jeans und Baumwollpullover aufs Podest geklettert, die Fluglinie aus den Niederlanden hatte die Koffer der Chomskys sonst wohin befördert. Dann nahm er uns alle mit auf einen wilden zweistündigen Ritt ohne Punkt und Komma. Irak, Kolumbien, Vietnam, Nicaragua, Clinton, Bush und wieder Irak. Die Anekdoten, murmelte ein Student seiner Sitznachbarin zu, habe er am Nachmittag schon im Internet gelesen, da habe er sie auch verstanden. Zum Schluss gab’s großen Applaus, und die Nachfragenden am Mikrofon zeigten sich ergriffen, den großen Linken live gesehen zu haben. Sie fragten nach Details, auf die Chomsky weltumspannend antwortete. Während Frau Chomsky in der ersten Reihe ihrem Mann beharrlich die Uhr zeigte, wurde schließlich um eine letzte winzige Frage gebeten. Es meldete sich ein Frank Wagner, Mathematiker der FU: „Sie haben nur über die politischen Probleme gesprochen, was sagen Sie denn zu den ökonomischen Problemen unseres Planeten? AW FOTO: AP