: Allianz gegen Franz
Eine „Koalition europäischen Denkens und Fühlens“ will verhindern, dass Franz Beckenbauer Uefa-Präsident wird
Eine „Koalition des europäischen Denkens und Fühlens“ soll verhindern, dass Franz Beckenbauer eine Uefa-Präsidentschaft von Michel Platini verhindert. „Platini ist der Richtige, Beckenbauer wäre ein Skandal“, sagte Initiator Daniel Cohn-Bendit der taz. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im EU-Parlament will für die Allianz-gegen-Franz fraktionsübergreifend Abgeordnete aus dem EU-Parlament zusammenbringen. Und alle Europäer, denen das Wohl des Fußballs am Herzen liege.
Die Allianz-gegen-Franz begründet ihr Wirken auf der Idee eines gelebten Europa und eines gesamteuropäischen Gedankens, der sich in der Besetzung des Uefa-Präsidenten ausdrücken müsse. Michel Platini, größter Fußballer Frankreichs und Organisator der WM 1998, sei ein Promoter für Europa, der zudem die Macht der europäischen Fußballkonzerne einschränken wolle. Der Giesinger Franz Beckenbauer (59), Organisator der WM 2006, werde letztlich die Macht der Fußballfunktionäre und der Fußballkonzerne stützen.
„Es geht um den europäischen Fußball und nicht um die Partikularinteressen einiger deutscher Unternehmen“, sagt Cohn-Bendit – mit Verweis auf Beckenbauers geschäftliche Beziehungen zu Springer, ZDF, adidas und vielen anderen. Fakt ist zudem, dass er seit Jahren – derzeit als Aufsichtsratsvorsitzender – einem der großen Fußballkonzerne selbst vorsteht (FC Bayern München). Andererseits ist Silvio Berlusconi auch Ministerpräsident von Italien.
Michel Platini hat bislang als einziger Kandidat offiziell seine Kandidatur erklärt. Beckenbauer wird vom Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gebeten, zu kandidieren. Dieser Beschluss wurde vorvergangene Woche einstimmig gefasst.
Zuletzt hatte Beckenbauer aber auch selbst bei einem Aufeinandertreffen mit Amtsinhaber Lennart Johansson seine Ambitionen bekundet („Es wäre für mich eine große Ehre, Lennart Johansson zu beerben“). Es wird erwartet, dass Johansson am 21. April seinen Rückzug verkündet, allerdings nicht wie vorgesehen für 2006, sondern möglicherweise erst 2007. Cohn-Bendit: „Dann wäre Beckenbauer nach einer erfolgreich verlaufenen WM unangreifbar.“ 2007 muss sich übrigens auch Fifa-Präsident Sepp Blatter der Wiederwahl stellen – dem Beckenbauer freundschaftlich verbunden ist.
Minimalziel des öffentlichen Unterstützungskomitees für Platini sei es, den „Kern dieser sportpolitischen Auseinandersetzung“ herauszuarbeiten. Cohn-Bendit: „Man muss sagen, worum es wirklich geht. Man muss Beckenbauer zwingen zu sagen, wofür er steht und warum er eigentlich gegen Platini kandidiert.“ Ob sich zumindest deutsche Politiker linker Parteien der Allianz-gegen-Franz anschließen werden, ist angesichts der Medienmacht Beckenbauers und der rot-grünen Fußball-Werbekampagne „1. FC Deutschland 06“ eine spannende Frage. „Da wird man sehen“, sagte Cohn-Bendit, „wer Rückgrat hat.“
Beckenbauer begann seine berufliche Laufbahn übrigens in den 60ern mit einer Lehre als Versicherungskaufmann – bei der Allianz. PU