: Kunden machen die Biege
S-BAHN-CHAOS Ab sofort sind Fahrräder in S-Bahnen verboten. Klaus Wowereit fordert die Berliner auf, Fahrgemeinschaften zu bilden. Fahrgastverband rät, die S-Bahn zu meiden
■ U-Bahn: Alle Linien (außer U4) fahren tagsüber mit maximaler Zuglänge und im 5-Minuten-Takt. 15 Züge stehen über die Stadt verteilt bereit, um kurzfristig als Reserve eingesetzt zu werden.
■ Tram: Auf fast allen Linien werden die Straßenbahnen verlängert. Die M4 fährt ab Freitag im 4-Minuten-Takt.
■ Busse: Die BVG setzt die jeweils größtmöglichen Busse ein. Bei Bedarf fahren zusätzliche Fahrzeuge. Vom Südkreuz fahren Schnellbusse alle 20 Minuten zum Flughafen Schönefeld. (dpa)
VON SEBASTIAN HEISER
In der S-Bahn dürfen Fahrräder bis auf weiteres nicht mehr mitgenommen werden. In der Sonderausgabe des Kundenmagazins Punkt 3, das die S-Bahn ab Montag verteilt, heißt es fettgedruckt: „Die Fahrradmitnahme in den Entlastungszügen RE 7, RB 14, RE 1 und RE 6 sowie im gesamten S-Bahn-Netz und in den Ersatzverkehren ist derzeit leider nicht möglich.“ Die S-Bahn will damit mehr Platz für Fahrgäste schaffen. Ab diesem Montag ist das Unternehmen nur noch mit einem Drittel der Fahrzeuge unterwegs. 19 Bahnhöfe werden nicht mehr angefahren, darunter die Haltestellen zwischen Bahnhof Zoo und Ostbahnhof. Der Fahrgastverband Igeb warnt angesichts dessen vor einem „schwarzen Montag“ und empfiehlt, die S-Bahn nach Möglichkeit zu meiden.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) rief die Berliner am Sonntag „zu Solidarität und Rücksichtnahme“ auf. Die Stadt werde „jetzt vor eine neue Geduldsprobe gestellt“. Die Menschen seien die ständig neuen Hiobsbotschaften rund um die S-Bahn leid. In den Bussen und Bahnen komme es nun „gerade in Stresssituationen auf Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft an, insbesondere gegenüber älteren Menschen, Erwachsenen mit Kindern oder Menschen mit Behinderungen“. Wer mit dem Auto unterwegs sei, solle überlegen, „ob er anderen nicht eine Fahrgemeinschaft“ anbiete. Er erwarte, dass die S-Bahn mit Hochdruck an der Wiederherstellung eines funktionierenden Nahverkehrs arbeite.
Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg hat seine Online-Fahrplanauskunft erst teilweise angepasst. Wer wissen will, wie er von Bellevue zum Alexanderplatz kommt, erhält folgenden Hinweis: „Leider konnte zu Ihrer Anfrage keine Verbindung gefunden werden.“ Das ist zwar richtig, weil die S-Bahn nicht mehr fährt. Der Bus-Ersatzverkehr wird jedoch nicht angezeigt.
Seit knapp drei Wochen fährt die S-Bahn mit weniger Zügen, weil das Eisenbahn-Bundesamt aus Sicherheitsgründen verschärfte Kontrollen angeordnet hat. Bei einer solchen Inspektion im Juni wurde laut Berliner Zeitung ein rund fünf Zentimeter langer Radriss entdeckt. Das Rad sei „in erheblichem Ausmaß auffällig geworden“, zitiert das Blatt den Sprecher des Eisenbahn-Bundesamtes.