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Archiv-Artikel

Die Polizei ist selbst schuld

Hätte die Polizei nicht so viel ermittelt, gäbe es weniger zu berichten: Eine Zunahme bei Betrugs- und Drogendelikten sowie bei Körperverletzungen in der Disco-Szene stellte Innensenator Röwekamp in der Polizeilichen Kriminalstatistik 2004 fest

Kinder und Ausländer 2004 seltener als Verdächtige registriert

Bremen taz ■ „Wenn wir gewusst hätten, was da auf uns zukommt, hätten wir die BSAG nicht um verstärkte Kontrollen gebeten“, seufzte gestern Peter Wetzke, Leiter der Kriminalpolizei Bremen, bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2004. Die vielen erwischten Schwarzfahrer machen den Löwenanteil am Anstieg der Betrugsfälle aus. Wer sich 2004 bei der „Beförderungserschleichung“ ertappen ließ, findet sich jetzt in der Statistik wieder: 2.512 Fälle wurden aktenkundig.

Um satte 6,6 Prozent oder 6.230 Fälle ist die Anzahl der registrierten Straftaten – vom Schwarzfahren bis zum Mord – im Land Bremen insgesamt gestiegen.

„Die Bevölkerung muss sich aber deshalb nicht unsicher fühlen“, so Innensenator Thomas Röwekamp (CDU). Der Anstieg sei vor allem auf den gewachsenen Kontrolldruck zurückzuführen – so auch durch die verstärkte Polizeipräsenz etwa auf der „Discomeile“ am Hauptbahnhof. Die habe zu vermehrten Anzeigen wegen Körperverletzung geführt. Davon gebe es aber tatsächlich nicht mehr als früher, davon ist man im Innenressort überzeugt – es würden nur mehr Fälle aus dem Dunkelfeld aktenkundig.

Heranwachsende unter 21 Jahren dürfen sich der besonderen Aufmerksamkeit des Senators und der Polizei sicher sein. „Präventiv, aber auch repressiv“ will man gegen die Jugendkriminalität vorgehen, „normenverdeutlichende Gespräche“ sollen Kontaktbereichsbeamte künftig mit den Eltern von Ersttätern führen.

Auch die Drogenszene hat die Polizei weiterhin besonders im Visier. An dieses Problem müsse man repressiv herangehen – andernfalls würden die Deliktzahlen sofort wieder ansteigen, fürchtet man bei der Polizeiführung. „Licht und Schatten“ zeige die Kriminalstatistik, so Röwekamp. Erfreulich sei der Rückgang von Mord und Totschlag, Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Auch Autos würden seltener geklaut.

Statistiken haben ihre Tücken, dessen zeigte sich Röwekamp durchaus bewusst: „Die Zahl der Straftaten bei Kindern unter 14 Jahren ist stark zurückgegangen, aber das kann auch daran liegen, dass in Bremen weniger Kinder leben.“ Den Senator ficht auch nicht an, dass die Zahl der ausländischen Tatverdächtigen gesunken ist – gemessen an der Einwohnerzahl seien Nicht-Deutsche seit Jahren überproportional in der Kriminalitätsstatistik vertreten und würden daher besonders beobachtet. Der Senator räumte allerdings ein, dass in der Vergangenheit auch Verstöße in die Statistik einflossen, die von deutschen Staatsangehörigen gar nicht begangen werden können – Verstöße gegen das Ausländergesetz beispielsweise.

Eine Fortsetzung der strikten Kriminalitätsbekämpfung forderte der CDU-Innenpolitiker Rolf Herderhorst (CDU) anlässlich der Vorstellung der Statistik. Insbesondere das Problem der Schwarzfahrer könne man nur mit Konsequenz in den Griff bekommen. Peter König