: „Microhoo“ bringt Usern gar nichts
SUCHMASCHINEN Allianz von Yahoo und Microsoft verringert technologische Vielfalt im Internet
BERLIN taz | Für ihre Öffentlichkeitsarbeit zum geplanten Zusammengang im Suchmaschinengeschäft haben sich Yahoo und Microsoft eine hübsche Internet-Adresse ausgesucht: ChoiceValueInnovation.com. Die User sollen also mehr Auswahl, die Werbekunden einen höheren Reklamewert und die Marktteilnehmer mehr Innovation bekommen. Fragt sich nur, ob das tatsächlich stimmt. Das auf zehn Jahre angelegte Geschäft weist nämlich einige Fragezeichen auf.
Martin McNulty, Direktor des Suchmaschinen-Marketingunternehmens Trafficbroker, erklärte in einem Fachdienst: „Auf den Mann auf der Straße hat dieses Geschäft kaum Einfluss. Weder Bing noch Yahoo bieten irgendetwas an, was besser wäre als das Google-Angebot.“ Google hat weltweit nach wie vor 80 Prozent Marktanteil im Suchmaschinenbereich. Das wollen Yahoo und Microsoft ändern, indem Microsoft die Technik und Yahoo den Verkauf übernimmt. Vorabgeld fließt dabei nicht: Statt Yahoo rundheraus zu übernehmen, hat sich Microsoft mit dem Internetkonzern auf eine Umsatzteilung geeinigt. Die sei auf lange Sicht cleverer, meint man bei Yahoo.
Die Börse zeigte sich von „Microhoo“ unterdessen wenig begeistert: Während Microsofts Aktie um 1,4 Prozent stieg, sank Yahoos Papier nach der Ankündigung wie ein Stein, in der Spitze um über 12 Prozent. Die Anleger fürchteten vor allem, dass Yahoo durch das Geschäft marginalisiert werden könnte.
Weit hergeholt ist das nicht. Mit dem angeblichen Zugewinn an Innovation durch den Zusammengang steht es nämlich schlecht. Da Yahoo künftig schlicht die Suchtechnologie von Microsoft übernehmen wird, bleibt hier neben Google nur noch ein großer Player übrig.
Yahoo hatte zwar nie das Image einer technologiegetriebenen Firma, sondern eher als Portalbetreiber mit vielen bunten Diensten. Tatsächlich hatte er aber Fortschritte gemacht, etwa bei der modernen semantischen Suche, der Einbindung von Kartenmaterial und der Bereitstellung von Schnittstellen für externe Programmierer.
All das dürfte jetzt sang- und klanglos beerdigt werden.
BEN SCHWAN