: Unbesiegte Deutsche
Zum 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus darf ein dubioser Verein seiner Erinnerungskultur huldigen
Die Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft (SWG) sei „ein wichtiges Scharnier zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus“, betont Professor Wolfgang Gessenharter von der Bundeswehr-Universität in Hamburg. „Überschneidungen zu rechtsextremen Organisationen“ stellte auch der Hamburger Verfassungsschutz (VS) fest. Dennoch durfte der SWG-Vorsitzende, General a. D. Reinhard Uhle-Wettler, gestern Abend deren Tagung „Deutsche Erinnerungskultur“ in der Hansestadt eröffnen.
Über 350 Gäste kamen in die Provinzialloge an der Moorweidenstraße, um unter anderem mit Professor Günter Zehn über das „positive Erbe der deutschen Geschichte“ zu diskutieren. Zehn schreibt unter dem Pseudonym „Pankraz“ für die extrem rechte Wochenzeitung Junge Freiheit.
Die Intention der Debatte anlässlich der „Wiederkehr des 8. Mai“ ist unzweifelhaft. Uhle-Wettler, der eine Festschrift für den englischen Auschwitz-Leugner David Irving veröffentlichte und bei der rechtsextremistischen Kulturvereinigung „Gesellschaft für freie Publizistik“ auftrat, klagt regelmäßig über das „US-amerikanische Umerziehungsprogramm für die besiegten Deutschen“.
Auch der aktuelle „Hamburger Aufruf“ der SWG offenbart ihr Geschichtsverständnis. Sie fordert „die Beendigung der überzogenen und unangemessenen Bußkultur“ sowie „dafür zu sorgen, dass der Innere Friede (...) nicht ständig durch die Berufung auf angeblich vorhandenen (...) Rassismus und Antisemitismus“ gefährdet wird.
Und das alles zum 60. Jahrestag der Befreiung Hamburgs vom Faschismus. Andreas Speit