: Rote Zahlen ärgern Börschel
Wegen angeblicher Unterschlagung hat der Chef der Bocklemünder SPD gegen eine Genossin Strafantrag gestellt. Zum ungünstigsten Zeitpunkt für die Kölner Parteispitze
KÖLN taz ■ Den Kölner Sozialdemokraten steht wieder mal Ärger ins Haus. Nun hat der Vorsitzende des Ortsvereins Bocklemünd, Uwe Becher, bei der Kölner Staatsanwaltschaft Strafantrag wegen Unterschlagung gegen die SPD-Ratsfrau Monika Rotsch-Schultes gestellt. Becher wirft seiner Parteikollegin erneut vor, als ehemalige Kassiererin des Ortsvereins Geld aus der Kasse genommen zu haben. Es geht um einen Fehlbetrag von insgesamt 2.700 Euro. Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, Günther Feld, konnte gestern noch nicht den Eingang des Anfang Mai gestellten Strafantrags bestätigen.
Der Bocklemünder SPD-Vorstand hatte der ehemaligen Kassiererin bereits in einem Brief an seine Parteimitglieder finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen. Die Kontrollkommission des SPD-Unterbezirks Köln hatte jedoch bei einer Prüfung die Vorwürfe nicht bestätigt gesehen (taz berichtete).
Für den Ortsvereinsvorsitzenden Becher stand das Ergebnis der Kommission „schon vorher fest“. Das Protokoll habe er damals nur unterschrieben, weil SPD-Ratsfraktionschef Martin Börschel und der Vorsitzende der Kontrollkommission, Peter Kron, ihn unter Druck gesetzt hätten. Zwischenzeitlich hat Becher die Finanzen von einem Steuerberater erneut prüfen lassen. „Die Kasse stimmt nicht“, so Becher. Daher habe er nun die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. „Die Kontrollkommission hat geprüft“, widerspricht SPD-Politiker Martin Börschel. Es sei keinerlei Druck auf Becher ausgeübt worden. Peter Kron bestätigt Börschels Version. „Wir haben eine punktuelle Prüfung vorgenommen“, so Kron.
Martin Börschel kommt der Ärger wenige Tage vor der Landtagswahl äußerst ungelegen. Denn der SPD-Fraktionschef kandidiert ausgerechnet im Stadtteil Bocklemünd für den Landtag. „Becher hat sechs Wochen gewartet, um kurz vor der Wahl möglichst viel Tamtam zu verursachen“, bangt Börschel nun um wichtige Wählerstimmen. Gegen Becher läuft inzwischen ein Parteiordnungsverfahren. THOMAS SPOLERT