: In die Opferrolle gemogelt
Betr.: „Ein würdiger Ort der Erinnerung“, taz hamburg v. 4. 5.
(...) Das Wort von der „Befreiung vom Nationalsozialismus“, das erst durch die Weizsäcker-Rede 1985 zu irreführenden Interpretationen der Jahre 1933 bis 1945 führte, ist nach meiner Überzeugung der erbärmliche Versuch gewisser Kreise, die Deutschen in eine Opferrolle hineinzumogeln. Das Wort „Befreiung“ können doch nur die Häftlinge der KZ – wie hier Neuengamme – in Anspruch nehmen. (...)
Erst wenn wir (...) die in Deutschland üblich gewordene „Erinnerungskultur des Aufrechnens“ beenden, vermitteln wir den Nachgeborenen die wahre Geschichte der Deutschen im „Dritten Reich Hitlers“. (...) Dazu gehört heute, dass wir auch jener Soldaten gedenken, die den Mut aufbrachten, der Verbrecherfahne zu entfliehen, als auch den Mut couragierter Frauen und Männer zu würdigen, die mit einer weißen Fahne in der Hand versuchten, ihre Heimat vor der Zerstörung zu retten und dafür umgebracht wurden. Karl-Heinz Klaiber, Würzburg