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Es hat lange gedauert, bis sich die Max-Planck-Institute (MPG) der Vergangenheit ihrer Vorgängerorganisation angenommen haben. In den letzten Jahren immerhin arbeitete daran eine Gruppe von Forschern. Die Ergebnisse erscheinen als Reihe „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“ (Wallstein-Verlag). Der zehnte Band wurde im April veröffentlicht, sechs bis acht weitere sollen folgen. In einem Band werden jeweils bestimmte Forschungsgebiete dargestellt, in wissenschaftshistorischem Duktus, aber doch lehrreich. Etwa Band 3, „Rüstungsforschung“: Dort wird gezeigt, dass es innerhalb von SS, Reichswehr oder Forschungsministerium durch Konkurrenzdenken allerhand Ineffektivitäten gab, doch Spitzenforschung war sehr wohl möglich. Und die meisten Professoren verstanden, ihre Grundlagenforschung in den Dienst der Kriegsforschung zu stellen. Das sicherte die Unterstützung des Staates, entsprach häufig aber auch der ideologischen Grundhaltung der Forscher – bis hin zu Menschenversuchen.Die Archive werden de facto nun erst für die historische Forschung zugänglich, weil erst die Spitzenforscher selbst und dann ihre Schüler eine genaue Analyse verhinderten: Sie fürchteten zu Recht einen braunen Schatten auf dem gewollt harmlosen Image der deutschen Großforscher. Nun da alle verstorben oder pensioniert sind, kann die Max-Planck-Gesellschaft ihre Vergangenheit aufarbeiten.  REM

Die Reihe wird herausgegeben von Reinhard Rürup und Wolfgang Schieder im Auftrag der Präsidentenkommission der MPG. Die Bände kosten 24 bis 40 Euro, Wallstein Verlag, Göttingen