: „So regional wie möglich“
PROTEST Das Netzwerk Afrique-Europe-Interact ruft zur Belagerung der Deutschen Bank auf
■ 42, aktiv bei NoLager Bremen und bei Afrique-Europe-Interact.
taz: Herr Bernau, Sie planen am 17. April eine Blockade der Deutschen Bank?
Olaf Bernau: Wir wollen die Deutsche Bank lediglich belagern. Es soll zu keiner Konfrontation mit der Polizei kommen. Wir werden 24 Stunden lang vor Ort sein und die Deutsche Bank für ihre Geschäftspraktiken anprangern, die weltweit unmittelbar zu Hunger führen. Sozusagen ein öffentliches Tribunal.
Um welche Praktiken geht es?
Die Deutsche Bank hat fünf Milliarden Dollar in Agrarfonds investiert und ist weltweit Spitzenreiter, was die Spekulation mit Nahrungsmitteln betrifft. Das führt zur Explosion der Nahrungsmittelpreise. Besonders in den armen Ländern fehlt es den Menschen an Geld für eine ausreichende Ernährung.
Wollen Sie erreichen, dass die Leute ihr Konto bei der Deutschen Bank kündigen?
Die Deutsche Bank ist nur ein exemplarischer Akteur. Die Kritik gilt allen, die mit Lebensmitteln spekulieren. Wir haben natürlich nichts dagegen, wenn Kunden zu Banken mit anderen Geschäftsmodellen wechseln.
Sie werfen der Deutschen Bank außerdem vor, neokolonialen Landraub zu betreiben.
Ja. Die Deutsche Bank kauft riesige Landflächen, vor allem in Lateinamerika und Asien – sie betreibt sogenanntes Landgrabbing. Auf diesen Flächen werden Pflanzen für Agrosprit und Getreide angebaut. Das Getreide wird in Länder exportiert, die nicht über genügend Anbaufläche verfügen. Die ursprünglichen Bewohner des Landes werden vertrieben.
Sie fordern eine Dezentralisierung der Lebensmittelversorgung. Ist das heutzutage realistisch?
Die Forderung der Ernährungssouveränität wurde von Kleinbauern auf der ganzen Welt entwickelt. Für das aktuelle globale Ernährungssystem gibt es keine Notwendigkeit und eine dezentrale Versorgung ist jederzeit möglich. Es geht nicht darum, Handel grundsätzlich abzuschaffen. Über die eine oder andere exotische Frucht lässt sich diskutieren: so regional wie möglich, so global wie nötig. tdi
Mobilisierungstreffen: 20 Uhr, Infoladen Bremen; Info-Veranstaltung: 5. 4., 19.30 Uhr, Lagerhaus