: Steigende Popularität, gebremstes Wachstum
NETZÖKONOMIE Ausgerechnet kurz vor dem Debüt an der Nasdaq zeigt Facebook erste Schwächen
INVESTEMENTSTRATEGE JEFF SICA
NEW YORK dpa/rtr | Facebook steuert auf eine Milliarde Nutzer zu – doch das Wachstumstempo insgesamt lässt ausgerechnet kurz vor dem geplanten Börsengang nach. Zum ersten Mal seit zwei Jahren schrumpfte der Umsatz von einem Quartal zum nächsten. Auch der Gewinn sank. Dennoch kauft das Unternehmen für 550 Millionen Dollar Patente zu, um sich gegen eine Ideenklau-Klage des Konkurrenten Yahoo zu wehren.
Facebook soll nach aktuellen Informationen noch im Mai an die Börse gehen. Die Aktie wird dann an der Technologieplattform Nasdaq gehandelt werden. Das ist ein Schlag für die New York Stock Exchange, die ebenfalls auf die Gebühreneinnahmen und den Imagegewinn durch den größten Börsengang eines Internetunternehmens überhaupt gehofft hatte.
Facebook will rund 5 Milliarden US-Dollar einsammeln. Die Wall Street blickt jedoch inzwischen kritischer auf das 2004 gegründete Netzwerk. Und der aktualisierte Börsenprospekt liefert dazu durchaus Argumente.
So lag der Umsatz in den ersten drei Monaten 2012 mit 1,06 Milliarden US-Dollar 6 Prozent unter dem des letzten Quartals 2011. Facebook begründete den Rückgang mit „saisonalen Trends“ bei der Werbung, die um Weihnachten herum immer höher ausfalle. In den letzten Jahren war das Unternehmen so stark gewachsen, dass solche Schwankungen nicht weiter auffielen. Teilweise verdoppelte sich das Geschäft binnen einem Jahr. Auch der schwache Umsatz des ersten Quartals 2012 bedeutete im Vorjahresvergleich, also gemessen an den ersten drei Monaten 2011, noch eine Steigerung von 45 Prozent.
Trotzdem: „Die Verlangsamung ist deutlicher, als wir sie uns vorgestellt haben“, sagte Brian Wieser von der Pivotal Research Group. Facebook werde als Unternehmen wahrgenommen, das in hohem Tempo zulege – so bereite jedes Schwächeln den Investoren Sorge. Auch Investmentstratege Jeff Sica sagte, Facebook dürfte es „schwer haben, vor dem Börsengang die hohen Erwartungen zu erfüllen“.
Ähnliches gilt für den Gewinn, der auf Jahressicht um 12 Prozent auf 205 Millionen Dollar sank. Allerdings investierte Facebook ordentlich – in Marketing und Entwicklung, aber auch in Vollzeitmitarbeiter. Ihre Zahl stieg um mehr als 1.000 auf gut 3.500.