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Archiv-Artikel

Der Ton macht die Poesie

POESIE Am Freitag beginnt das internationale Lyrikfestival „Poetry On The Road“. Die Grenzen zwischen Musik und Literatur verschwimmen dabei ganz notwendig

Die wichtigsten Termine 

■ Poetry-Film: „Ein englischer Dichter aus Deutschland“, heute (Donnerstag), 19 Uhr, Wallsaal in der Zentralbibliothek.

■ Ruth Wolf-Rehfeldt: „Das originalgraphische Werk“, 1975–1989, Ausstellungseröffnung, heute (Donnerstag), 20 Uhr, Weserburg.

■ Eröffnung: „Poetry im Schauspielhaus“, mit Cees Nooteboom, Chiwoniso Maraire, Erika Pluhar, Jaap Blonk, Liao Yiwu, Michael Augustin, Raphael Urweider, Ulla Hahn, Freitag, 20 Uhr, Neues Schauspielhaus.

■ „Poetry im Bremer Dom“, mit Ulla Hahn und Bent Berg, Samstag, 10.30 Uhr, St. Petri Dom.

■ Poetry präsentiert: Ein Abend mit Erika Pluhar, Lesung aus dem neuen Buch „Im Schatten der Zeit“ und Gespräch, Samstag, 19.30 Uhr, Murkens Hof, Lilienthal.

■ „Poetry bei Shakespeare“, mit Endre Ruset, Louis-Philippe Dalembert, Matthias Polyticki, Mindy Zhang, Nikola Madzirov, Niillas Holmberg, Pat Boran, Ronny Someck, Thomas Lux, Samstag, 20 Uhr, Concordia.

■ „Poetry im Weserhaus“, Aurora Luque, Bent Berg, Erik Lindner, Esther Kinsky, Ferdinand Schmatz, Giovanni Nadiani, Kathrin Schmidt, Sonntag, 11 Uhr, Weserhaus.

■ „Poetry auf dem Schulschiff ‚Deutschland‘“, mit Bengt Berg, Louis-Philippe Dalembert, Aurora Luque, Thomas Lux, Giovanni Nadiani, Raphael Urweider, Niillas Holmberg u.a., Sonntag, 16 Uhr, Schulschiff „Deutschland“.

■ alle Termine und Informationen: www.poetry-on-the-road.com.

von Andreas Schnell

Ein Germanistikprofessor teilte uns einst mit, in Deutschland werde es immer mehr Menschen geben, die Gedichte schreiben, als solche, die welche lesen. Immerhin einmal im Jahr kehrt sich das Verhältnis in Bremen eindeutig um. Auch wenn es immer eine ganze Menge Poeten und Poetinnen sind, die bei „Poetry On The Road“ auftreten.

Unter den Poeten und Poetinnen des diesjährigen, bereits 13. Festivals, findet sich in diesem Jahr eine stattliche Anzahl von Künstlerinnen und Künstlern, die auch musikalisch reüssieren. Ist ja auch kein Wunder. Ein Gedicht lebt beinahe immer auch vom Klang, ein Lied in der Regel von seiner Lyrik. Chiwoniso Maraire aus Zimbabwe veröffentlichte zum Beispiel unter anderem drei Solo-Alben, schrieb Musik für Filme und wirkte an dem Bandprojekt The Collaboration mit, das von einer Reihe zimbabwischer Künstler ins Leben gerufen wurde. In Bremen war sie schon einmal mit dem irischen Singer/Songwriter Declan de Barra zu Gast, bei „Poetry On The Road“ ist sie am Freitag im Rahmen des Eröffnungsabends im Neuen Shauspielhaus zu sehen und zu hören.

Ebenfalls vor einigen Jahren mit musikalischer Begleitung in Bremen zu sehen war Jaap Blonk. Auf der Breminale trat er damals mit Terry Ex, dem Gitarristen der niederländischen Post-Punk-Band The Ex, auf. Auch Blonk hat in seiner Vita zahlreiche musikalische Projekte stehen, bewegt sich allerdings noch näher an den Schnittstellen zwischen Literatur und Musik, nahm unter anderem eine hochgelobte Interpretation von Schwitters‘ „Ursonate“ auf, spielt immer wieder mit Größen der freien Musik wie Mats Gustafsson, Phil Minton und David Moss zusammen, wobei er Lautpoesie und Improvisation hinreißend verbindet.

Erika Pluhar wurde zunächst als Schauspielerin bekannt, machte in den siebziger Jahren aber auch als Sängerin von sich reden und brachte 1981 ihr erstes Buch heraus. Seither pflegt die Wienerin diese drei Seiten ihres Werks parallel. In Bremen liest sie aus ihrem neuen Roman „Im Schatten der Zeit“.

Auch die in den USA lebende chinesische Dichterin Mindy Zhang und der Finne Niillas Holmberg treiben sich in Musik und Poesie herum. Zhang spielt die chinesische Zither Guzheng, Holmberg macht mit seinem Kollegen Roope Mäenpää Musik.

Aber natürlich ist „Poetry On The Road“ zuallererst ein Literaturfestival. Und Poesie ist zwar auch, aber eben nicht nur Klang. Weshalb natürlich auch die Auftritte der hier noch nicht Genannten mit Spannung erwartet werden dürfen. Auch der Dinge wegen, über die sie sprechen.

Und auf die Ausstellungen, die das Festival begleiten, sei auch verwiesen: In der Weserburg gibt es Typewritings von Ruth Wolf-Rehfeldt zu sehen, die Galerie Kramer präsentiert die Auseinandersetzung von Bremer Autorinnen und Künstlerinnen mit der vergangenen Bundesligasaison unter dem Titel „Der 35. Spieltag“.

■ 30.5. bis 4.6.