: Ein Mann rettet seinen Job
ARBEITSPLÄTZE Die Bremer Werftengruppe Hegemann verhandelt über Staatsbürgschaften. Ihr Vorstandschef und Anwalt Volker Kröning sitzt als Haushaltsexperte im Bundestag
VON JAN ZIER
Es geht um mehrere tausend Arbeitsplätze, in diesem Fall um die des kriselnden Schiffbauers Hegemann – nicht zuletzt aber um einen: den von Volker Kröning. In wenigen Wochen wird der SPD-Haushaltsexperte und Finanzsenator a.D. aus dem Bundestag ausscheiden – nach 15 Jahren als Abgeordneter. Doch einen neuen Job hat er schon. Keine drei Monate ist es her, da wurde der 64-Jährige in den Aufsichtsrat des traditionsreichen Familienkonzerns Hegemann mit seinen gut 4.000 Beschäftigten berufen. Seit August amtierte er als Vorstandsvorsitzender.
Derzeit bemüht er sich, einen Rettungsschirm über der Werftengruppe des Bau-, Dienstleistungs- und Touristikkonzerns aufzuspannen. Die Rede ist nicht von direkten Finanzhilfen, sondern von einer Staatsbürgschaft. Mit ihr soll die Fertigstellung dreier Schiffe abgesichert werden, die derzeit auf den Werften in Stralsund, Wolgast und Berne im Bau sind. Zumindest für eines davon – Kostenpunkt: rund 35 Millionen Euro – wird noch ein Käufer gesucht. Der Reeder, der es einst bestellte, ist mittlerweile abgesprungen. Unklar ist auch noch die Finanzierung für vier weitere Schiffe, deren Bau noch nicht begonnen hat.
„Werftengruppe ohne Bürgschaft wohl am Ende“, titelte am Montag der Weser-Kurier – doch Kröning dementiert das. Die anderen Unternehmenssparten seien „ungefährdet“. Eine Insolvenz drohe nicht, lediglich ein kurzfristiger Liquiditätsengpass, der jetzt überbrückt werden solle. Um wie viel Geld es geht, will Kröning nicht sagen. Die Hegemann-Gruppe erwirtschafte einen Gesamtumsatz von rund einer Milliarde Euro. „Die Werften sind gesund, schreiben schwarze Zahlen“, sagte Kröning noch zum Amtsantritt im August.
Am vergangenen Freitag verhandelten dann VertreterInnen der Werft, des Bundes und des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie der Banken über Staatshilfen. Kröning spricht von „ganz schwierigen Gesprächen“, deren Ergebnis in zwei Wochen erwartet wird. Unterstützung bekommt er von der IG Metall. „Die Werften brauchen die Bürgschaften, um aus der Wirtschaftskrise zu kommen“, warnten sie. Sollten die Bürgschaften nicht gewährt werden, drohe Kurzarbeit in größerem Ausmaß.
Allerdings nicht bei Volker Kröning. Der unterhält neben seinem Bundestagsmandat und dem Managerposten auch noch eine Anwaltskanzlei. Was er dort verdient, will Kröning nicht so richtig sagen – weswegen das Bundestagspräsidium jüngst erneut einen Verstoß gegen die Verhaltensregeln für Abgeordnete feststellte.
Kröning weigert sich, die genauen Einkünfte aus seinen Mandaten offen zu legen. Er sagt bloß, dass er 2006 nebenher maximal 3.500 Euro, 2007 bis zu 7.000 Euro, 2008 aber mehr als das verdiente – pro Monat. Ob er und auch sein Kollege Otto Schily näheres sagen müssen, das entscheidet jetzt das Bundesverwaltungsgericht. Die Verhandlung beginnt Ende September.
Für seinen neuen Posten bekam Kröning nach eigenen Angaben bislang kein Geld und keinen Vertrag. Auch auf der Website bleibt der Vorstandsvorsitzende unerwähnt. Volksvertreter Kröning sieht ohnedies keinen Interessenkonflikt – die Sitzungsperiode des Bundestages sei schließlich Ende Juli beendet gewesen. Wirtschaftsfachmann Rudolf Hickel forderte dagegen eine grundsätzliche Trennung von Mandaten und Chef-Funktionen in Unternehmen. Auch aus FDP und CDU kam Kritik.