: Grüne Bildungsbürger
Viele der neuen Parteimitglieder bei den Grünen haben sich auf den Weg in die Institutionen gemacht. In Bremen wirken sie wie die Etabliertesten in der Politik
Jung, pragmatisch und etabliert. So treten die jungen Mitglieder bei den Grünen auf. Viele kommen nicht aus politischen Elternhäusern, wären in früheren Zeiten vielleicht bei der FDP gelandet. „Wir sind alle bildungsbürgerlich“, sagt Patrick Meiß, der seit ein paar Wochen in der Partei ist. Neben ihm sitzt Michel Zarth, auch er will von alten Klischees der Ökos und Müslis nichts mehr hören. Der Student in den schicken Klamotten ist schon seit einem halben Jahr dabei. Steffen Blings ist mit 21 Jahren der jüngste, der sich interviewen lässt. Seine politischen Ansichten sind ausgereift. Souverän jongliert er mit Themen wie Zuwanderung, ökologische Erneuerung oder Studiengebühren. Dabei wirken seine Positionen manchmal ein wenig altklug. Später will der Politologie-Student vielleicht mal in die Politik: „Als Referent oder so.“ Das Weltbild des jungen Mannes ist auf jeden Fall fest sortiert. Nein, mit dem hochschulpolitischen Sprecher der Bremer CDU-Fraktion könne man nicht reden. Und bei der FDP winkt Steffen Blings nur ab. „Die haben Konzepte, die sind mit unseren nicht vereinbar.“ Blings ist für rot-grün und engagiert sich, weil er glaubt, dass sich nur die Grünen für eine „nachhaltige Politik“ einsetzten, die nicht nur an kurzfristige Wirkungen glaube.
Das sehen auch die anderen beiden jungen Grünen so. Michel Zarth interessiert sich dabei mehr für Bundespolitik als „für den kommunalen Kram“. Der 24-jährige Student findet Joschka Fischer richtig gut. Der habe Ausstrahlung und sei durchsetzungsstark. Was nach dem Patriarchen kommt, weiß der junge Mann noch nicht. Viele Politiker, die sich für die jüngere Generation einsetzen, fallen ihm nicht ein. Dennoch fühlen er und die beiden anderen sich bei den Grünen wohl. „Hier werden Jüngere angehört, es herrscht eine offene Diskussionskultur“, meint Patrick Meiß.
Die schätzt auch Michel Zarth, der was gegen „Vereinsmeierei“ hat. Trübe Diskussionen in Hinterzimmern bei denen nichts tragfähiges herauskommt, sind nicht seine Sache. Events müsse man machen, die Jugendlichen auch mit Projekten begeistern, über denen nicht das Parteibanner hängt. Die Kampagnen müssten frischer werden, sagt der junge Mann mit der modischen Frisur. Die Werder-Bremen-Plakate, das sei ein ordentliches Werbe-Mittel, das brächte doch bestimmt Mitglieder.
Doch gleich fällt ihm Steffen Blings ins Wort. Ein Fußballverein sei doch etwas anderes als eine Partei. Und überhaupt, viele Jüngere seien politikverdrossen, die könne man nicht motivieren. „Deswegen verlieren die Parteien auch immer mehr Mitglieder. Die sterben doch langsam aus“, sagt er.
Also müssen er und seine jungen Parteifreunde ran. Wenn sie gefragt würden, seien sie im Wahlkampf mit dabei. Dass sie auf den Marktplätzen auch für die von vielen als negativ empfundene Bundespolitik der rot-grünen Bundesregierung angepöbelt werden könnten, davor haben sie keine Angst. Nachwuchspolitiker Steffen Blings drückt es so aus: „Das muss man aushalten, wenn man was erreichen will.“ ky