: Flughafen mit Gebetsraum
Religion An anderen Airports gibt es sie längst, Bremen hat jetzt immerhin einen für Muslime. Christen sind eingeladen, aber die wollen einen eigenen
Einen Gebetsraum eröffneten am Freitag die islamischen Religionsgemeinschaften am Flughafen Bremen. Dieser soll ausdrücklich auch Anhängern anderer Religionen offenstehen, sagte Mustafa Yavuz, Vorsitzender der Schura Bremen – einem Zusammenschluss verschiedener islamischer Gemeinden – bei der Einweihungsfeier. Und mehr noch: Auch wer einfach nur „relaxen und zur Ruhe kommen“ wolle, sei herzlich willkommen, so Yavuz.
„Der Gebetsraum ist offen für Menschen, die eine meditative Atmosphäre brauchen“, sagte auch Yilmaz Kilic, Vorsitzender von Ditib Bremen/Niedersachsen, dem Dachverband der türkischsprachigen Moscheevereine. „Komm nur, wer immer du bist“, zitierte er den islamischen Mystiker Rumi.
Dabei ist der Raum im ersten Stock deutlich als eine muslimische Gebetsstätte zu erkennen. Das rot-grüne Teppichmuster gibt die Sitzrichtung vor, arabische Kalligrafien zieren die Wände – darunter auch die Schriftzüge für „Moses“ und „Jesus“ – und an der Ostseite des Raums klebt das Foto einer Gebetsnische. In einem Vorraum stehen Regale für die Schuhe, ein Schild weist darauf hin, dass diese ausgezogen werden müssen. Prinzipiell sei der Raum für Männer und Frauen offen, erklärt Emine Oguz, die Geschäftsführerin von Ditib. In der Praxis würden die Männer aber im vorderen Teil sitzen und die Frauen in einem hinteren Bereich, der sich bei Bedarf auch abtrennen ließe. Getrennt sind auch die Waschräume für die rituelle Reinigung: Links die Frauen, rechts die Männer.
Florian Kruse, der Pressesprecher des Flughafens, glaubt, dass auch Nicht-Muslime den Raum nutzen werden – so wie auch Nicht-Christen oft die Ruhe von Kirchen suchen würden. Nachdem sich die Bremer Muslime nach eigenen Angaben jahrelang erfolglos um einen solchen Gebetsraum bemüht hatten, hatte der Flughafen jetzt von sich aus daran ein Interesse. Der Grund: Mit der Eröffnung der täglichen Flugverbindung Bremen-Istanbul Ende April hätten sich zunehmend mehr Muslime Betplätze in der Flughafenhalle suchen müssen, so Flughafensprecher Kruse. Dies liegt daran, dass den Gläubigen fünf Gebetszeiten täglich vorgeschrieben sind.
Trotz der Einladung der islamischen Gemeinden, den Raum mit zu nutzen, wollen die Bremische Evangelische Kirche (BEK) und der katholische Gemeindeverband lieber wie Christen an anderen deutschen Flughäfen einen eigenen Andachtsraum haben. „Wir freuen uns für die Muslime“, sagte die Sprecherin der BEK, Sabine Hatscher. Man sei seit Ende 2010 im Gespräch mit der Flughafenleitung. Platz für einen weiteren Gebetsraum sei auf jeden Fall, versicherte der Airport-Sprecher Kruse. eib