Wenn das Licht beginnt zu leuchten!

Jan Feddersens Gastrokritik (i. V. Natalie Tenberg): Das Café Brel bringt neuen Glanz an den Savignyplatz in Berlin-Charlottenburg

Der Charme war weg, die Gehsteige leer – der Savignyplatz drohte ein Auslaufmodell zu werden. Doch seit einigen Monaten eröffnen neue Lokale, das Publikum kehrt zurück in das Viertel über das man sagt: „Gewachsen, nicht geplant!“

Bislang war der Platz kein Ort für jede Tageszeit. Entweder verbrachte man hier den Abend in einem Restaurant, die Nacht in einer Bar oder den Tag in einem Café. Ein Lokal aber, das durchgängig zu jeder Tageszeit funktionierte, gab es nicht. Nun aber! Der Besitzer, dem auch die Bar Gainsbourg gehört, eröffnete ein weiteres Lokal mit klangvollem Namen: Das Café Brel, benannt nach dem belgischen Sänger Jacques Brel. Es erinnert an seine Heimatstadt Brüssel – nicht lieblich auf den ersten Blick, aber mit gewinnendem Charme.

Das Licht im Raum wird durch rote Markisen, die vor den Fenstern hängen, gedämpft, das Düstere im Brel wird durch den dunklen Holzboden verstärkt. Die Stimmung im kargen Café schlägt unvermittelt eine gemütlichere Note an, sobald der Raum von Gesprächen anderer erfüllt wird. Wenn die Abendsonne untergeht, Kerzen auf den Tischen verteilt werden, beginnt das Lokal von innen zu leuchtet. Anfängliche Bedenken schwinden. Ein Ort für romantische Treffen ist das Brel nicht, aber als zweites Wohnzimmer wird es dienen können. Zudem ist der Platz hervorragend geeignet, Charlottenburger Flaneure zu betrachten.

Eine Hoffnung zerschellt indes gleich: Es gibt kein belgisches Bier, als Ausgleich aber neben den Berliner Premiummarken Kölsch vom Fass. Die Gerichte auf der Tageskarte sind einfach – keine seitenweise Auflistung von Köstlichkeiten, aber ein vernünftiger Vorschlag, was anzubieten ist, um den heutigen Hunger zu stillen. Alles schmeckt frisch und authentisch. Das Rumpsteak wird mit einem Salat und Pommes frites serviert. Die sind leider ganz und gar unbelgisch – dünn und wenig fettig, wie gerne hätten wir es anders gehabt! Dass sich zwei Personen ein Gericht teilen, ist für das Brel kein Problem, bereitwillig wird ein zusätzlicher Teller mit Besteck gebracht. Ein Nachtisch wäre auch fein gewesen, der steht jedoch nicht auf der Karte. Aber bald, wird uns versprochen.

Das Café Brel hat neben den Anfangsschwierigkeiten des Menüs ein Problem: Es wird dem Namenspatron nicht gerecht – es gibt kein Belgien und auch kein Brel im Brel. Die Bedienung erklärt, warum: Brel-Chansons gäbe es zu wenige, und deshalb sei man derer auch schon überdrüssig. Es gibt also noch einiges zu verbessern im Café Brel. Aber genau das macht den Unterschied zu kurzlebigen Szene-Läden aus: Das Brel wird reifen und es wird gut werden.

CAFÉ BREL, Berlin-Charlottenburg, Savignyplatz 1, S Bahn Savignyplatz, täglich 10 bis 4 Uhr, Kölsch 1,5 €, Espresso 2 €, Hauptgerichte 4,50 bis 9,50 €. Noch keine Kreditkarten. Fon (0 30) 31 80 00 20, www.cafe-brel.de