: Osteuropa setzt auf Deutsch
In den Ländern Mittel- und Osteuropas boomt Deutsch als Fremdsprache. Es gilt als echter Pluspunkt im Berufsleben. Die „Initiative Deutsche Sprache“ will die schwierige Sprache dort noch stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken
Ein langwieriges Leistungsmarathon liegt hinter ihnen. Zunächst galt es, sich innerhalb der Schule zu behaupten. Dann folgte ein Test auf regionaler Ebene. Die Besten des Landes wurden schließlich in einem abschließenden Wettbewerb ermittelt. Das ist das Prinzip der so genannten Schulolympiade, die jährlich in vielen Ländern Europas, aber auch weltweit in fast allen Schulfächern von den Bildungsministerien veranstaltet wird. Für das Fach Deutsch gab es dieses Jahr eine Neuheit. Die „Initiative Deutsche Sprache“, die sich im Dezember 2004 gegründet hat, belohnte die 50 besten Deutschschüler aus Mittel- und Osteuropa mit einem dreiwöchigen Sommersprachkurs in Berlin.
Die 50 SchülerInnen zwischen 15 und 19 sind die Besten von insgesamt 40.000 Teilnehmern aus den Ländern Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Mazedonien, Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn und Weißrussland. In einer offiziellen Ehrung wird den SchülerInnen, die seit dem 4. Juli in Berlin sind, heute in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften eine Urkunde überreicht. Auszeichnen wird die „Initiative Deutsche Sprache“, ein Gemeinschaftsprojekt des Goethe-Instituts und der Hertie-Stiftung, auch die fünfzig DeutschlehrerInnen der begabten SchülerInnen. Sie sind zu einem einwöchigen Landeskundeseminar zurzeit zu Besuch.
„Unser Ziel ist es, die deutsche Sprache ins öffentliche Bewusstsein zu rücken“, beschreibt Geschäftsführerin Gabriele Stiller-Kern das Anliegen der Initiative. Nicht etwa, dass das Deutsche ein schlechtes Image habe, ergänzt Thomas Freundorfer, Projektreferent am Prager Goethe-Institut und Kursleiter der Berlin-Stipendiaten. Ganz im Gegenteil: Das Interesse an Deutsch sei vor allem in den osteuropäischen Ländern sehr groß. „Die Sprache boomt dort regelrecht, denn wer Deutsch spricht, erwirbt in beruflicher Hinsicht einen deutlichen Pluspunkt“, so Freundorfer.
Eine aktuelle Erhebung zur Lage der deutschen Sprache im Ausland bestätigt den Trend. Die Statistik wurde von einer Arbeitsgruppe des Auswärtigen Amtes und des Goethe-Instituts im Jahr 2000 durchgeführt. Von weltweit rund 18 Millionen Deutsch Lernenden leben über 11 Millionen in Mittel-, Südost- und Osteuropa sowie in den angrenzenden GUS-Staaten. Russland führt mit über 4 Millionen, gefolgt von rund 2 Millionen in Polen. Frankreich und die Ukraine belegen mit über 1 Million DeutschbüfflerInnen Platz drei und vier. Mit dem Sprachwettbewerb wolle man diese strukturschwachen Regionen verstärkt unterstützen und fördern, sagt Thomas Freundorfer.
Neben der jährlichen Stipendienvergabe will die „Initiative Deutsche Sprache“ künftig auch mit anderen Veranstaltungen in die Öffentlichkeit treten. Im kommenden Jahr ist an allen Goethe-Instituten eine Heinrich-Heine-Nacht geplant.
Tania Greiner