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Archiv-Artikel

Betr.: kinotaz nord

A

Antichrist Dänemark/Deutschland 2009, R: Lars von Trier, D: Willem Dafoe, Charlotte Gainsbourg

„In seinem jüngsten Film „Antichrist“ stellt Lars von Trier alle Zeichen auf Schock. Die Bilder sind düster, verwunschen und rätselhaft, sodass man den Film weniger realistisch denn als Tour de Force durch eine Psyche in Not verstehen möchte. Horrorfilm und Psychodrama verschränken sich, Szenen großer Tragik kippen ins Komische. Im Mittelpunkt ein Paar - gespielt von Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe -, das sich nach dem Tod seines drei Jahre alten Sohnes in eine Waldhütte zurückzieht. Ein Parforceritt - mit einem Problem: Lars von Trier fährt so viele Geschütze auf, bringt so viele große Fragen ins Spiel und ist so idiosynkratisch in seinen ästhetisch-moralischen Entscheidungen, dass es schwer fällt, ihm bedingungslos zu folgen.“ (taz) H, HB, HH

Auf der Suche nach dem Gedächtnis – Der Hirnforscher Eric Kandel Deutschland 2008, R: Petra Seeger

„Dokumentarfilm über den Hirnforscher Eric Kandel und seine mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Arbeiten zur Wirkungsweise des Gedächtnisses. Dem kurzweiligen Film gelingt eine erstaunlich homogene Verbindung zwischen Wissenschaft und Erfahrung, wobei der humorvolle Intellektuelle freimütig und spannend aus seinem Leben und seinen Forschungen erzählt. Die Einblicke ins neuronale Synapsensystem verströmen eine überdies ästhetisch-mysteriöse Faszination.“ (filmdienst) H, HB, HH

Away We Go - Auf nach Irgendwo USA 2009, R: Sam Mendes, D: John Krasinski, Maya Rudolph

„Away We Go - Auf nach Irgendwo“ kann als Friedensangebot des britischen Regisseurs und Oscar-Preisträgers Sam Mendes verstanden werden: Offenbar sind doch nicht alle amerikanischen Familien so hoffnungslos verkorkst wie in Mendes‘ Filmen „American Beauty“ und „Zeiten des Aufruhrs“. Verona (Maya Rudolph) und Burt (John Krasinski), die Helden seiner neuen Komödie lieben sich wirklich. Allerdings sind die beiden, Mitte 30, bisher noch nicht richtig aus dem Quark gekommen. Sie wohnen in einer Bruchbude und leben von obskuren Jobs. Als Verona schwanger wird, beginnt das Paar mit der Suche nach dem perfekten künftigen Wohnort - einer Reise quer durch Nordamerika zu Freunden, Verwandten und ehemaligen Arbeitskollegen. Dabei erkundet Mendes zugleich die Abgründe des American Way of Life. Komischer Höhepunkt: Maggie Gyllenhaal als esoterisches Muttertier.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OS

B

Beim Leben meiner Schwester USA 2009, R: Nick Cassavetes, D: Cameron Diaz, Abigail Breslin

„Anna wurde gezeugt, um als Spenderin von Blut und Knochenmark ihrer leukämiekranken Schwester das Leben zu schenken. Nun klagt sie für ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit gegen ihre Eltern. Das mit Cameron Diaz und Alec Baldwin prominent besetzte Hollywood-Melodram um einen zersetzenden familiären Konflikt macht dabei die Standpunkte beider Parteien nachvollziehbar. Als Videobilder integrierte Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit weichen schonungslosen Bildern der Krankenhaus-Leidensgeschichte der beiden Mädchen. Auch die Schattenseiten moderner medizinischer Errungenschaften werden deutlich.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH, OS

C

Carriers USA 2009, R: Àlex Pastor, David Pastor, D: Lou Taylor Pucci, Chris Pine

„Endzeit-Thriller um eine Gruppe von vier Jugendlichen, die einer tödlichen Epidemie zu entkommen versuchen, von der bereits ein Großteil der Menschheit ausgelöscht wurde. In teils recht drastischen Bildern geht der auf Schock und Coolness gebügelte Paranoia-Film auf der Handlungsebene mit einer derart verharmlosenden Naivität mit dem Pandemie-Thema um, dass sich bisweilen unfreiwillige Komik breit macht; die Dimensionen seiner Geschichte weiß der Film einzig durch oberflächliche Effekte zu vermitteln.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI, LG, OS

Chiko Deutschland 2007, R: Özgür Yildirim, D: Denis Moschitto, Moritz Bleibtreu

“,Chiko‘, ein türkischer Kleinganove, und sein Kumpel Tibet träumen davon, eines Tages im weißen Mercedes über das harte Pflaster ihres Viertels zu gondeln und der Kiezgröße Brownie das Revier streitig zu machen. Mit viel Schmackes hat Özgür Yildirim diesen von Fatih Akin produzierten Hamburger Gangsterfilm inszeniert, rüde und ungestüm wie seine Helden. Auch ein wenig Protzgehabe ist dabei, wenn Yildirim dem Zuschauer in den Dialogen ständig Slangausdrücke um die Ohren haut, um zu beweisen, wie gut er die Straße kennt, oder wenn er bei Gewaltszenen das zeigt, was besonders weh tut. Doch mit genauem Blick, zupackender Inszenierung und viel Humor erschafft er schillernde Figuren, die ihre Herkunft aus anderen Filmen wie Martin Scorseses ,Hexenkessel‘ immer mehr vergessen lassen.“ (Der Spiegel) HH

Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft Frankreich 2009, R: Anne Fontaine, D: Audrey Tautou, Alessandro Nivo

„Regisseurin Anne Fontaine (“Das Mädchen aus Monaco“) erzählt nur die jungen Jahre der Gabrielle „Coco“ Chanel - vom Waisenmädchen zur erfolglosen Nachtclubsängerin bis zur gelangweilten Aristokratengeliebten, die langsam ihr Talent entdeckt. Hauptdarstellerin Audrey Tautou (“Die fabelhafte Welt der Amélie“) porträtiert die spätere Designerin souverän als opportunistisches Biest und charismatische Kämpferin zugleich. Damit rettet sie den sonst solide erzählten Film vor seinem unpassend sentimentalen Finale.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, OL

Coraline USA 2009,R: Henry Selick

„Coraline“ ist der erwachsenste Animationsfilm in 3 D, den Hollywood bislang produziert hat. Nach einer Vorlage des Kinderbuchautors Neil Gaiman entwirft Regisseur Henry Selick (“Nightmare Before Christmas“) eine schillernde und furchterregende Welt, die se ine elfjährige Titelheldin gefangen nimmt. Durch eine geheime Tür im Haus ihrer Eltern tritt Coraline in eine abenteuerliche Gegenwirklichkeit ein. Selten zuvor war ein Film so bunt und so schwarz zugleich. „Coraline“ ist ein Meisterwerk von Filmkünstlern, die kaum geradeaus gucken können vor lauter Vorstellungskraft und ihr Publikum Bild für Bild mit ihrem Einfallsreichtum beschenken.“ (Der Spiegel) H

The Cove - Die Bucht USA 2009, R: Louie Psihoyos

„Dokumentation über den Delfinschützer Richard O‘Barry und den Versuch, in einer abgelegenen Bucht der japanischen Stadt Taiji Bilder von einem Delfinmassaker einzufangen. Das filmische Ergebnis ist in seiner Mischung aus Abenteuer-Doku, engagierter Betroffenheit und dem etwas unfokussierten Bemühen, argumentativ möglichst jeden Aspekt des Themas Delfin abzudecken, trotzdem nicht wirklich gelungen: Etwas weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen.“ (tip) FL,HH, OL

D

District 9 Südafrika 2009, R: Neill Blomkamp, D: Sharlto Copley, Jason Cope

„20 Jahre ist es her, dass zigtausend notgelandete Außerirdische in einem südafrikanischen Auffanglanger untergebracht wurden. Als die Besucher umgesiedelt werden sollen, infiziert sich der unbedarfte Beamte Wikus (Sharlto Copley) mit Alien-DNA und gerät zwischen die Fronten. Gedreht im „Cloverfield“-Augenzeugenstil und gespickt mit superben Computertricks wirkt das bizarre Flüchtlingsszenario in „District 9“ völlig realistisch - sogar beim alienwaffenstarrenden Actionfinale. Die Geburt eines Genreklassikers!“ (Cinema) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS

E

Ein Wendehals Polen 1994, R: Kazimierz Kutz,D: Zbigniew Zamachowski, Henryk Bista / Originalfassung mit Untertiteln

„Schlesien unter Kriegsrecht. Tomasz Siwek versorgt die Mitarbeiter eines Heizkraftwerks mit Mineralwasser. Er ist Parteimitglied, also schlägt sein Vorgesetzter vor, er solle während einer Kundgebung in Kattowitz seine Kollegen, die der „Solidarno“ angehören, ausspionieren. Tomek ist, ohne lange zu zögern, einverstanden. Doch aus dem beinahe überzeugten Zuträger wird fast ein Oppositioneller. In seinem Film verbindet Kazimierz Kutz sehr gekonnt die ernsthafte Thematik mit Situationshumor, sogar mit Farce und Groteske. So schreibt er ein neues Kapitel in seiner Reihe der Erzählungen über Schlesien.“ (Metropolis) H, HH,HL

Empire St. Pauli Deutschland 2009, R: Irene Bude & Olaf Sobczak

““Empire St. Pauli“ besteht aus über 50 Interviews, die die Regiesseure Irene Bude und Olaf Sobczak geführt haben. Zu Wort kommen Künstler, Gastwirte, Rechtsanwälte, Manager, Bauprojektentwickler, Investoren und immer wieder die Anwohner. Sie alle sprechen über die Entwicklung des ehemals armen Stadtteils hin zu einem Stadtteil für Besserverdienende. Neben den Mietpreisen und den Neubauten sind es die Events, die St. Pauli verändern. Solche wie Hafengeburtstag, Harley-Davidson-Days, Schlagermove oder Welt-Astra-Tag, über die Autor und Musiker Rocko Schamoni sagt: „Alles was dumm und scheiße ist, findet hier statt. St. Pauli ist die Abmelkmaschine Hamburgs.““ (taz) HH

Die Entführung der U-Bahn Pelham 123 USA 2009, R: Tony Scott, D: John Travolta, Denzel Washington

„Mehrere bewaffnete Männer überfallen mitten am Tag die New Yorker U-Bahn und entführen den Zug Pelham 123. Geschickt entkoppeln sie zwei Wagen und platzieren sie mitten im Tunnel auf einer Anhöhe. Keine Chance also für die Polizei, die Geiseln unblutig zu befreien. „The Taking of Pelham 123“ ist das gleichnamige Remake des Walter Matthau-Thrillers aus den Siebziger Jahren. Regisseur Tony Scott und Drehbuchautor Brian Helgeland nahmen sich dieser Story wieder an und transformierten sie zeitgemäss ins heutige New York. Letztlich ist dies ein akzeptabler Hollywood-Thriller, dem ein bisschen mehr Eigenheit und Mut gut getan hätte, um wirklich einzuschlagen. Aber alleine für den dauerfluchenden John Travolta und die beachtliche Nebendarstellerriege lohnt sich ein Kinobesuch allemal.“ (outnow) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN

Es kommt der Tag Deutschland/Frankreich 2008, R: Susanne Schneider, D: Iris Berben, Katharina Schüttler

„„Es kommt der Tag“ erzählt von einer früheren Terroristin, die sich ihrer Vergangenheit stellen muss. Ihre Tochter, die sie als Kleinkind zur Adoption freigegeben hatte, spürt sie in Frankreich auf, wo sie unter neuem Namen ein bürgerliches Leben führt. Die Regisseurin Susanne Schneider lässt zwei Rebellinnen aufeinanderprallen und macht daraus einen mitreißenden Konflikt der Generationen. Auf kleinstem Raum geht es um das große Ganze, um gesellschaftliche Verhältnisse, politisches Engagement und familiäre Verantwortung, um Wut, Verzweiflung und Liebe. Der Zuschauer sieht zwei Frauen zu, die einander so lange verletzen, bis sie spüren, dass sie aus dem gleichen Fleisch und Blut sind - seit langer Zeit das packendste Duell, das sich zwei deutsche Schauspielerinnen auf der Leinwand lieferten.“ (Der Spiegel) BS, HB, HH

Evet, ich will! Deutschland 2008, R: Sinan Akkus, D: Pinar Erincin, Mickey Hardt

„Vier unmögliche Liebesfälle zwischen Kurden und Türken, Religiösen und Säkularen, Christen und Moslems sowie schwulen Türken und Deutschen im multikulturellen Berlin. Eine augenzwinkernde, mit Wortwitz und Situationskomik inszenierte Komödie, temporeich und mit einem Hauch von „Lubitsch-Touch“ inszeniert. Ohne pädagogisch in den Vordergrund geschobene Toleranzbotschaften appelliert die Komödie selbstironisch an die interkulturelle Alltagskompetenz seines Zielpublikums.“ (filmdienst) BHV, HB, HH

F

Die fast vergessene Welt USA 2009, R: Brad Silberling, D: Will Ferrell, Danny McBride

„Ein Wissenschaftler und seine Assistentin geraten zusammen mit einem tölpelhaften Begleiter durch einen Unfall in eine Parallelwelt, wo ihnen Dinosaurier und andere seltsame Geschöpfe nachstellen. Abenteuerkomödie mit wenigen gelungenen Gags, in denen der Reiz des aufwändigen Settings und das Slapsticktalent des Hauptdarstellers genutzt werden; der große Rest des Film verliert sich statt dessen in Fäkal-Humor und einer schleppenden, uninspirierten Handlung.“ (filmdienst) HB

Das Festmal im August Italien 2008, R: Gianni Di Gregorio, D: Gianni Di Gregorio, Valeria De Franciscis

Das Festmahl im August“ erzählt vom Besuch mehrerer alter Damen in einem Appartement in Rom, bei dem sich der Gastgeber immer mehr so fühlt, als wäre er gleichzeitig Portier, Koch und Zimmermädchen in einem Hotel Mama der ganz besonderen Art. Der notorisch klamme Mittfünfziger Gianni betreut über ein Wochenende gleich vier Mütter jenseits der 80, darunter seine eigene, die seines Vermieters und die seines Hausarztes. Mit großer Hingabe, bewundernswerter Geduld und vielen Gläsern Wein widmet er sich ihren Schrullen, bis er sie aus seinem Leben kaum noch wegdenken mag. Mit zärtlichem Witz feiert Regisseur und Hauptdarsteller Gianni Di Gregorio die Vitalität seiner betagten Heldinnen und macht aus dem Alter ein Fest, das nie zu Ende gehen sollte.“ (Der Spiegel) H, OL

Final Destination : The Death Trip USA 2009, R: David R. Ellis, D: Krista Allen, Nick Zano

„Der neuerliche Aufguß der Final Destination-Reihe ist alles andere als originell. Das »Malen nach Zahlen«-Schema tauscht bloß Initiationsunfall und Todesarten der späteren Opfer aus, ansonsten erzählt „Final Destination 4“ die altbekannte Mär von ein paar Schablonencharakteren, die dem Tod von der Schippe springen und dann nach und nach bei bizarren Unfällen dran glauben müssen. Immerhin nutzt der Film von David R. Ellis die 3D-Technologie ausgiebig, um dem Zuschauer etwas fürs Geld zu bieten, was vor allem in der gelungenen Auftaktsequenz für Stimmung sorgt, doch schnell wünscht man sich, daß das Drehbuch zumindest ansatzweise soviel Aufmerksamkeit bekommen hätte.“ (schnitt.de) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN

(500) Days of Summer USA 2009, R: Marc Webb,D: Joseph Gordon-Levitt, Zooey Deschanel

„Romantische (Indie-)Komödie mit zahlreichen Effekten und unchronologischer Erzählweise, die letztlich bieder von einer 500 Tage dauernden (und missglückenden) Beziehung unter jugendlich locker gebliebenen Angestellten handelt.“(tip) OLDie Frau des Zeitreisenden USA 2009, R: Robert Schwentke, D: Rachel McAdams, Eric Bana

„Die Frau des Zeitreisenden“ leidet darunter, dass sich ihr Mann vor ihren Augen oft in Luft auflöst und plötzlich wieder auftaucht. Dabei weiß Clare , dass Henry nichts dafür kann: Ein genetischer Defekt lässt ihn durch die Zeiten reisen. Diese bizarre Prämisse würde sich für eine Komödie gut eignen, doch Robert Schwentkes Verfilmung des Bestsellers von Audrey Niffenegger will von großen Gefühlen erzählen. Die vielen Sprünge reißen den Zuschauer aber aus der Liebesgeschichte heraus und zwingen ihn zu einer Hirnakrobatik, die eher Kopfschmerz als Herzschmerz auslöst.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB

Fräulein Stinnes fährt um die Welt Deutschland 2008, R: Erica von Möller, D: Sandra Hüller, Bjarne Henriksen

„Die deutsche Industriellentochter Clärenore Stinnes war 1927 die erste Frau, die um die Welt reiste. Der Film von Erica von Moeller (“Hannah“) kombiniert Teile einer Stinnes-Doku aus dem Jahr 1931 mit nachgestellten Spielszenen, die Stationen der strapaziösen Expedition zeigen. Der Mix aus Liebesgeschichte und Porträt einer Frühemanzipierten erinnert an den thematisch verwandten Jeanette-Hain-Film „Die Reise nach Kafiristan“.“ (Cinema) GÖ, KI

G

Gangs Deutschland 2008, R: Rainer Matsutani, D: Jimi Blue Ochsenknecht, Emilia Schüle

„Ein Teenager, Mitglied einer Berliner Gang, wird durch seinen älteren Bruder, der gerade aus dem Knast entlassen wurde, in gefährliche Konfrontationen mit anderen Gangs verwickelt. Gleichzeitig verliebt er sich in eine Tochter aus gutem Hause. Blutleer-synthetischer Film um jugendliche „Bad Boys“, der Klischees und Posen des Genres variiert, aber weder mit guten Darstellern noch mit einer originellen Handlung aufwartet und auch kein Gespür für sein Berliner Setting erkennen lässt.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN

G-Force - Agenten mit Biss USA 2009,R: Hoyt Yeatman jr.,D: Bill Nighy, Will Arnett

„Effektkonzentriert, actionlastig, massentauglich - auch wenn Jerry Bruckheimer kinderkompatibles Entertainment produziert, bleibt er seinen Blockbustermaximen treu. Die 3D-Real-Animationsfilm-Mischung schickt Meerschweinchenspione auf Weltrettungsmission und versucht dabei, vor allem mit Oberflächenreizen vergessen zu lassen, dass es sich um einen sinnentleerten Formelfilm handelt.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN

Gigante Uruguay/ Deutschland/ Argentinien 2009; R: Adrian Biniez, D: Horacio Camadule, Leonor Svarcas

Nachdem mit „Whisky“ Uruguay als Filmland im Grunde erst entdeckt wurde, kommt von dort nun von dort mit „Gigante“ von Adrián Biniez ein ähnlich leiser und melancholischer Film. Der Gigant des Titels ist der übergewichtige Ladendetektiv in einem Supermarkt, der nachts auf dem Monitor einer der Überwachungskameras eine Putzfrau sieht und sich in sie verliebt, aber nicht den Mut aufbringt, sie anzusprechen. (hip) BS, GÖ, HB, HH, OS

H

Hände hoch oder ich schieße DDR, 1966/2009, R: Hans-Joachim Kasprzik, D: Rolf Herricht, Hans-Joachim Preil

„Der Protagonist des Films ist ein hoch motivierter, aber wegen der gerin-gen Kriminalitätsrate seines Städtchens leider arbeitsloser Volkspolizist. Eine Gaunerbande rettet ihren „VoPo“ vorm Psychiater und verhilft ihm zu dem Fall seines Lebens. Der Film wurde bereits vor seiner endgültigen Fertigstellung verboten. Erst 2008/2009 wurde die ursprüngliche Fassung der Komödie nach jah- relanger Recherche und Arbeit anhand des Drehbuchs komplett rekonstruiert und „zusammengesetzt“.“ (b-movie) HH

Hangover USA 2009, R: Todd Philips, D: Bradley Cooper, Ed Helms

„Ein Grundgesetz für Vergnügungssüchtige in den USA lautet: Was in Las Vegas geschieht, bleibt in Las Vegas. Regisseur Todd Phillips (“Old School“) hat für seine Sauf- und Raufkomödie das Prinzip noch einmal verschärft: Was genau ist in Vegas eigentlich passiert? Dies fragen sich die drei Männer Anfang dreißig, die in der Wüstenstadt einen deftigen Junggesellenabschied feiern, sich am nächsten Morgen aber an nichts mehr erinnern können. Wo kommt das Baby auf dem Sofa her? Warum ist ein Tiger im Badezimmer? Warum fehlt ausgerechnet dem Zahnarzt der Gruppe ein Zahn? Und wo ist der Bräutigam in spe abgeblieben? „Hangover“ (Kater) ist eine Detektivgeschichte - rekonstruiert werden muss eine Nacht, die mit „enthemmt“ noch zurückhaltend beschrieben ist. Der Blick auf den weißen Mittelschichtsmann ist dabei - trotz aller Zoten und Albernheiten - pessimistisch: ein Spießbürger, der sich den Eskapismus nur leistet, wenn er danach ins gemachte bürgerliche Nest zurückkehren kann.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH

Hangtime - Kein leichtes Spiel Deutschland 2008,R: Wolfgang Groos, D: Maxx Kidd, Misel Maticevic

„Ein junger Basketballspieler, der in seiner Heimatstadt Hagen in der zweiten Liga spielt, träumt von der großen Karriere, am besten in Amerika. Doch die Entscheidung, sich auf Neues einzulassen, fällt ihm schwer, da er sich dafür auch von seinem älteren Bruder lösen müsste, der ihn nach dem Tod der Eltern großgezogen hat. Auf die jugendliche Zielgruppe zugeschnittene Mischung aus Sport- und „Coming of Age“-Film, dessen überzeugender Hauptdarsteller manches Klischee und den simplen Plot souverän umspielt.“ (filmdienst) HBV, H,HH

Harry Potter und der Halbblutprinz USA 2009, R: David Yates, D: Daniel Radcliffe, Michael Gambon

„Harry Potter und der Halbblutprinz“ ist die sechste Verfilmung von J. K. Rowlings siebenteiliger Roman-Saga: Diesmal knutschen die jungen Zauberlehrlinge um Potter (Daniel Radcliffe) viel herum und experimentieren mit halluzinogenen Drogen. Da werden Liebestropfen verabreicht, Glückstränke gepanscht, da ist der Blick oft glasig und der Verstand vernebelt. Nur gut, dass sich die Mächte des Bösen, im düsteren Vorgängerfilm noch als faschistischer Trupp gezeichnet, spürbar zurückhalten. Erst in den letzten Minuten des von David Yates inszenierten Films wird die trügerische Waffenruhe brutal beendet.“ (Der Spiegel) HB, HH

Das Herz von Jenin Israel/Deutschland 2008, R: Leon Geller, Marcus Vetter

„2005 spendete der Palästinenser Ismael Khatib die Organe seines erschossenen zwölfjährigen Sohnes israelischen Kindern. Zwei Jahre später besuchte er diese Kinder. Bewegender Dokumentarfilm über eine schmerzhafte Reise. Zu klug für eine Heiligenlegende, und doch ein hoffnungsvoller Film.“ (tip) OL

Honkytonk Man USA 1982, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Kyle Eastwood / Originalfassung mitUntertiteln

„Einigermaßen vorgebildete Menschen wissen ja nicht erst seit „Die Brücken am Fluß“, daß der als rauhbeinig verschrieene Herr Eastwood auch zarte Töne beherrscht. In der Tragikomödie „Honkytonk Man“ begegnet er uns als sterbenskranker Country-Sänger, dessen letzter Wunsch es ist, einmal im Country-Mekka Nashville in der Grand Ole Opry aufzutreten. Gemeinsam mit seinem Neffen, dargestellt von Eastwood-Sohn Kyle, macht er sich auf die strapaziöse Reise, die seine letzte werden wird.“(tip) HB

Horst Schlämmer - Isch kandidiere! Deutschland 2009, R: Angelo Colagrossi, D: Hape Kerkeling, Alexandra Kamp

„„Horst Schlämmer – Isch kandidiere!“ folgt dem braven Rhythmus einer Nummernrevue. Cameo-Auftritt folgt auf Fake-Interview auf Double-Einlage. Ob die Nummer zündet, ist meist Sache der Mitspieler. Claudia Roth mit Gurkenmaske oder der Reigen der von Gunter Gabriel angeführten Schlagerstars sind sich für nix zu blöd (nein, es ist keine versteckte Kamera im Spiel) – und machen eben jene zweifelhafte oder peinliche Figur, die man auch sonst von ihnen kennt. Aber wenn Bushido einen HSP-Rap hinlegt (auch die Jugend will als Wahlvolk gewonnen sein) oder Jürgen Rüttgers mit trockenem rheinischem Humor für den Kollegen mit der Dornkaat-Schwäche landesväterliche Gefühle hegt, kann Schlämmer noch so sehr den Horst machen: Der Satiriker sieht blass aus neben so viel Selbstironie. Wenn Kerkelings in wenigen Monaten zusammengeschusterte Politklamotte, die mit dem Wahltag ihrem Verfallsdatum entgegenschreitet, überhaupt etwas vorführt, dann die halbseidene Republik, die schale Welt der Domians, Gabriele Paulis und Bernhard Brinks.“ (Tagesspiegel) HB

I

Ice Age 3 -Die Dinosaurier sind los USA 2009, R: Carlos Saldanha

„„Ice Age 3 “ erzählt von einem prähistorischen Kulturschock. Ein Säbelzahntiger, zwei Mammuts und ein Faultier stoßen im Eis auf eine bizarre Unterwelt: einen Super-Iglu, in dem tropische Pflanzen und Dinosaurier gedeihen. Regisseur Carlos Saldanha zeigt im dritten Teil der „Ice Age“-Saga die Tücken der Migration: Die anpassungswilligen Mammuts sind im Dschungel total overdressed, die Saurierbabys wollen sich nicht zu Veganern umerziehen lassen. Viel Hoffnung auf ein Zusammenwachsen der Parallelgesellschaften macht der Film nicht - dafür ist er überaus vergnüglich.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI

Inglourious Basterds USA/ Deutschland 2009, R: Quentin Tarantino, D: Brad Pitt, Christoph Waltz

„Ein als „Judenjäger“ gefürchteter SS-Offizier ermordet 1941 in Frankreich eine jüdische Familie. Die einzige Überlebende, eine junge Frau, betreibt drei Jahre später in Paris ein Kino, in dem sie die gesamte NS-Spitze inklusive Hitler vernichten will, die zur Premiere eines Propagandafilms anreist. Das gleiche Ziel verfolgt ein Killerkommando der Alliierten, die mit blutigen Attacken hinter den deutschen Linien für Angst und Panik sorgen. Ein eigenwilliger, grellbunter Kriegsfilm in fünf Akten, der unter Rückgriff aufs Genrekino die Paradoxien des Historienfilms souverän unterläuft. In der für Quentin Tarantino typischen Mischung aus Autorenkino und B-Movie wird dabei die Geschichte des Zweiten Weltkriegs mit den Mitteln des Kinos entscheidend umgeschrieben. Virtuosität und burleske Theatralik halten sich beim Versuch, den Zweiten Weltkrieg als popkulturelles Spiegelkabinett zu etablieren, ungefähr die Waage.“ (filmdienst) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Is was, Doc USA 1971, R: Peter Bogdanovich,D: Barbra Streisand, Ryan O‘Neal

„Ein schüchterner Musikwissenschaftler stolpert - nach der Zufallsbekanntschaft mit einer höchst unkonventionellen Frau - in San Francisco unfreiwillig in eine turbulente Kriminal- und Liebesgeschichte, die ihn durch sämtliche Kinogenres von der Screwball-Komödie bis zum Katastrophenfilm führt. Peter Bogdanovichs gagreiche Farce, die filmhistorische Zitate und Klischees des Unterhaltungskinos intelligent variiert, gehört zu den Klassikern des „New Hollywood“.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

It Might Get Loud USA 2009, R: Davis Guggenheim

„Unterhaltsamer Dokumentarfilm über drei sehr unterschiedliche E-Gitarristen und ihren Umgang mit dem Instrument: Jimmy Page (Led Zeppelin), The Edge (U2) und Jack White (The White Stripes) erzählen von ihren Vorbildern, ihrem musikalischen Werdegang und treffen sich zum gemeinsamen Musizieren. Laut und spaßig.“ (tip) HH, OS

J

Julie & Julia USA 2009, R: Nora Ephron,D: Meryl Streep, Amy Adams

„Julie & Julia“ ist das komödiantische Doppelporträt zweier Genießerinnen: Julia Child, Gattin eines in Paris stationierten US-Diplomaten, verfällt der französischen Küche, schreibt einen Kochbuchklassiker (“Mastering the Art of French Cooking“) und wird in den sechziger Jahren zur berühmtesten Fernsehköchin Amerikas - und so populär, dass sie in der TV-Show „Saturday Night Live“ parodiert wird und als Inspiration für ein Musical dient. Julie Powell, eine New Yorker Angestellte, kocht Jahrzehnte später Childs Rezepte nach, verfasst darüber einen Blog und macht schließlich selbst als Bestsellerautorin Karriere. Regisseurin Nora Ephron (“Schlaflos in Seattle“) kombiniert die Biografien der beiden Frauen als Mischung aus Emanzipationsdrama und Farce. Dass bei der Zubereitung von Boeuf bourguignon Spannung aufkommt, liegt jedoch vor allem an Hauptdarstellerin Meryl Streep, die Julia Child als wunderbar exaltierte Überköchin spielt.“ (Der Spiegel) HB, HH

K

Das Kaninchen bin ich DDR 1964/65, R: Kurt Maetzig, D: Angelika Waller, Alfred Müller

„Ost-Berlin nach dem Bau der Mauer: Eine junge Frau, die nach der Verurteilung ihres Bruders wegen „staatsgefährdender Hetze“ keine Zulassung zum Studium erhält, muss sich als Kellnerin durchschlagen. Zufällig verliebt sie sich in den Richter, der ihren Bruder verurteilte, und kollidiert durch ihre spontane Natürlichkeit mit einer Umwelt, die in verkrusteten sozialen Normen und „sozialistischen“ Haltungen verharrt. Auseinandersetzung mit Politik und Gesellschaft der DDR über den zeitlichen Kontext hinaus. Der Film überzeugt durch ausgezeichnete Darsteller und präzise Dialoge, durch treffenden Humor und klarsichtige Gesellschaftskritik. Im Dezember 1965 nach dem 11. Plenum der SED verboten, wurde er erst nach Honeckers Sturz im Januar 1990 uraufgeführt.“ (Lexikon des internationalenFilms) HH

Kao - Das Gesicht Japan 1999, R Junji Sakamoto, D: Naomi Jujiyama, Riho Makise/ OriginalfasungmitUntertiteln

„Masako ist ungelenk, übergewichtig, nicht allzu clever und sehr emotional. Von ihrer Schwester gepeinigt, flieht sie in Pantoffeln aus dem Haus. Ihrer Rückkehr folgen der plötzliche Tod der Mutter und schließlich das Familiendrama, das für sie die Flucht von zu Hause in eine ungewisse Zukunft bedeutet. Das vielfach preisgekrönte Roadmovie avancierte in Japan zum Independent-Hit.“ (Japanisch-Deutsche Kulturinitiative) HB

Die Kinder der Seidenstraße Australien/China/Deutschland 2008, R: Roger Spottiswoode, D: Radha Mitchell, Michelle Yeoh

„China, 1938: Der britische Reporter George Hogg trifft während der japanischen Besetzung Chinas eine Krankenschwester und einen Partisanenkämpfer. Gemeinsam retten sie 60 Waisenkinder vor den anstürmenden Besatzern und begeben sich mit ihnen auf einen Treck über die Berge. Unterwegs auf der Seidenstraße, wird Hogg zum aufopferungsvollen Beschützer der Waisen. “Die Kinder der Seidenstraße“ basiert auf einer wahren Geschichte, die 007-Regisseur Roger Spottiswoode zu sentimentalem Appellkino aufbereitet.“ (Cinema) H, HB, HH

L

Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Niani Deutschland 2009,R: Piet de Rycker

„Laura fliegt mit ihren Eltern zum Neujahrsfest nach China, wo sie zusammen mit der gleichaltrigen Ling-Ling ein aufregendes Abenteuer erlebt. Die liebevoll gestalteten Animationen und die Pianoklänge des Chinesen Lang Lang verzaubern nicht nur die kleinen Zuschauer, sondern auch ihre Eltern. Für die jüngsten Laura-Fans ist die aufregende und in manchen Szenen sogar recht unheimliche Handlung dagegen kaum geeignet.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Lichter Deutschland 2003, R: Hans-Christian Schmid, D: August Diehl, Julia Krynke

An der Oder, im Grenzgebiet zwischen Polen und Deutschland, hat Schmid sich von den Schicksalen und Lebensumständen der dort Lebenden inspirieren lassen: von jungen Zigarettenschmugglern, den an der Grenze Arbeitenden, bankrotten Kleinunternehmern, polnischen Taxifahrern, deutschen Bau-Spekulanten und Ukrainern, die versuchen, illegal über die Grenze in den leuchtenden Westen zu gelangen. Schmid ging es darum, diese ganz unterschiedlichen Milieus zu zeigen, und darum entschied er sich dafür, statt einer durchgängigen Geschichte fünf Episoden zu erzählen, die nur Zeit und Raum miteinander verbindet. Die Sprünge zwischen den einzelnen Erzählsträngen irritieren zuerst ein wenig, aber nachdem man erkannt hat, dass „Lichter“ eine ostdeutsche Variante von Robert Altmans „Short Cuts“ ist, lässt man sich gerne durch die Geschichten führen. (hip) H, HB

Lippels Traum Deutschland 2009, R: Karl Alexander Seidel, Anke Engelke

„Während sein Vater auf einer Geschäftsreise ist, sieht sich der elfjährige Lippel dem strengen Regiment der neuen Haushälterin ausgesetzt. Er träumt sich in die Märchenwelt des alten Orients hinein, wo er lauter Doppelgängern der Menschen aus seinem Alltag wieder begegnet und einem Geschwisterpaar hilft, die schurkischen Pläne ihrer Tante zu vereiteln. Ein Plädoyer für die Mut machende Kraft der Träume nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Paul Maar.“ (hip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

LOL (Laughing Out Loud) Frankreich 2008, R: Lisa Azuelos, D: Sophie Marceau, Christa Theret

„“La Boum“ mit vertauschten Rollen: knapp 30 Jahre später spielt Sophie Marceau die liberale Mutter, die sich mit dem rasanten Erwachsenwerden ihrer 15-jährigen Tochter Lol arrangieren muss. Hochglanzkomödie, die sich das existenzielle Chaos der Pubertät geschmackvoll vom Leibe hält.“(tip) H, HB

Louise Hires A Contract Killer Belgien 2009, R: Gustave de Kervern, Benoît Delépine, D: Yolande Moreau, Bouli Lanners

„Eine ätzende Burleske über aufgebrachter Arbeiterinnen, die einen amateurischen Auftragskiller engagieren, um sich an ihrem Ex-Boss zu rächen. Effektvoll werden die Perversionen eines total aus dem Ruder gelaufenen Wirtschaftsliberalismus mit schwarzem Humor denunziert.“ (tip) BS, HB,HH,KI

M

Madboy Deutschland 2008, R: Henna Peschel, D: Hector Kirschtal, Nina Schwabe

“Henna Peschels Film über eine extrem charmante Außenseiterbande firmiert zwar als „Hamburgs lautester Heimatfilm“, besitzt jedoch überraschend sanfte Töne. Ebenso widerspenstig wie der Soundtrack der „Hamburger Schule“ ist der Tonfall dieses Films, in dem witzige Enteignungspropaganda neben melancholischer Elbstrandromantik steht.“ (tip) HH

Männerherzen Deutschland 2009,R: Simon Verhoeven, D: Nadja Uhl, Florian David Fitz

„Männerherzen“ ist ein Liebesreigen, in dem deutsche Schauspielprominenz von Til Schweiger bis Christian Ulmen dem großen Glück und der Frau des Lebens nachjagt. In seinem munteren Regiedebüt will der Schauspieler Simon Verhoeven (“Mogadischu“) der etwas angejahrten deutschen Beziehungskomödie Flügel verleihen, flüchtet sich aber immer wieder ins Klischee, sobald ihm die Ideen ausgehen. Trotz origineller Einfälle ist es auf Dauer ermüdend, Schweiger abermals in der Rolle des abgezockten Frauenaufreißers und Ulmen erneut als stammelnden Liebestrottel zu sehen.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Maria, ihm schmeckt‘s nicht! Deutschland/Italien 2009, R: Neele Vollmar, D: Christian Ulmen, Mina Tander

„Einen jungen Deutschen verschlägt es mit Hochzeitsabsichten nach Süditalien zur Familie seiner halbitalienischen Freundin, deren Vater einst als Gastarbeiter in Deutschland seine große Liebe fand. Die albern-schöne Sommerkomödie nach dem gleichnamigen Besteller jongliert mit lieb gewonnenen Italien-Klischees und gewitzten Alltagsbeobachtungen, wobei sich der von einem gut aufgelegten Schauspielerensemble getragene Film auch nachdenkliche Ecken und Kanten erlaubt, ohne die Genre-Konventionen zu brechen.“ (filmdienst) GÖ, H, HB, HH, KI, OL

Mein halbes Leben Österreich/ Deutschland 2008, R: Marko Doringer

„Mit 30, glaubt Marko Doringer, ist es an der Zeit, eine Familie zu gründen. Dabei hat der österreichische Filmemacher das Gefühl, noch nichts erreicht zu haben. Seine Selbstzweifel bringen ihn auf die Idee, alte Freunde, aber auch seine eigenen Eltern zu besuchen. Deren Lebensentwürfe geben ihm zwar auch keine Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, doch immerhin scheinen sie die selbstironische Larmoyanz des Ich-Erzählers besser ertragen zu können als der Zuschauer.“ (Cinema) HB

Mullewapp - Das große Kinoabenteuer der Freunde Deutschland 2009, R: Jesper Moeller, Tony Loeser

„Helme Heines Kinderbuchhelden Franz von Hahn, Johnny Mauser und den dicken Waldemar kennt man nur zu dritt, wie sollten sie sonst auch Fahrrad fahren? Jetzt wird den Mullewapp-Fans endlich gezeigt, wie aus dem tierischen Haufen beste Freunde wurden. Während Mäuserich Johnny die Tiere des Bauernhofs mit seinen Schauspielkünsten unterhält, wird Schäfchen Wolke von einem Wolf entführt. Bei der anschließenden Rettungsaktion muss das ungleiche Trio sein erstes Abenteuer bestehen. Der zauberhafte Trickfilm mit den Stimmen von Christoph Maria Herbst, Joachim Król und Benno Fürmann transportiert auf sympathische Weise die bekannte „Freunde“-Botschaft: Man kann alles schaffen, wenn man nur zusammenhält.“ (Cinema) GÖ, H

My Big Fat Greek Summer USA 2009, R: Donald Petrie, D: Nia Vardalos, Richard Dreyfuss

„Vor sieben Jahren gelang der Schauspielerin Nia Vardalos mit der romantischen Komödie „My Big Fat Greek Wedding - Hochzeit auf Griechisch“ ein sensationeller Kinoerfolg, den sie gleich zu einer Fernsehserie ausbaute. Dann geriet ihre Karriere ins Stocken. Jetzt drängt sie mit Macht zurück ins Rampenlicht und hat einen Film gedreht, der überdeutlich das Melting-Pot-Strickmuster ihres Hellas-Hits kopiert. Nia Vardalos spielt eine frustrierte Reiseleiterin, der von ihrer Chefin nur die schwierigsten Touristen und die miesesten Hotels zugewiesen werden. Sie will den Job schon an den Nagel hängen, da bringt ein lebenskluger Witwer (“Der weiße Hai“-Star Richard Dreyfuss) ihr Humor und neue Lebenslust bei. Das ist alles ganz nett anzusehen, aber betulich und harmlos.“ (Cinema) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL

N

Die nackte Wahrheit USA 2009, R: Robert Luketic, D: Katherine Heigl, Gerard Butler

„Romantische Komödie mit simpel gestrickten Geschlechterrollen: Fernsehproduzentin Abby glaubt an den einfühlsamen Traummann, TV-Kommentator Mike scheint hingegen überzeugt, dass Männer vor allem mit dem Schwanz denken. Aus dem dünnen Plot ist die Luft nach einer Stunde raus, doch die sympathischen Hauptdarsteller überzeugen und der Umgang mit Sexualität ist erfrischend unverblümt.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Die Noobs - klein, aber gemein USA 2009, R: John Schultz, D: Robert Hoffman, Carter Jenkins

„Fiese Außerirdische, die die Erde erobern wollen, kennt man aus Science-Fiction-Filmen zur Genüge, selten aber dürften sich Aliens mit Weltherrschaftsambitionen trotteliger angestellt haben als die titelgebenden Noobs. Der Trupp kniehoher, krötenähnlicher Wesen vom Planeten Noobia landet just auf dem Dachboden des Ferienhauses, in dem die Kinder der Familie Pearson samt Cousins ihre Ferien verbringen. Und diese stellen sich den Möchtegern-Eroberern mit Mut und Einfallsreichtum entgegen. Dem Film geht es mehr um Lacher als um Gänsehaut-Effekte; er thematisiert Pubertätsnöte und Familienkonflikte, die für die nötige emotionale Basis sorgen.“ (Rheinischer Merkur) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

O

Oben USA 2009, R: Peter (Pete) Docter

„Ein alter Mann bricht mitsamt seinem Haus in das größte Abenteuer seines Lebens auf. Mit diesem wunderschönen modernen Märchen haben sich die Trickser von Pixar selbst übertroffen. Die in San Francisco beheimatete Firma Pixar liefert ja schon seit 1995 regelmäßig Trickhighlights. Mit „Toy Story“ fing es an, viele ihrer weiteren Produktionen wie „Findet Nemo“, „Ratatouille“ oder zuletzt „Wall-E“ wurden moderne Klassiker. Aber „Oben“ toppt sie alle. Diesem grandiosen Abenteuermärchen gelingt es, die Zuschauer gewissermaßen intravenös an das Gefühlsleben seiner Figuren anzuschließen. Ein Effekt, der schon in der Normalfassung prima funktioniert, aber in der 3-D-Version noch intensiver wirkt.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN

P

Pandorum USA 2009, R: Christian Alvart, D: Dennis Quai, Ben Foster

„Zwei Astronauten erwachen an Bord eines Raumschiffs. Sie wissen nicht, wer sie sind, wo sie herkommen und worin ihre Mission besteht. Sie erforschen ihre Umgebung und stellen fest, das sie nicht allein an Bord sind. Der deutsche „Antikörper“-Regisseur Christian Alvart legt mit „Pandorum“ den Mittelteil einer geplanten Trilogie vor. Im Dezember kommt sein bereits 2007 gedrehter Horrorthriller „Fall 39“ mit Renée Zellweger ins Kino.“ (Cinema) DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS

Die Päpstin Deutschland 2009, R: Sönke Wortmann, D: Johanna Wokalek, David Wenham

„Johanna von Ingelheim steigt als Mann verkleidet in die höchsten Ränge des Klerus auf und wird im Jahr 853 zum Papst gewählt.“ (tip) BS, GÖ, HB, HH, HL, LG, OL, SN

S

Schande Australien/Südafrika 2008, R: Steve Jacobs, D: John Malkovich, Jessica Haines

„Coetzees Roman kreist um einen südafrikanischen Literaturprofessor (Malkovich), der mit seiner Tochter Opfer einer brutalen Attacke durch schwarze Jugendliche wird. Eine hochkomplexe Erzählung über die Transformationen im Post-Apartheid-Südafrika.“ (tip) HB, HH

Selbst ist die Braut USA 2009, R: Anne Fletcher, D: Sandra Bullock, Ryan Reynolds

„Die New Yorker Verlagsmanagerin Margaret Tate verbreitet unter ihren Untergebenen Angst und Schrecken; insbesondere ihr Assistent Andrew hat unter den Launen seiner Chefin zu leiden. Doch dann droht der Karriereknick: Ms. Tate, gebürtige Kanadierin, soll wegen eines Visavergehens aus den USA ausgewiesen werden. Retten kann sie nur eine (Schein-)Ehe mit einem Amerikaner. Der Assi Andrew springt widerwillig als Lückenbüßer ein. Zur Bewährungsprobe für das Pseudo-Paar wird der Antrittsbesuch bei den Eltern des Bräutigams in Alaska. Natürlich ist der Rest der Geschichte so vorhersehbar, wie es sich für eine romantische Komödie aus Hollywood gehört - in diesem Fall allerdings betulicher und schwerfälliger inszeniert als nötig. Regisseurin Anne Fletcher (“27 Dresses“) kombiniert ungeniert Versatzstücke aus Filmen wie „Green Card“, „Der Teufel trägt Prada“ oder „Ein Chef zum Verlieben“ (ebenfalls mit Sandra Bullock), bis die Hochzeitsglocken läuten.“ (Der Spiegel) HB

Später Frühling -Banshun Japan 1949, R: Yasujiro Ozu, D: Chishu Ryu, Setsuko Hara / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein verwitweter Professor, der seit dem frühen Tod seiner Frau von seiner Tochter versorgt wird, erreicht nur durch die Behauptung, daß er wieder zu heiraten gedenke, daß seine Tochter heiratet und ihn verläßt. Mit großer Sensibilität gestaltetes Werk, das sich mit Konfliktsituationen innerhalb der japanischen Familie befaßt.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Die Strände von AgnèsFrankreich 2009, R: Agnès Varda

„Schon ihr erster Film „La Pointe Courte“ war eine Hommage an das Meer; mit ihrem neuen, autobiografischen Filmessay kehrt Agnès Varda, die „Oma der Nouvelle Vague“, nun zu diesen Anfängen zurück. Die Autorin, Fotografin, Regisseurin und Kamerafrau „sammelt“ dabei mithilfe des Kinos gleichsam Küsten und Ufer, die in ihrem Leben eine Rolle gespielt haben, und lässt den Zuschauer an den Schätzen ihres reichen Lebens teilhaben. Der mit einem César, dem französischen Filmpreis, für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnete Film fügt sich zu einem Bildermosaik, das durch seine sommerliche Leichtigkeit und sanfte Melancholie verzaubert.“ (Rheinischer Merkur) HB

Sturm Deutschland 2009, R: Hans-Christian Schmid, D: Kerry Fox, Anamaria Marinca

„Die Anklage gegen einen Ex-Befehlshaber der jugoslawischen Armee wegen Menschenrechtsverletzung vor dem Tribunal am Internationalen Gerichtshof in Den Haag droht zusammenzubrechen, als der Hauptbelastungszeuge Selbstmord begeht. In der Schwester des Toten entdeckt die engagierte Anklägerin Hannah Maynard jedoch eine weitere Zeugin der Gräuel, die allerdings zögert, vor Gericht auszusagen … Ein überzeugender Politthriller mit starken Hauptdarstellerinnen in einer um Authentizität bemühten Inszenierung, die dafür sorgen, der Ahndung von Menschenrechtsverletzungen Dringlichkeit zu verleihen.“ (Rheinischer Merkur) HH

Summertime Blues Deutschland 2009, R: Marie Reich, D: Francois Goeske, Sarah Beck

„Im Gegensatz zu anderen, betont coolen Teenie-Komödien stehen in dieser Romanverfilmung einmal die zarten bis hitzigen Emotionen des 15jährigen Alex im Vordergrund, dessen Eltern ihm nach der Scheidung das Leben nicht gerade leicht machen. Regisseurin Marie Reich versteht sich in ihrem Erstling bereits bestens auf eine sichere Führung der Nachwuchsdarsteller durch dieses emotionale Gefühlschaos zwischen Patchwork-Familien, erster Liebe und verschiedenen Kulturen. So werden viele jugendrelevante Themen, wie die Definition von Familie und die Suche nach einem Zuhause, ernst genommen und sensibel mit viel Herz und Humor auf die Leinwand gebracht - noch dazu mit überaus charmanten Protagonisten! Eine schön anzusehende, temporeiche Sommerkomödie.“ (Filmbewertungstelle Wiesbaden) HB

T

Taking Woodstock USA 2009, R: Ang Lee,D: Jeffrey Dean Morgan, Emile Hirsch

„Obwohl das eigentliche Festival nur am Rand in die Handlung einbezogen wird, fängt der Film die Atmosphäre und optimistische Aufbruchsstimmung der Flowerpower-Bewegung überzeugend ein. Psychedelische Drogenträume fehlen ebensowenig wie die Nackten im See oder andere ikonenhaften Bilder, die vom „Woodstock“-Dokumentarfilm Michael Wadleighs in Erinnerung geblieben sind. Der Sommer der Liebe wird für den verschüchterten Helden Elliot zur Befreiung von alten Zwängen: Er nabelt sich von den übermächtigen Eltern ab und erlebt beim Tanzen sein ganz persönliches Coming-out. Lee zelebriert das Woodstock-Festival als letzten Moment der Unschuld, bevor auch die schöne Utopie von Love & Peace zerbrach.“ (Cinema) BHV, HH

Tortuga – Die unglaubliche Reise der Meeresschildkröte Großbritannien/Österreich/Deutschland 2008,R: Nick Stringer

„Tierfilm über ein Karettschildkrötenweibchen, das nach dem Schlüpfen auf einer langen (Lebens-)Reise beim Umrunden des Atlantiks begleitet wird, bis es schließlich selbst Mutter wird. Getragen von einer omnipräsenten Erzählerstimme, zielt der Film mehr auf eine wohlig-betuliche Poetisierung des Tierlebens ab als auf die Vermittlung von Fakten. Bis auf einige kritische Spitzen gegen die Umweltverschmutzung durch den Menschen nutzt der Film sein Sujet für bildgewaltige, aber weder dramaturgisch spannend aufbereitete noch erkenntnisfördernde Unterhaltung.“ (filmdienst) BS, H, HB, HH, OL, OS

U

UmdeinLeben Deutschland 2008, R: Gesine Danckwart, D: Kathrin Angerer, MarenKroymann

„Eine Reise ins Innere der modernen Seele, vor allem der weiblichen. Man lernt sechs verschiedene Frauen über dreißig kennen, begleitet sie durch ihren Alltag in Berlin und am Rande des Nervenzusammenbruchs: ein Barmädchen, eine Politikerin, eine Freiberuflerin, eine Großbürgerin, eine Ringerin und eine Arbeitslose. Es gibt keine Handlung im konventionellen Sinn, nur Szenen, Situationen, die sich im Verlauf des Films wie Mosaiksteine zu einem Gesamtbild formen. Vieles spielt in öffentlichen Räumen wie Flughäfen oder Einkaufszentren oder anonymen Zwischenräumen wie Hotelzimmern und Taxis. Die Regisseurin Gesine Danckwart kommt vom Theater, und manchmal wirkt ihr Kinodebüt auch zu theaterhaft. Meistens aber gelingt der Regisseurin der unkonventionelle Umgang mit den Mitteln des Kinos sehr gut.“ (Frankfurter Allgemeine) H

Unter Bauern - Retter in der Nacht Deutschland 2009, R: Ludi Boeken, D: Veronica Ferres, Armin Rohde

„Angelehnt an die Autobiografie der heute 96-jährigen Marga Spiegel setzt der Ensemble-Film dem leisen Widerstand westfälischer Bauern gegen die Judenverfolgung der Nazis ein Denkmal. In einer Mischung aus Charakterstudie, Heimatfilm und absurder Komödie schildert der holländische Regisseur Ludi Boeken, wie zwei westfälische Bauern den Pferdehändler Menne Spiegel, dessen Frau Marga und ihre Tochter zwei Jahre lang auf ihren Höfen verstecken und die Familie trotz großer Gefährdung und makabrer Umstände am Ende retten können.“ (tip) HB, HH, OL, OS

V

Verblendung Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Niels Arden Oplev, D: Noomi Rapace, Lena Endre

„Ein smarter Enthüllungsjournalist und eine verschrobene Hackerin versuchen nach über 40 Jahren das Verschwinden einer jungen Frau zu klären. Ihre Nachforschungen bringen hässliche Familiengeheimnisse ans Licht und scheuchen einen psychopathischen Mörder aus seinem Versteck. Gelungene Verfilmung des Bestsellers von Stieg Larsson.“ (tip) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Das Versteck DDR 1976/77, R: Frank Beyer, D: Jutta Hoffmann, Manfred Krug

„Ein nach 14 Jahren Ehe geschiedener Mann versucht durch einen Trick, seine Frau zurückzugewinnen, was aber an seiner unveränderten spießbürgerlichen Haltung scheitert. Um gerechte Abwägung der Standpunkte bemühter, psychologisch einfühlsamer Film, der seine moderne Beziehungsgeschichte auf dem Hintergrund der gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR erzählt. Fesselnd vor allem durch das lebendige Spiel und die hintergründige Ironie. Wegen der Ausreise von Manfred Krug in die BRD wurde der Film fast zwei Jahre verboten und dann nur mit wenigen Kopien gestartet.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen Deutschland 2009,R: Margarethe von Trotta, D: Barbara Sukowa, Hannah Herzsprung

„Hildegard von Bingen gehört zu den bedeutendsten Gestalten der Kirchengeschichte. Filmemacherin Margarethe von Trotta widmet ihr eine Filmbiografie, die Hildegard (Barbara Sukowa) vom Eintritt ins Kloster bis zum Sterbebett begleitet. Dabei ist erfreulich, dass die Regisseurin ihrer Figur die Ecken und Kanten belässt; allerdings wird für die Würdigung ein hoher Preis gezahlt: Dramaturgisch bekommt der Film die Facetten seiner Hauptfigur nicht in den Griff und bleibt ohne Fokus, sodass es ihm schwer werden dürfte, außerhalb der Kreise, die sich für die prominente Frauengestalt interessieren, neuen Zuschauern ihr Wirken nahezubringen.“ (Rheinischer Merkur) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS

W

Das weiße Band Deutschland/Frankreich/Italien/Österreich 2009, R: Michael Haneke, D: Christian Friedel, Ulrich Tukur

„Das weiße Band“ ist ein filmisches Exerzitium von Michael Haneke, dem wohl protestantischsten aller Autorenregisseure. In schwarzweißen, meist starren Bildern inszeniert der Österreicher das Leben in einem norddeutschen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Haneke entwirft eine lebensfeindliche Welt, in der ein strenger Glaube und eine strikte soziale Rangordnung den Alltag bestimmen. Selbst in grandiosen Totalen, in denen sich nicht mal die Wolken bewegen, herrscht beklemmende Enge. Haneke, der für diesen Film bei den Festspielen in Cannes die Goldene Palme gewann, erzählt von einer Rebellion. Die Kinder des Dorfs, die unentwegt gemaßregelt und gezüchtigt werden, begehren heimlich gegen ihre Eltern auf. Doch befreiend ist dieser Aufstand nicht: Selten waren Kinder auf der Leinwand furchterregender als in diesem Film.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS

Die Welt ist groß und Rettung lauert überall Deutschland, Italien, Bulgarien, Slowenien 2007, R: Stephan Komandarev, D: Miki Manojlovic, Carlo Ljubek

„Ein Großvater holt seinen Enkel Alex aus Berlin ab, um mit ihm auf einem Tandem in die bulgarische Heimat zu fahren. Die heitere Geschichte ihrer Radtour wird unterbrochen von Rückblenden in Alex‘ Kindheit. Damals floh der Junge mit den Eltern vor dem Kommunismus, doch der Westen brachte kein Glück. Wird es im heutigen Bulgarien besser sein? Etwas hölzern inszenierter, aber liebenswerter Film dank seiner kauzigen Figuren.“ (Cinema) GÖ, HH

Whisky mit Wodka Deutschland 2009,R: Andreas Dresen, D: Henry Hübchen, Corinna Harfouch

„Weil die Produktionsfirma von seinen Ausfällen die Nase voll hat, engagiert man mit dem deutlich jüngeren Arno Runge kurzerhand einen Ersatzschauspieler, mit dem - für alle Fälle - Ottos Szenen fortan stets noch einmal gedreht werden. Großes unterhaltsames Kino von Andreas Dresen, brillant geschrieben von Wolfgang Kohlhaase: witzig, anrührend und immer haarscharf auf der Schneide zwischen Komik und Tragik balancierend.“ (tip) HB, HH

Wickie und die starken Männer Deutschland 2009, R: Michael Bully Herbig,D: Jonas Hämmerle, Waldemar Kobus

„Winnetou, Raumschiff Enterprise und Kaiserin Sissi waren schon dran; jetzt hat Regisseur Michael Bully Herbig den Zeichentrickwikinger Wickie zum Kinostar erkoren. Wickie, ein Kinderheld seit Mitte der siebziger Jahre, ist der Sohn des Wikingerchefs und klüger als alle Erwachsenen zusammen; immer wieder rettet er sie vor Gefahren. So weit, so Grundschüler-kompatibel. Herbig, selbst in einer Nebenrolle als spanischer Chronist zu sehen, verzichtet diesmal auf jede parodistische Zuspitzung: Er hat einfach nur einen sehr braven Kinderfilm inszeniert, der erwachsene Bully-Fans schnell ermatten lassen dürfte. Wie klagte schon der weiße Held im „Schuh des Manitu“: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Willkommen bei den Sch‘tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon

„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch‘tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) GÖ,HH

Wüstenblume Großbritannien/Deutschland 2009,R: Sherry Horman,D: Liya Kebede, Timothy Spall

„“Wüstenblume“ beruht auf dem gleichnamigen Bestseller der Somalierin Waris Dirie, die Ende der siebziger Jahre ihre Heimat verließ, in London eine Karriere als Model machte und später von der Uno zur Sonderbotschafterin gegen die Verstümmelung weiblicher Genitalien ernannt wurde. Leider strengt sich die Regisseurin Sherry Hormann etwas zu sehr an, aus der harten Lebensgeschichte von Dirie ein Feel-Good-Movie zu machen. Auf schnellstem Weg rast sie nach London und holt die afrikanische Vorgeschichte ihrer Heldin dann in sperrigen Rückblenden nach. Zwar macht der Film schon früh klar, dass Waris (gespielt von dem Model Liya Kebede) als Kind beschnitten wurde, dann mag er aber eine gute Stunde lang nicht mehr daran denken, um am Ende pathetisch gegen die Genitalverstümmelung aufzurufen.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

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Zerrissene Umarmungen Spanien 2009, R: Pedro Almodóvar, D: Penélope Cruz, Rubén Ochandian

„Der Spanier Almodóvar, der bald 60 Jahre alt wird, erzählt in seinem neuen Werk „Zerrissene Umarmungen“ vom Alptraum jedes Filmregisseurs: dem Verlust des Augenlichts. In seiner Geschichte erblindet der Held, der Regie-Routinier Mateo Blanco, bei einem Autounfall, nachdem er gerade einen neuen Film abgedreht hat. Die Bilder, die er inszeniert hat, wird er nie mehr sehen können. Andere Menschen müssen sie ihm nun beschreiben. „Zerrissene Umarmungen“ ist ein kunterbuntes Melodram, eine Tour de Force durch die Kino- und Kleidungsstile der vergangenen 50 Jahre - und eine cinephile Reflexion über das Regieführen.“ (Der Spiegel) FL, GÖ