: Nächster Wechsel im TV-Geschäft
Investoren KKR und Permira übernehmen Europas zweitgrößte Senderkette SBS
BERLIN taz ■ Der Run von internationalen Finanzinvestoren auf Medienunternehmen hält an: Die für ihre aggressive An- und Verkaufspolitik bekannten Beteiligungsgesellschaften Kohlberg Kravis Roberts (KKR) und Permira kaufen für rund 1,7 Milliarden Euro die zweitgrößte europäische Sendergruppe SBS.
SBS betreibt 16 Free-TV und mehr als 20 Pay-TV-Kanäle vor allem in Skandinavien, den Niederlanden und Osteuropa. Dazu kommt ein Dutzend Radiosender mit Schwerpunkt Skandinavien und Griechenland. Nach Konzernangaben erreichen die SBS-Sender 100 Millionen Menschen in neun europäischen Ländern. Übertroffen wird SBS in Europa nur noch von der zum Bertelsmann-Konzern gehörenden RTL-Group, die 31 TV-Sender und 33 Radio-Stationen in zehn Ländern betreibt.
RTL soll nach Presseberichten selbst an SBS interessiert gewesen sein. Jetzt erwächst dem Branchenersten starke Konkurrenz: SBS und RTL setzen beide auf die Neugründung von TV-Sendern vor allem in Osteuropa. In letzter Zeit ist SBS dabei schneller gewachsen als die RTL-Group. Zudem ist SBS dank seiner Pay-TV-Angebote weniger vom immer noch schwierigen TV-Werbemarkt abhängig als RTL. Dafür ist die RTL-Group mit ihren diversen Produktionstöchtern (Ufa, Grundy, Fremantle) breiter aufgestellt als SBS.
Im Oktober soll eine außerordentliche Hauptversammlung der börsennotierten TV-Sendergruppe die Übernahme, der die Wettbewerbsbehörden noch zustimmen müssen, absegnen. Die Investoren KKR und Permira wollen nach Presseberichten weiter auf schnelle Expansion setzen. Permira ist auch im deutschen Markt aktiv: Die Beteiligungsgesellschaft stieg Anfang 2003 bei Premiere ein und hält nach dem Premiere-Börsengang im März dieses Jahres noch 23,7 Prozent an der Pay-TV-Platform.
SBS-Vorstandschef Markus Tellenbach kündigte an, SBS wolle „von der Fragmentierung der TV-Märkte profitieren und weitere Kanäle gründen“. Auch Tellenbach ist in Deutschland kein Unbekannter: Er war bis 1999 Geschäftsführer des RTL-Senders Vox und danach Chef bei – Premiere. STEFFEN GRIMBERG